Polyverse Filterverse
Effekt-Filter-Plug-In für Kreative
Autor: Peter Kaminski
Das Plug-In Filterverse von Polyverse wurde in den letzten drei Jahren entwickelt. Die erste Beta gab es bereits im Frühjahr 2024 und im Dezember 2024 wurde dann die Release-Version 1.0 angekündigt, die wir uns einmal näher angeschaut haben. Filterverse ist kein Filter um den Klang zu optimieren sondern es bietet verschiedenste Filtereffekte an, die auch weit über normale Filter-Klänge hinausgehen. Diese Filter lassen sich über umfangreiche Modulationsmöglichkeiten dynamisch verändern.
Voraussetzung und Installation
Das Plug-In wird für Windows ab Version 10 und macOS X ab Version 10.13 angeboten und zwar als VST, VST3, AAX und auch als AU (macOS).
Die Installation erfolgt über einen Installer mit Auswahlmöglichkeit für die verschiedenen Plug-in-Formate.
Beim Kauf wird eine Lizenzdatei bereitgestellt, die man nach dem ersten Start des Plug-Ins zur Lizenzierung benötigt. Die Lizenzdatei wird dazu per Drag & Drop mit der Maus auf das Plug-In gezogen.
Bedienung
Die Bedienoberfläche teilt sich in einen oberen und unteren Teil auf. Oben lassen sich die Filter einstellen und unten kann die Darstellung zwischen Preset-Browser und Modulations-Sektion umgeschaltet werden. Beim Preset-Browser gibt es neben einer Namen-Suchmöglichkeit auch die Funktion nach Merkmalen über zugewiesene Tags zu suchen. Wenn ein Preset ausgewählt ist, sieht man links eine kurze Beschreibung. Jeder Preset lässt sich auch über das Herz-Icon als Favorit markieren. Über das Mausrad und auch über die Cursor-Tasten lässt sich die Preset-Ansicht verschieben. Es gibt zudem drei verschiedene Anzeigemodi (fünf, vier oder zwei Presets pro Reihe), die sich über Icons auswählen lassen.
Über das Zahnrad-Symbol hat man Zugriff auf den Einstellbereich. Hier lassen sich globale Parameter einstellen wie die Größe der GUI und auch das Verhältnis von Qualität zu CPU-Resourcen kann in drei Stufen verändert werden, wie auch Stimmung, die Tonskala und der MIDI-Pitch-Wheel-Bereich.
Filter
Es lassen sich drei Filter gleichzeitig nutzen, die sich auf verschiedene Arten verschalten lassen (s. Abb. oben) und zwar hintereinander, parallel oder auch gemischt in Varianten.
Oben lassen sich über Reiter die drei Filter anwählen. Man sieht dann eine Filterauswahl links und rechts eine Kurzbeschreibung des Filters mit einigen Kenndaten (s. Abb. oben).
Es gibt zurzeit des Tests (Version 1.0) 25 verschiedene Filtertypen. Über den Filtertyp "Bypass" kann man das Audiosignal unbearbeitet ohne Filterung durchschleifen. Hier werden sicherlich weitere Filtertypen mit Updates folgen.
Die Filter-Bedienoberfläche und die gebotenen Parameter passen sich dem ausgewähltem Filtertyp an. Über Regler lässt sich nicht nur der Ausgangspegel, sondern auch ein Dry/Wet-Verhältnis zwischen bearbeitetem und Originalsignal sowie das Stereopanorama einstellen. Über den Taster "M/S" ist auch eine Mid/Side-Bearbeitung möglich.
Modulation
Neben den vielen Filtertypen ist die Modulation der Parameter besonders wichtig beim Konzept des Plug-Ins. Hier gibt es bis zu acht Slots für Modulationquellen. Die Modulationen lassen sich auch für Stereo-Effekte einsetzen.
Es stehen acht Generatoren, bzw. Quellen zur Auswahl zur Verfügung. Der komplexeste ist sicherlich der Sequenzer-Modulator. Interessant ist auch der Modulator "Meta Knob", mit dem sich verschiedene Parameter gleichzeitig verändern lassen.
Wenn man rechts auf das kleine Icon klickt, geht der jeweilige Modulator-Dialog auf und es lassen sich die Parameter verändern und ggf. auch mit der Maus Wellenformen zeichnen oder Hüllkurvenverläufe ändern.
