Tracktion Horizen von TheSynthFactory

Multi-Instrument Synthesizer mit zehn Stimmen

Autor: Peter Kaminski

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Tracktion bietet eine ganze Reihe von Synthesizern verschiedener Hersteller an. Auf der Suche nach einem Synthesizer für den Bereich Filmvertonung und Ambient-Musik bin ich auf den Horizen von TheSynthFactory gestoßen. TheSynthFactory ist ein Duo bestehend aus dem Produzent und Komponist Andy Hodgson der die OrangeThreeStudios in Norfolk betreibt und dem Audio-Entwickler Lindon Mulcahy-Parker, der mit Channel Robot eine eigene Audio-Software-Entwicklung in East Yorkshire in Großbritannien hat. Aus seiner Erfahrung als Sound Designer fand Andy, dass es im Bereich Synthesizer noch große Lücken im Angebot gibt und entwickelte seine eigenen Ideen. Er suchte vor vielen Jahren nach einem Entwickler, um seine Ideen umzusetzen und durch Zufall haben sich Andy und Lindon kennengelernt. Lindon hatte auch schon etwas in Arbeit und man hatte viele Gemeinsamkeiten festgestellt und man trat nun zusammen unter dem Label "TheSynthFactory" auf. Horizen 1.0 war der erste Prototyp, um herauszufinden, was sich die Anwender wünschen würden. Man sprach zunächst einen kleinen Kundenkreis an und suchte dann nach einem Vertrieb um mehr Kunden zu erreichen, den man dann mit Tracktion fand. Mittlerweile ist Horizen 2.6 veröffentlicht und wir wollen einmal einen detaillierten Blick auf das virtuelle Instrument werfen.

Voraussetzung und Installation

Horizen gibt es als VST3-Plug-In für macOS (ab 10.9.5, 64 Bit und Apple Silicon) und für Windows-Betriebssystem (ab Windows 8, 64 Bit). Für macOS wird auch ein Plug-In im AudioUnit-Format angeboten. 

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Der Download und die Installation der Plug-Ins und auch der angebotenen Expansion Packs erfolgt über den Tracktion Download Manager. Es ist also auch ein Kundenkonto bei Tracktion erforderlich. 

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Die Aktivierung erfolgt über die Zugangsdaten zum Tracktion-Kundenkonto (s. Abb. oben).

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Die Sample-Dateien können in einem vom Anwender definierten Ordner abgelegt, bzw. verschoben werden.

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Angegeben wird der Quellordner im Settings-Dialog ganz unten im Fenster (s. Abb. oben). Hier lässt sich auch die Anzahl der Stimmen begrenzen.

Bedienung

Oben im Kopf kann man das Preset über zwei Tasten zum nächsten oder vorherigen Preset in der Preset-Namensliste wechseln oder durch einen Klick mit der Maus auf den Preset-Namen den Preset Browser aufrufen.

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Im Preset Browser (s. Abb. oben) kann man nach bestimmten Kriterien suchen und bekommt auf der rechten Seite dann eine Liste. Auch ein mehrfaches Auswählen von Kriterien ist hier möglich (UND-Verknüpfung). Es lassen sich auch Tags neu anlegen oder editieren und auch Favoriten können hier festgelegt werden. Nach dem Laden von Expansion Packs wird auch automatisch ein Tag für das jeweilige Expansion Pack angelegt.

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Das Konzept von Horizen basiert auf bis zu zehn parallelen Stimmen und zwar vier Stimmen mit Samples, vier Synthesizer-Stimmen mit jeweils zwei Oszillatoren mit festen Wellenformen oder Wavetables sowie zwei Loop-Player. Dies garantiert klanglich komplexe Sounds.

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Jede dieser Stimmen verfügt über ein nachgeschaltetes Filter (acht verschiedene Filtertypen sowie Ringmodulator) mit Hüllkurvengenerator und einem Equalizer dessen Frequenzverlauf grafisch editiert werden kann (rechte Seite im Plug-In-Fenster). Dazu gibt es auch noch eine Möglichkeit der Frequenzmoduation in dieser Sektion und zwar individuell für jede Stimme. Im Kopfteil unter der Preset-Auswahl lässt sich eine der zehn Stimmen auswählen und dann im rechten und linken Fensterteil des Plug-Ins die entsprechenden Parameter der Stimme editieren.

In der Mitte befindet sich ein weiterer von den Stimmen unabhängiger Dialog, der sich über fünf Tasten umschalten lässt. Hier kann man zwischen einem X/Y-Pad für Echtzeit-Beeinflussung mit der Maus oder aufgezeichnete Modulationsverläufen, verschiedenen Modulatoren, einem Play-Dialog, verschiedenen Effekten sowie der Verwaltung der Expansion Packs umschalten. 

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Im Modulations-Tab stehen neben sechs LFOs jeweils zwei Modulationsmöglichkeiten für Keyboard-Tracking, Velocity und MIDI CC bereit (s. Abb. oben) 

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Der Play-Dialog bietet zwei komplexe Arpeggiatoren sowie einen Chord-Player (s. Abb. oben)  

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Die Effektsektion bietet vier Effekt-Slots mit einer ganzen Reihe von verschiedenen Effekten.

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Man sieht, dass das Angebot mit 23 internen Effekten sehr groß ist (s. Abb. oben).

