Erica Synths Perkons Voice
Einzelstimme aus dem Perkons HD-01 im Eurorack-Format
Autor: Peter Kaminski | Fotos: Peter Kaminski und Archiv (2)
Elektronische Drum- und Perkussion-Instrumente werden vom Lettischen Hersteller Erica Synths eine ganze Reihe angeboten. So auch die Drum Machine "Perkons HD-01" im Desktop-Format mit vier Stimmen und integriertem Step-Pattern-Sequenzer. Perkons HD-01 ist ein vielseitiges Drum- und Perkussion-Instrument. Seit Juli 2025 gibt es eine Stimme des Perkons auch als Modul im Eurorack-Format, was wir uns einmal genauer anschauen möchten. Übrigens ist "Pērkons" ein lettisches Wort und bedeutet auf Deutsch "Donner" oder "Gewitter". Mal sehe, ob das Perkons-Eurorack-Modul auch so gewaltig daherkommt wie der Name es verspricht.
Technische Daten
Das Modul ist als Sandwich mit zwei übereinander angeordneten Platinen aufgebaut und zwar eine für die Aufnahme der Bedienelemente und Buchsen und eine weitere für die anderen elektronischen Bauelemente, komplett mit SMD-Bestückung. Das Modul ist 14 TE breit bei einer Bautiefe von 35 Millimeter.
Die Stromaufnahme beträgt bei der +12 Volt Spannungsversorgung ca. 55 mA und bei -12 Volt ca. 30 mA. Auf der Rückseite sieht man neben dem Pfostenstecker für die Stromversorgung des Moduls noch eine USB-C-Buchse, die der Verbindung zu einem Rechner dient, um die Firmware des Moduls zu aktualisieren. Der Audio-Ausgangspegel beträgt 10 Volt Spitze/Spitze und der CV-Eingangs-Spannungsbereich -5 bis +5 Volt.
Konzept
Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf den Perkons HD-01. Im unteren Bereich ist der Pattern-Sequenzer angeordnet und oben vier Stimmen sowie eine Mastersektion.
Wenn man sich die vier Stimmen des Perkons HD-01 anschaut, dann sehen diese sich sehr ähnlich. Die Funktionen der Regler sind auch identisch. Es ist aber so, dass der Perkons HD-01 je Stimme drei Algorithmen mit jeweils drei Modes pro Voice bietet. Diese sind aber nicht bei allen Stimmen gleich, sondern die Algorithmen und Modes sind meistens andere. Die Parameter 1 und 2 passen sich je nach angewähltem Algorithmus, bzw. Mode entsprechend an.
Bei der Perkons Voice Eurorack-Modul gibt es dagegen eine Auswahl von 13 Algorithmen mit Variationen und zwar:
- A1 bis A3: Fold Drum 1 (Sinuswellenform)
- B1 und B2: Complex Drum (FM-Synthese)
- C1 bis C3: Wave Morth Drum (Wavetable-basierend)
- D1 bis D3: Puls Drum
- E1: Resonant Bass Drum (basierend auf Resonanzfilter)
- F1: Resonant Snare Drum (basierend auf Resonanzfilter)
- G1: Space Snare
- H1: Slap (analoger Clap Sound)
- I1 bis I3: Karplus Strong
- J1 und J2: Cymbals
- K1: Noise Crush
- L1: Metalic Noise
- M1 bis M3: Sample Player
Man sieht an dieser Liste, das Perkons Voice sich bei den Algorithmen an die Algorithmen und Modes von Perkons HD-01 orientiert aber es ist kein exaktes Spiegelbild. Den Sample Player gibt es quasi als Zugabe. Die verschiedenen Variationen sind jeweils leichte Abwandlungen, wie andere Transienten-Gestaltung oder andere Wavetables etc., was man beim Perkons HD-01 ja über die Auswahl des Modes verändern kann.
Bedienung
Nun zu der Bedienung der Perkons Voice. In der zweistelligen 7-Segement-Anzeige wird je nach dem was man angewählt hat der Algorithmus oder der selektierte Patch angezeigt. Mit dem Drehgeber rechts neben dem Display wählt man Algorithmus oder den Patch aus.
Wenn ein Algorithmus angezeigt wird, kann man durch Drücken des Drehgebers zwischen "Mono" und "Poly" Play-Mode umschalten. Bei Mono wird bei einem neuen Trigger die klingende Stimme angebrochen und eine neu gestartet. Im Poly-Mode klingt die getriggerte Stimme weiter aus und die neue startet. Bis zu vier Stimmen können im Modus Poly parallel ausklingen. Wenn ein Patch angezeigt wird dann wird durch kurzes Drücken das Preset geladen und durch langes Drücken im gewählten Preset gespeichert. Es lassen sich bis zu 99 Patches speichern.
Durch Drücken des Buttons ALGO und dann PATCH gelangt man in den Setting-Modus, mit dem sich 14 Parameter einstellen lassen, wie zum Beispiel default Voice Mode (Mono/Poly), Spannungsbereich der Kontrollspannungs-Eingänge, Lademodus der Patches (Encoder drücken erforderlich oder sofortige Umschaltung), Umschalten von Werks- auf User-Samples und man kann auch eine Kalibrierung vornehmen sowie die Werkseinstellungen wieder herstellen.
Darunter befinden sich sechs Regler für die Tonhöhe, die Abfallzeit, den Pegel bzw. Drive, Filterfrequenz sowie zwei Parameter die sich je nach gewähltem Algorithmus entsprechend in der Zuordnung ändern. Bei dem Algorithmen A1 bis A3 ist dies zum Beispiel die Größe der Pitch-Hüllkurve, bzw. der Grad der Modulation. In der ersten Version der Anleitung ist die Beschreibung der Parameter 1 und 2 für den Algorithmus A scheinbar verkehrt herum angegeben.
