Focusrite Scarlett 18i20

USB-Audio-Interface im 19-Zoll-Format

Autor: Erol Ergün | Fotos Peter Kaminski und Erol Ergün (2)

Focusrite bietet mittlerweile neben der Modellreihe Clarett+ auch verschiedene USB-Audio-Interfaces der Produktfamilie Scarlett für aktuelle Windows- und macOS-Computer an. Das Scarlett 18i20 4th Gen ist die Version mit der höchsten Anzahl von Ein- und Ausgängen als 19-Zoll-Version. im Handel erhältlich. Einen ausführlichen Test über die kleineren Scarlett-Modelle 2i2 und 4i4 findet ihr übrigens hier im Testbereich, wo auch das mitgelieferte Software-Bundle kurz vorgestellt wird.

Konzept und Technik

Genauso wie die kompakten Versionen 2i2, 4i4, 16i16 sowie 18i16 verfügt auch das Scarlett 18i20 über ein stabiles Metallgehäuse mit dem im Focusrite bekannten roten Finish und den sauber integrierten Bedienelementen.

Das mit Rack-Winkeln montierbare 19-Zoll-Gerät wiegt 3,3 kg. Die Bauhöhe beträgt 1 HE und einer Tiefe von 260 mm. Die Gewinde zur Befestigung der Metallwinkel verstecken sich hinter einem gummierten Sichtschutz für eine Desktop-Nutzung.

Gegenüber dem Vorgänger verfügt das Focusrite Scarlett 18i20 über eine Auto-Gain- und Clip-Safe-Funktion zur automatischen Pegelanpassung und die Option, mittels App relevante Parameter auf aktuellen Betriebssystemen iOS sowie Android per WLAN fernzusteuern. Bei der Installation der Software-Bedienungsoberfläche Focusrite Control 2 bietet Focusrite mit Easy Start ein Tutorial an, mit dem sich die Online-Produktregistrierung sowie die individuellen Einstellungen durchführen lassen. Easy Start richtet sich an Einsteiger und kann bei Bedarf auch deaktiviert werden. Auch das Software-Bundle „Hitmaker Expansion Bundle“ kann der Anwender registrieren und dann nutzen. Es enthält neben der DAW-Software Ableton Live Lite, Pro Tool Intro+ eine sechs Monate gültige Lizenz für die FL Studio Producer Edition und einige Plug-Ins. Darüber hinaus ist ein zweimonatiges Abonnement für die Mix, Mastering- und Distributionsplattform „Landr Studio“ enthalten.

Anschlüsse

Auf der Frontplatte befinden sich links zwei Kombi-Buchsen für die ersten beiden Eingänge und auf der Rückseite sind von links nach rechts der Netzanschluss (100 bis 240 V, 50/60 Hz), USB-C-Buchse für den Anschluss eines Computers, S/PDIF-Ein- und Ausgang in Form von Chinch-Buchsen und BNC-Anschluss für den Word-Clock-Ausgang angeordnet. Daneben sind zwei TOSLINK-Ein- und -Ausgänge sowie ein MIDI-Ein- und Ausgang vorhanden. In der Mitte sind die zehn symmetrischen Line-Ausgangsbuchsen mit 6,3-mm-Klinke zu finden sowie acht Kombo-Eingänge für Mikrofone oder Instrumentensignale.

Wie bei den anderen Interfaces der Scarlett-Familie werden die Abtastraten von 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz, 176,4 kHz, 192 kHz bei 24-Bit-Auflösung unterstützt. Neben den acht analogen Ein- und Ausgängen werden zwei separat regelbare Kopfhörerausgänge, sowie S/PDIF-, zwei TOSLINK- MIDI-Ein- und Ausgänge geboten. Es stehen für TOSLINK 16 ADAT-Audiokanäle bereit – also insgesamt 26 Ein- und 28 Ausgänge bei einer Abtastrate von 44,1 und 48 kHz.

Die Mikrofoneingänge bieten einen Dynamikumfang von 116 dB (A-gewichtet) und einen Verstärkungsbereich von 69 dB gegenüber dem Vorgängermodell mit 111 dB und 56 dB. Der Dynamikumfang der Line-Ausgänge hat sich ebenfalls von 108,5 auf 122 dB Dynamikumfang (A-gewichtet) verbessert. Der Hersteller gibt den Übertragungsbereich mit 20 Hz bis 20 kHz (± 0,06 dB) an.

