Lurssen Mastering Console und Lurssen Mastering EQ

Mastering Suite von IK Multimedia

00 intro

Lurssen Mastering ist ein Mastering Studio in Los Angeles mit dem Namensgeber Gevin Lurssen und Reuben Cohen. Gevin Lurssen ist vierfacher Grammy-Gewinner und Reuben Cohen hat den Latin Grammy und das TEC Award erhalten. Also keine Unbekannten und zudem sehr erfolgreiche Mastering-Toningenieure. Das Studio ist sowohl für Stereo- als auch für Dolby-Atmos-Mastering ausgestattet. Die Werkzeuge die wir hier vorstellen sind aber ausschließlich für das Mastering von Stereo-Produktionen geeignet.

Das erste Produkt was in Zusammenarbeit zwischen Lurssen Mastering und IK Multimedia entstand war die "Lurssen Mastering Console". Im März 2025 folgte dann der "Lurssen Mastering EQ". Beide sind auch als Software-Bundle "Lurssen Mastering Suite" bei IK Multimedia erhältlich. Wir wollen hier beide Produkte vorstellen aber anzumerken ist, dass die Produkte unterschiedliche Zielgruppen ansprechen dürften.

Installation und Voraussetzung

Beide Produkte werden für macOS (ab 10.15) und Windows-Betriebssysteme (ab Windows 10) angeboten. Es gibt auch eine iOS-Version der Lurssen Mastering Console mit In-App-Kaufoption aber die wollen wir hier nicht weiter betrachten. Zur Installation gibt man die Seriennummer des Bundles oder des einzelnen Produktes in dem IK Multimedia Product Manager ein. Das erfordert ein Kundenkonto auf der Web-Site von IK Multimedia.

01 install

Die Lurssen Mastering Console steht ja zur Installation als Stand-Alone und Plug-In und der EQ ausschließlich als Plug-In bereit. Die Lurssen Mastering Console ist im Product Manager als einzelnen Produkt gelistet und kann dann installiert werden.

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Unterstützte Plug-In-Formate sind VST 2, VST 3, AAX und AudioUnit (für macOS). 

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Wenn man das Bundle oder den Equalizer einzeln gekauft hat muss man unter dem Reiter T-RackS und dort unter dem Reiter "Processors" nachschauen und dann kann man die Installation des EQs durchführen (s. Abb. oben). Das liegt daran, dass der Lurssen Mastering EQ über die T-RackS Shell eingebunden werden kann aber enben nicht Bestandteil des T-RackS 6 MAX-Bundle ist. 

Lurssen Mastering EQ

Der Lurssen Mastering EQ ist eine Simulation des zweikanaligen Fünfband-Röhren-Equalizers EAR 825Q, der von dem englischen Ingenieur Tim de Paravicini, der leider 2022 verstarb, entwickelt wurde. Er hatte 1977 die Firma EAR Yoshino (EAR steht dabei für "Esoteric Audio Research") in Großbritanien gegründet. Er entwickelte sehr viel hochwertige und legendäre Komponenten im Hifi-Konsumerbereich aber auch für die Studiotechnik.

Beim originalen EAR 825Q kamen gleich drei Übertrager pro Kanal zum Einsatz. In der Verstärkerstufe wurden drei Röhren des Typs PCC88 verwendet. Pro Kanal kamen vier Spulen zur Anwendung. Der Equalizer war legendär aber eben auch genauso selten. Daher hatten verschiedene Projekte einen Nachbau des Equalizers zum Ziel. Auch kein Wunder, denn für Originale werden hohe fünfstellige Euro-Beträge verlangt. Ein kommerzieller Nachbau ist zum Beispiel der 825EQ von IGS Audio, der aber auch schon ca. 4000 Euro kostet. Das Layout des Lurssen Mastering EQ sieht übrigens dem IGS Audio EQ ähnlich.

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Der Lurssen Mastering EQ bietet die gleichen Filterfrequenzen wie das Original. Der EQ hat ein High- und Low-Shelf-Filter mit jeweils vier anwählbaren Filterfrequenzen sowie drei Bandfilter mit fünf schaltbaren Frequenzen. Der einstellbare Verstärkungsbereich liegt zwischen -34 und +34 dB. Das ist für ein Equalizer schon ein sehr großer Einstellbereich.

Das Original war als Dual-Mono ausgelegt. Beim Lurssen Mastering EQ Plug-In lassen sich beide Kanäle für den Stereo-Betrieb von der Bedienung der Kanäle her verlinken und er kann auf MS-Bearbeitung (Mid/Side) umgeschaltet werden. Über den Schalter COLOR kann die Vorverstärker-Simulation ein- oder ausgeschaltet werden und es lässt sich dann eine Sättigung einstellen (-15 ... +15 dB) die für eine Klangfärbung sorgt.

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Es gibt auch viele Presets die von Gevin und Reuben für das Plug-In erstellt wurden, die sich über den Preset Browser auswählen lassen. Diese bieten eine gute Basis aber wer einen solchen EQ im Mastering nutzt wird wohl eher ohne Presets arbeiten und sich mehr auf sein Gehör verlassen. Der Lurssen Mastering EQ lässt sich übrigens als Einzel-Plug-In oder auch über T-RackS nutzen (s. Abb. unten).

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Nun einmal zum Klang des Lurssen Mastering EQ. Die leicht warme Färbung durch die Röhren ist sehr dezent. Die Güte, bzw. Bandbreite der Filter ist ja fest vorgegeben. Die Güte ist relativ gering oder anders gesagt die Filterbandbreite ist relativ groß und die Bänder greifen auch etwas ineinander. Daher ergibt sich eine sehr weiche Einstellung und genauso, wie ich mir das persönlich auch für einen Mastering-EQ wünsche, mit dem ich den Grundklang bearbeiten will. Bei der Gain-Einstellung muss man vorsichtig agieren denn die +/- 34 dB Regelbereich sind schon sehr extrem. Zur feineren Einstellung kann man beim Verändern mit der Maus die Shift-Taste gedrückt halten und dann lässt sich die Verstärkung sehr fein justieren.

