Dolby Studio Spotlight: Patrik Majer

Foto: Julian Collet

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Was haben Nick Cave and The Bad Seeds, Wir Sind Helden, Saint Lu und Element Of Crime gemeinsam? Sie haben alle mit Produzent, Mixing Engineer und Studiobetreiber Patrik Majer zusammengearbeitet. Seit einigen Jahren bietet der Besitzer des Freudenhaus Studios auch Mischungen in Dolby Atmos an – und arbeitet inzwischen etwa die Hälfte der Zeit immersiv.

Zwar ist momentan der Hauptmix noch der Stereomix, aber Patrik Majer sieht eine Entwicklung hin zu Immersive Audio. „Es gab ein paar, die Dolby Atmos hier im Studio gehört haben und so begeistert waren, dass sie das beim nächsten Album direkt mit berücksichtigen wollen“, erzählt Majer und ergänzt ein berühmtes Beispiel. „Billie Eilish hat angeblich ihr letztes Album schon direkt in Dolby Atmos produziert und im Nachgang den Stereomix gemacht. Wenn man sich das Album anhört, ergibt das auch Sinn, das ist so genial gemischt. Ihre ganzen Backings, ihr Wispern – das klingt in Stereo schon gut, aber in Dolby Atmos verteilt sich das richtig im Raum.“

Generell steigt die Begeisterung für immersives Audio auf der Künstlerseite. „Ich habe wirklich niemanden erlebt, der Dolby Atmos hier bei mir im Studio gehört hat und nicht begeistert war“, berichtet Majer stolz. „Alle, die das Format mal richtig gehört haben, wollen das bei ihrer nächsten Produktion einbinden.“ Ein Grund für die wachsende Begeisterung für lebendig gemischtes Dolby Atmos liegt in der verbesserten Qualität der Mischungen, wie Majer meint. „Die Mixe sind besser geworden. Die Leute gehen viel musikalischer ran.“ Den Grund dafür sieht Majer in der Spezialisierung der Leute, die das Format anfangs anbieten konnten. „Ich hatte oft den Eindruck, dass sich zunächst eher Postpro-Leute um diese Mixes gekümmert haben. Die gehen sowohl geschmacklich als auch technisch ganz anders an eine Mischung ran. Die nehmen im Raum herumfliegende Sounds viel ernster als jemand wie ich, der die Musik eher konservativ gestaltet und vor allem auf Punch Wert legt.“

Dieser Punch kommt nicht von ungefähr, sondern ist das Resultat von Majers Vorgehen beim Anlegen einer Dolby Atmos Mischung. „Ich höre mir das Stereo-Master an, – das will ich am Ende ja auch matchen“, erklärt der Wahl-Berliner. „Die meisten Kunden wollen ja nicht, dass ich etwas ganz anderes mache als den Stereo-Mix, vor allem im Hinblick auf Lautstärkeverhältnisse und Feeling.“ Anschließend zieht Majer sich die Stems in sein Projekt und verteilt sie auf die Räume, bevor es an Feinheiten geht: leichte EQ-Eingriffe, Pannings, Kompression. „Eine Schwierigkeit ist oft, dass ich das Master matchen muss, nicht den Mix. Da stellt sich oft die Frage, wie viel im Mastering noch gemacht wurde. Bei sehr guten Mischern wird oft nur wenig gemacht, dann bin ich mit dem Mix sowieso schon nahe dran. Aber es gibt manchmal auch Mischungen, da haben die Stems nichts mehr mit dem Master zu tun. Das muss ich dann erstmal nachbauen, so gut es geht."

Majers Ambition ist dabei aber nicht, mit dem Stereo-Master gleichzuziehen. „Ich will das Stereo-Master matchen, aber ich will es auch toppen! Ich will den gleichen Punch – das ist vor allem in urbaner Musik wichtig, die stark ins Limiting gefahren wird. Das darf nicht verloren gehen.“ Diese Klangästhetik in Dolby Atmos umzusetzen verlangt etwas größeren Aufwand als bei Stereo. „Im Stereo-Mix gehst du einfach ins Limiting. In Dolby Atmos musst du das über mehrere Gruppen lösen und die ganzen Limiter koppeln.“

Überhaupt nimmt das Mischen in Dolby Atmos eine Sonderstellung für Patrik Majer ein. „Dolby Atmos ist für mich ein Zwischenschritt zwischen Stereo-Mix und Mastering“, erläutert er seine Position. „Ich mache in Dolby Atmos keine zu radikalen Sachen. Wenn ich Stereo mische, was ja immerhin noch etwa die Hälfte meiner Aufträge ausmacht, nutze ich zum Beispiel Kompressoren für bestimmte Sounds, krasse Parallelkompression oder ähnliches. Das mache ich bei Dolby Atmos überhaupt selten.“

Aber selbst die eigenen Stereo-Mischungen gehen als Stems in den immersiven Mix. „Das, was ich in Stereo mache, ziehe ich trotzdem auf Stems raus. Das in meinem Stereo-Mix räumlich zu verteilen, würde einfach nicht funktionieren. Witzigerweise ist meine Gruppierung dadurch eigentlich schon der halbe Dolby Atmos Mix. Ich weiß schon, wo ich was im Dolby Atmos haben will. Dementsprechend ziehe ich mir die Spuren oder die Stems raus und platziere sie mir.“

Flexibel zeigt sich Patrik Majer beim grundsätzlichen Ansatz: Wie viel sich am Ende durch den akustischen Raum bewegt, hängt ganz entscheidend von der Musik ab. „Wenn ich Dance oder elektronische Musik mache, fliegen die Sachen natürlich auch hin und her“, führt er aus. „Wenn ich eine Band habe, einen Standard-Pop-Mix oder auch Hip Hop, dann bewegt sich nicht so viel. Es muss einfach musikalisch Sinn ergeben. Das entscheidende ist für mich, dass ich irgendwie in der Musik bin. Bei einer Jazz-Band kann das heißen, dass die vorne spielt und ich bin im gleichen Raum wie sie.“ Ein solcher Mix entspricht dann eher den Hörerwartungen. „Ich schaue nach vorne und will dann auch von vorne zumindest Lead-Gesang und Main-Beat haben. Alles, was weicher ist, nicht so dominant, das verteile ich im Raum. Hinter mir, neben mir, über mir.“

Das entspricht auch dem, was die Artists von ihrem immersiven Mix erwarten. „Die sind natürlich ihren Stereo-Mix gewöhnt. Sie finden es super, wenn sie in ihrem Sound drinsitzen statt davor; aber es muss trotzdem noch ihr Stereo-Mix sein.“ Das sei der große Vorteil von Dolby Atmos: nicht Effekthascherei, sondern das Mittendrin-Gefühl beim Genuss von Musik. „Wir sind als Menschen so gepolt, dass wir nach vorne schauen, und wir wollen nicht ständig unser Bild drehen beim Hören. Darum ergibt es im Normalfall keinen Sinn, wenn die Kick von hinten kommt. Was ich bei Musik immer gesucht habe, ist dieses Gefühl, in der Musik drin zu sein. Ich will umgeben sein von der Musik. Und das schafft Dolby Atmos.“

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