Bedienung

Nun zu den Bedienungselementen auf der Frontplatte. Auf der rechten Seite befinden sich acht Tasten mit Status LEDs zur Aus- und Abwahl der Eingangskanäle sowie der große Drehgeber mit weißem LED-Ring für die Anpassung des Eingangspegels. Rechts daneben befinden sich Funktionstasten zur Verlinkung im Stereobetrieb, Schaltung der 48-Volt-Phantomspeisung für jeden Vorverstärkerkanal, sowie die Umschaltung zwischen Line- und Instrumenten-Pegel. Darunter lassen sich die Auto-Gain, Clip-Safe- und die Air-Funktion aktivieren.

In der Mitte ist eine gut ablesbare Bargraf-Pegelanzeige für die acht Ein- oder Ausgänge sowie für den Stereo-Monitorausgang angeordnet. Weiter rechts befinden sich Funktionstasten für die Auswahl von alternative Monitorsignalen, Anzeigeoption für Eingangs- oder Ausgangspegel, Dim-Schalter zur Reduktion aller Ausgangspegel um 18 dB und der Stummschalter für alle Ausgänge sowie der Drehgeber für den Ausgangspegel. Mit der App kann dieser auch für die Steuerung weiterer Ausgänge konfiguriert werden. Aus meiner Sicht leicht zu übersehen ist der Talkback-Schalter mit grüner LED. Einmal betätigt, wird abhängig vom Routing das Talkback-Mikrofonsignal zu ausgewählten Ausgängen geleitet, beispielsweise beide Kopfhörerausgänge in Form von jeweils einer 6,3-mm-Stereoklinkenbuchse, deren Ausgangspegel sich über Analogregler bedient lassen.

Interessant finde ich die Möglichkeit, das Gerät auch ohne Computer nutzen zu können. Im Standalone-Modus lassen sich so beispielsweise die Mikrofonvorverstärker zu den ADAT-Schnittstellen routen, um analoge Signale an digitale Mischpulteingänge zu weiterzuleiten.

Praxis

Wie bei den anderen Mitgliedern der Focusrite-Familie ist die mechanische Verarbeitung tadellos und die Anordnung der Bedienelemente ist sehr aufgeräumt. Trotz der intuitiven Bedienung des Gerätes ist eine ausführliche und sprachlich lokalisierte PDF-Anleitung verfügbar, die für die Offline-Nutzung heruntergeladen werden kann. Weiter gibt es noch online Schritt-für-Schritt-Videoclips, die klar und verständlich alle relevanten Funktionen des Geräts erläutern.

Wie schon bei den kompakteren Modellen der neusten Scarlett-Generation bietet das Focusrite Scarlett 18i20 Audio-Interface ein geringes Eigenrauschen. Die automatischen Pegelfunktionen Auto Gain und Safe Gain ermöglichen komfortabel übersteuerungsfreie Audioaufnahmen durchzuführen.



Alle relevanten Parameter können mit der kostenlos herunterladbaren Software Focusrite Control 2 konfiguriert werden. Abstürze waren auf unserem Testsystemen unter Windows 10 und Windows 11 nicht festzustellen.

Das Talkback-Routing ließ sich genauso flexibel erstellen wie die Einstellung zur digitalen Synchronisation. Beim Wechsel der Abtastrate jenseits von 96 kHz wurden keinerlei Mixer-Einstellungen mehr angezeigt. So bleibt hier nur die analoge Regelung von Pegeln am Gerät.

Als sehr praktisch erwies sich die Fernsteuerung von Parametern mit Hilfe der App. Nach dem Herunterladen im App-Store erfolgte die Verbindung mit QR-Code schnell und reibungslos. Steuerbar sind Kanal-Ein und -Ausgänge sowie Pegel für Kopfhörer und Monitorausgang.

Fazit

Die neue Generation des Scarlett 19-Zoll-Audio-Interfaces bietet ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis, denn das Scarlett 18i20 4th Gen ist im Fachhandel für ca. 600 Euro erhältlich.

Wie auch schon bei dem Vorgängermodell profitiert die aktuelle 19-Zoll-Version der Scarlett-Familie von einer nachhaltigen und konsequent durchgeführten Produktpflege. Die mittlerweile vielfältige Steuerung der unterschiedlichen Funktionen ist unkompliziert und gewinnt sehr durch die Echtzeit-Fernsteuerung von Parametern mittels Android- oder iOS-App im gleichen WLAN-Netzwerk. Das Routing der verfügbaren 26 Ein- und 28 Ausgänge für unterschiedliche Settings ist dank individuell erstellbarer Presets flexibel konfigurierbar. Es lassen sich dynamische Klangverläufe mit den verbesserten Mikrofonvorverstärkern und Auto Gain-Optionen zuverlässig druckvoll, präsent und verzerrungsfrei aufnehmen.

www.focusrite.de