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In dem letzten Reiter in der mittleren Sektion sieht man welche Packs geladen sind und es lassen sich auch neue Packs hinzuladen. Dazu mehr im Praxisabschnitt.

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Oben im Kopf gibt es noch weitere Dialoge die sich aufrufen lassen. Links neben der Preset-Auswahl gibt es ein Input Dialog mit dem für die Keyboard-Velocity, Keyboard-Bereichszuweisung, MIDI CC sowie Zuweisung von Parametern auf das X/Y-Pad.

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Über die "Randomisation Engine" lassen sich zufällige Presets generieren (s. Abb. oben). 

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Über die "Realism Engine" kann der Anwender analoge Toleranzen bei verschiedenen Parametern simulieren. 

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Und ganz rechts gibt es noch ein Taster für das Aufrufen des Output-Dialogs, wo auch noch ein in der Stärke regelbarer Sättigungseffekt sowie zuschaltbare Soft-Clipper, Transient Manager und ein Limiter bereitstehen (s. Abb. oben). Soweit der kurze funktionelle Überblick über Horizen.

Praxis

Wir haben die Version Horizen 2.6.1 unter Windows 11 auf einer AudioKern B14 DAW von Digital Audio Service mit Tracktion StageBox und Steinberg Nuendo 14 als Host-Software getestet. Mit der Version 2.6 sind nochmal eine ganze Menge von neuen Leistungsmerkmalen in Horizen hinzugekommen. Erstaunlich ist, dass Horizen trotz der hohen Komplexität extrem wenig CPU-Resourcen benötigt. In Nuendo waren nur leichte Änderungen im Performance Meter feststellbar, die vielleicht in den Spitzen fünf Prozent mehr Leistung abforderte. Auch auf Rechnern mit nicht so hoher Leistungsfähigkeit sollten also keine Probleme auftauchen.

Die Bedienung ist beim Anpassen von Presets relativ übersichtlich. Man muss das Plug-In-Fenster doch entsprechend groß aufziehen (Hälfte des Bildschirms), da die Beschriftungen zum Teil relativ klein gehalten sind. Interessant zu erwähnen ist, dass man eigene Samples einfach in die entsprechende Stimme mit der Maus per Drag & Drop ziehen kann. In der Version 2.6 ist dabei auch ein besseres Setzen der Loop-Punkte dank einer größeren Bildschirmdarstellung möglich.  

Das Erstellen von komplett eigenen Presets erfordert aber schon Erfahrung im Umgang mit Synthesizern und vor allem auch viel Geduld. Horizen ist richtig komplex. Wir haben hier in unserer Beschreibung daher auch nur die groben Leistungsmerkmale aufzeigen können. Aber es gibt ja die vielen und zudem wirklich guten Sound Packs von Tracktion für Horizen.

Mit Horizen werden über 380 Presets mitgeliefert. Es stehen eine ganze Reihe von optionalen Expansion Packs für Horizen bei Tracktion zur Verfügung. Zurzeit (September 2025) sind es fünf und zwar Empire Bass, 84 All Year, Underground, Deep Horizon und Tape-OP. Besonders beeindruckt hat uns Deep Horizen (70 Presets) mit seinen vielen Kino-reifen und Underground (47 Presets) mit seinen eher düsteren Sounds. Tape-OP (73 Presets) erinnert mich etwas an Mellotron-like Sounds zum Teil bewusst mit Nebengeräuschen. Empire of Bass (59 Presets) ist ein sehr überzeugendes Expansion Pack mit ganz tollen, fetten und zum Teil sehr dynamisch modulierten Bässen, nicht nur für den Kino- oder Videoton sondern auch für viele andere musikalische Einsatzbereiche. Wenn man alle verfügbaren Sound Packs installiert stehen dem Anwender also fast 700 Presets zur Verfügung. 84 All Year (62 Presets) bringt klassische analog Sounds in Horizen.

Das Erweitern der Sound Packs finde ich persönlich allerdings von der Handhabung her etwas kompliziert. Über den Tracktion Downloader ladet man sich eine Datei auf den Rechner. Dann muss man im Plug-In über die EXP-Sektion diese Datei selektieren. Es beginnt dann erst der wirkliche Download des Sound Packs als mehrere datenkomprimierte Dateien. Sind diese auf dem Rechner abgelegt so werden sie automatisch entpackt und dann die Samples in dem zuvor definierten Ordner abgelegt (wie im Setting Dialog des Plug-Ins definiert). Bei uns mussten wir die nach dem Installieren die nicht mehr erforderlichen gepackten Dateien allerdings immer manuell löschen.

Fazit

Tracktion Horizen wird für 129 US$ angeboten. Jedes der Expansion Packs kostet zusätzlich noch einmal 30 US$ und ist sein Geld wert. Zusammen mit allen Soundpacks liegt man also bei ca. 280 US$. Für Film-, bzw. Videovertonung und auch im Bereich der Ambient-Musik ist der Horizen von Tracktion vom Sound her wirklich überzeugend mit seinen parallelen Sound Engines. So etwas vergleichbares in der Form bieten nur sehr wenig virtuelle Instrumente. Die optionalen Sound Packs runden das positive Gesamtbild des Tracktion Horizen ab. Übrigens gibt es auch eine vom Funktionsumfang her unlimitierte Testversion, die man eine Woche ausprobieren kann.

https://tracktion.com