Unter dem Parameter der sich modulieren lässt befindet sich ein kleines Icon (s. Abb. oben). Durch einen Klick darauf (siehe roter Pfeil) geht ein Dialog auf in dem sich der Modulationsgrad über einen Schieberegler einstellen lässt. Aktuelle Modulationszustände werden über kleine Balken links daneben angezeigt.
MIDI
Es lassen sich auch Modulationen über MIDI-Controller durchführen, zum Beispiel über das Modulationsrad oder über anderen MIDI CC. Das funktioniert natürlich in Abhängigkeit von der DAW immer etwas anders.
Bei Steinbergs Cubase oder Nuendo legt man zum Beispiel eine MIDI-Spur an und ordnet dann die Ein- und Ausgänge zu (s. Abb. oben). Hier im Beispiel kontrolliert ein Arturia KeyLab 61 das Filterverse, welches in einer Spur mit einem virtuellen Synthesizer eingebunden wurde.
Wenn die Verbindung vom Controller zum Plug-In hergestellt ist, lässt sich über eine MIDI-Learn-Funktion (aktivieren und MIDI-Controller bewegen) ein Controller anlernen. Dazu muss man mit der rechten Maustaste auf einen Parameter klicken. Dann erscheint der Dialog.
Angelernte MIDI-Controller lassen über den Dialog auch wieder entfernen.
Praxis
Wir haben das Filterverse Plug-In in der Version 1.0 auf einer AudioKern B14 DAW von Digital Audio Service getestet und zwar unter Windows 11 mit Nuendo 13.0.51 als DAW-Host-Software. Die Bedienung ist sehr strukturiert und eine umfangreiche englischsprachige Anleitung mit über 120 Seiten hilft jede offenen Fragen zu beantworten. Probleme beim Betrieb konnten wir nicht feststellen. Bei Maximaleinstellung des CPU/Quality-Parameters wird schon einiges an CPU-Leistung benötigt. Für eine zeitgemäße Workstation stellt die aber keine Überforderung dar. Die Einstellung Mitte kann man bedenkenlos nutzen und sie bietet auch das beste Verhältnis zwischen Klangqualität und Leistungsbedarf.
Das Filterangebot ist doch extrem umfangreich, wie auch die einstellbaren Parameter eines Filters. Vom bekannten Ladder-Filter (Lowpass, Bandpass, Highpass mit erster bis vierter Ordnung), Butterwoth-Filter, Multi-Band-Filter, Formantfilter bis hin zu spezielleren Filtern wie mit denen sich Phaser- oder Flanger-Effekte erzielen lassen oder Filter für Physical Modelling, Hall-Ähnliche-Filtereffekte, Gitarren-Lautsprecher-Simulation, Delay-Effekte inklusive Granular-Delays. Viele der Filter lassen sich auch in einem oszillierenden Betrieb versetzen oder bieten auch Sättigungs-Effekte.
Bemerkenswert ist die Anzahl und auch hohe Qualität der Presets. Hunderte von Presets stehen dem Anwender bereit. Über die Suche mit den Tags, bzw. Merkmalen kommt man schnell Presets angeboten, die zu den aktuellen Bedürfnissen passen und sich ggf. leicht ändern lassen. Bei manchen Presets kann man kaum glauben, dass sich diese Klänge mit Filtern realisieren lassen. Die klangliche Bandbreite ist enorm und das nicht zuletzt durch die umfangreichen Modulationsmöglichkeiten.
Fazit
Das Plug-In kann man direkt auf der Hersteller-Web-Site beziehen und kosten 149 US$. Filterverse bietet Effektfilter für Kreative und experimentierfreudige. Die extrem vielen Presets machen es dem Anwender einfach schnell etwas klanglich Interessantes zu finden. Das Plug-In lässt sich bei Pop-Musik-Produktionen bis hin zu experimenteller Musik einsetzen. Besonders in Verbindung mit virtuellen Instrumenten und Synthesizern oder bei E-Gitarre ist Filterverse eine interessante Bereicherung, aber auch bei akustischen Aufnahmen und Gesang wird der kreative Anwender interessante Klänge produzieren können.