Bei vielen Algorithmen lässt sich hier auch über den Parameter 1 einen Hall- oder der Rauschanteil einstellen. Parameter 2 regelt unter anderem Filtereinstellung oder den Grad der Attack Envelope. Mit dem Taster VCF kann man zwischen den Filtertypen Tiefpass, Hochpass und Bandpass umschalten. Die Stärke der LED zeigt im Regelfall an welcher Filtertyp angewählt ist.
Nun zu den zehn Ein- und Ausgängen. Neben dem monophonen Audioausgang gibt es einen Trigger- und einen Accent-Eingang zur Betonung (plus 2 dB). Über dem Trigger-Eingang gibt es auch noch einen kleinen Taster zum manuellen Auslösen. Weiter lassen sich alle sechs einstellbaren Parameter über Steuerspannungen verändern.
Über PATCH CV lassen sich sogar Patches über eine Steuerspannung selektieren. Ab Werk ist der Spannungsbereich von 0 bis +5 Volt den ersten 60 Presets zugewiesen, also ein Patch pro Halbtonschritt (0,0833 V). Über die zuvor erwähnte Konfigurationseinstellungen lässt sich dieser Bereich und auch die Start-Patch-Nummer anpassen.
Praxis
Die Bedienung des Moduls ist zum Glück so gestaltet, dass eine intuitive Bedienung möglich ist. Das Modul ist funktionell nicht überladen, wie doch soviele andere Module am Markt. Am Anfang ist es vielleicht hilfreich die Seite mit den Algorithmen und den zugeordneten Parametern 1 und 2 bereit zu halten. Aber nach kurzer Erfahrung mit dem Modul dreht man eben an einem der Regler und hört dann ja auch was verändert wird. Schön, dass sich hier wirklich alle Parameter über Steuerspannungen ändern lassen. Darüber kann man auch dynamisch veränderbare Drum Sounds schnell realisieren.
Standardmäßig sind drei Hi-Hat-Samples für den Algorithmus "M" abgelegt. Man kann drei alternative Samples in das Modul über USB ablegen. Diese müssen den Dateinamen "1", "2" oder "3" haben, 48-kHz-Abtastrate und 16-Bit-Wortbreite aufweisen und dürfen 256 kB Größe nicht überschreiten. Eine kleine Einschränkung ist, dass bei Dateien die an diese Maximalgrenze stoßen, diese dann einzeln hochzuladen sind, da es sonst ein Fehler auslösen kann. Darauf wird aber auch in der Anleitung hingewiesen. Die Umschaltung zwischen Werks- und User-Samples erfolgt über die Konfigurationseinstellung.
Die Patch-Umschaltung funktioniert ohne Probleme, so dass man ohne hörbare Artefakte umschalten kann es sein den die Wechselfrequenz ist extrem schnell. Man sollte bei so einem Einsatz auf jeden Fall den Modus Poly aktivieren. Es kann auch Sinn machen Perkons Voice statt mit einem Pattern Sequenzer mit einem Step Sequenzer wie dem Erica Synths Black Sequenzer anzusteuern, um ggf. diese schnellen Patch-Wechsel programmieren zu können. Anzumerken ist noch, dass 45 Patches schon ab Werk vorkonfiguriert sind. Die Patches stammen wohl alle von KODEK. Die sind praxisnah programmiert und lassen sich sofort einsetzen. Ich habe die in der Konfiguration auch nach kurzer Erfahrung die direkte Anwahl der Preset ohne Druckbestätigung des Encoders gewählt, da ich dies praktischer finde. Bei Live-Anwendungen kann es aber mehr Sinn machen die Patch-Umschaltung über Knopfdruck auszulösen. Auch melodische Sound, bzw. melodische Phrasen lassen sich erzeugen, wenn man das in einem kleinen Live-Setup statt Drum Sounds mal braucht. Der Eingang TUNE CV ist ja auf 1 V/Oktave justiert.
Mit Perkon Voice lassen sich die verschiedensten klassischen Drum Sound kreieren. Diese klingen überzeugend und lassen sich in großen klanglichen Umfang verändern. So kann man tolle Bass Drums, Snares, Claps und vieles andere programmieren. Die Stärke von Perkons HD-01 und Perkons Voice liegt aber bei Sounds, die abseits der klassischen 808 und 909 Klängen liegen. Es lassen sich da sehr eindrucksvolle Klänge erzeugen, die die speziell House-, Techno-, Trance- und andere EDM-Fans begeistern wird. Gerade in Zusammenhang mit den klassischen Drum-Sounds kann man hier in einem Setup noch mal Akzente setzen.
Da kann es in einem Live-Setup auch mal Sinn machen, mehrere Perons Voices zu nutzen. Man kann die Presets per Steuerspannung zwar umschalten, aber im Live-Bereich möchte man ja vielleicht die Parameter der Patches in Echtzeit verändern und das geht dann natürlich nicht mit nur einem Modul. Auch wenn die Algorithmen und Varianten nicht ein-zu-eins identisch mit denen von Perkons HD-01 sind, so ist doch alles im Wesentlichen vorhanden und bietet das was der Perkons HD-01 bietet und mit dem Sample-Algorithmus sogar noch etwas mehr.
Fazit
Der Preis für das Perkons Voice Eurorack-Modul von Erica Synths liegt bei ca. 300 Euro. Perkons trägt seinen Namen zu Recht. Klanglich ein gewaltiges Werkzeug für elektronische Perkussion, besonders abseits der üblichen analog E-Drum-Klänge.