Auch die zusätzlichen Harmonischen die über die Color-Funktion hinzugefügt werden sind sehr fein einstellbar und zurückhaltend. Der Clou gegenüber dem Original ist der Mid/Side-Kanal, der besonders für das Mastering eine tolle Option ist. Natürlich lässt sich der Lurssen Mastering EQ auch in einer Summe einsetzen. Für die Bearbeitung von Instrumenten kommen aber sicherlich eher andere Equlizer-Konzepte in Frage. Der Haupteinsatzbereich ist auf jeden Fall das Audio-Mastering.

Lurssen Mastering Console

Nun zum zweiten Produkt der Lurssen Mastering Console von IK Multimedia. Der Name lässt vermuten, dass er ähnlich arbeitet wie die Mastering Console von T-RackS. Das Konzept ist aber ein ganz anderes.

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Das Plug-In kann man als Plug-In oder auch als Stand-Alone-Software nutzen.

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Bei der Stand Alone-Version lässt sich daher zusätzlich das Audio-Interface konfigurieren (s. Abb. oben).

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Oben im Kopf befinden sich bei der Stand-Alone-Version zwei Icons mit den man zwischen der Wellenformdarstellung und der Signalpfad-Darstellung umschalten kann. Beim Plug-In mit der Echtzeitbearbeitung entfällt die Umschaltung. Im unteren Teil der Konsole befinden sich die VU-Aussteuerungsanzeigen, Eingangspegel- und Push-Regler sowie die in der Verstärkung einstellbaren fünf Filter mit festen Filterfrequenzen. Mit dem Push-Regler wird die Verstärkungseinstellungen aller Filter gemeinsam justiert. 

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Bei der Stand-Alone-Version auf der linken Seite im Kopf lässt sich ein komplettes Projekt oder die einzelnen Songs eines Projektes laden, bzw. speichern. Über das Menü SONG kann dann der jeweils zu bearbeitende Song ausgewählt werden (s. Abb. oben).

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Wenn man auf den Reiter Signalpfad wechselt wird das Konzept der Lurssen Mastering Console deutlich. Im Gegensatz zu der Mastering Console von T-RackS werden hier vorgegebene Prozessor-Anordnungen über Presets geladen, die zum Teil auch schon entsprechend voreingestellt sind.

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Insgesamt stehen 40 Presets zur Verfügung, die nach musikalischen Genres sowie Klangfärbung geordnet sind.

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In der Darstellung des Signalpfads mit den einzelnen Prozessoren wie Equalizer, Limiter, De-Esser und Kompressor befinden sich Pegelanzeigen und ggf. auch Parameter die verändert werden können, wie Schwellwerte für De-Esser oder Kompressor und Makeup-Gain.

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Die Anzahl der einstellbaren Parameter ist aber überschaubar. Man möchte mit der Lurssen Mastering Console also eine Zielgruppe ansprechen, die selber Mastering durchführen möchte und das gegebenenfalls direkt in der Stereosumme nach Beendigung des Mix und das auch mit überschaubarem Aufwand und Eingriffsmöglichkeiten. Das entscheidende für den Klang ist die Auswahl des Presets, denn damit sind die Filtereinstellungen vorgegeben. Daher könnte auch hier ein nachgeschalteter Lurssen Mastering EQ hilfreich sein um Anpassungen nach eigenen Vorstellungen zu korrigieren. Allerdings denke ich, wer das machen möchte, der wir einen anderen Workflow wählen und sich die Mastering-Komponenten selber zusammenstellen und konfigurieren und das mit einer für Mastering geeigneten Software, bzw. Editor tun oder eben mit der IK Multimedia T-RackS Mastering Console, die deutlich mehr Flexibilität bietet.

Fazit

Wir wollen an dieser Stelle einmal keine Preise nennen den bei diesen Produkten gibt es häufig Sonderangebote. Man sollte sich auf der Web-Site von IK Multimedia informieren. Neben dem hier beschriebenen Bundle gibt es auch noch ein Bundle zusammen mit T-RackS 6 MAX. Dies kann preislich besonders interessant sein und hier sind noch viele weitere sehr interessante Produkte für das Audio-Mastering verfügbar.

Der Lurssen Mastering EQ ist wirklich ein sehr überzeugender Equalizer speziell für Mastering-Applikationen. Er lässt sich sehr detailliert einstellen und gestattet eine sehr gute Klangformung schon gemischter Produktionen, wo man letzte Details herausarbeiten möchte. Eine wirkliche Empfehlung für Mastering-Ingenieure. Ich werde den EQ auf jeden Fall in häufiger einsetzen.

Die Lurssen Mastering Console dagegen ist eine Lösung für Anwender die einen möglichst geringen Aufwand bei Mastering betreiben möchten und schnell zum Ziel kommen wollen und zudem das Mastering nicht aus der Hand geben möchten. Man kann das eigene Mischergebnis mit der Lurssen Mastering Console deutlich verbessern und es ist viel Know-how von Gevin Lurssen und Reuben Cohen in die Lurssen Mastering Console eingeflossen aber man darf natürlich auch nicht erwarten, dass das Ergebnis das gleiche ist, wie es ein Mastering-Ingenieur mit seiner jahrelangen Erfahrung und seinen meisten sehr speziellen Audioprozessoren erreichen kann. 

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