Austrian Audio MiCreator

Kompaktes USB-Mikrofonsystem

Autor u. Fotos: Peter Kaminski

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Anfang Oktober 2023 stellte Austrian Audio MiCreator vor.Wir hatten schon die Gelegenheit vorab das System zu testen. Beim MiCreator handelt es sich um ein Mikrofonsystem mit USB-Interface. USB-Mikrofone gibt es ja viele am Markt und kleine, kompakte Audio-Interfaces mit USB ja auch aber mit dem MiCreator vereint man beides, denn am Basismikrofon lässt sich eine weitere Quelle anschließen.

MiCreator Studio

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Kern des Systems ist das MiCreator Studio - ein Kondensatormikrofon was auf dem Audio-Interface aufgesetzt ist und alle Anschlüsse für die anderen MiCreator-Komponenten und externe Quellen bietet. Das ganze Gehäuse, der Rahmen für die Kapselhaltung und das Kapselgehäuse selbst sind aus Metall. Die Abmessungen betragen 155 x 60 x 37 Millimeter bei einem Gewicht von 370 Gramm.

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Der Lieferumfang besteht aus einem Transportbeutel, ein USB-Anschlusskabel, ein Kabel für den Anschluss von Instrumenten, ein Stativadapter und zwei alternative Abdeckplatten, bzw. Faceplates. Die Faceplates auf der Front- und Rückseite werden mit Magneten gehalten und lassen sich so leicht austauschen. Dazu später mehr.

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Die Mikrofonkapsel ist eine Neukonstruktion. Es handelt sich um eine Elektret-Kondensatorkapsel mit einem Kapseldurchmesser von 16 mm, Nieren-Richtcharakteristik und einem Übertragungsbereich von 20 Hz bis 20 kHz. Die Kapsel ist elastisch gelagert, wie man das von hochwertigen Studiomikrofonen her kennt und im Kapselgehäuse in Schaumstoff gebetet, um Popgeräusche zu mindern.

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Auf der Vorderseite ist ein LED-Bargraf, ein Schalter für die Eingangsempfindlichkeit (0 dB, bzw. 20 dB Verstärkung) bzw. zum Stummschalten und ein Druck-/Drehgeber für die Monitorpegel und der Monitoring-Balance zwischen MiCreator-Studio-Mikrofon und der externen Quelle. Das Monitoring ist ein Direkt-Monitoring und somit Latenzfrei. Der maximal zulässige Schalldruck bei Low Gain beträgt 130 dB SPL. Die Empfindlichkeit beträgt -35 dBFS/Pa bzw. -15 dBFS/Pa.

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Auf der Rückseite befindet sich der USB-C-Anschluss für den Computer oder mobile Device. Das MiCreator Studio ist USB Audio Class 1.0/2.0 compliant und daher muss auch kein Treiber auf dem Aufzeichnungsgerät installiert werden. Die maximale Wortbreite des Interfaces beträgt 24 Bit bei einer maximalen Abtastrate von 48 kHz.

Es gibt zwei Buchsen. An der unteren lässt sich ein Kopfhörer über eine 3,5-mm-Stereo-Klinkenbuchse anschließen. Die Ausgangsleistung beträgt 45 mW bei 32 Ohm Anschlussimpedanz und der Dynamikumfang 89 dB(A).

Die obere Buchse ist eine TRRS-3,5-mm-Klinkenbuchse, an der sich die Komponenten MiCreator Satellite, MiCreator Y-Lav oder über ein Kabel auch ein externes Instrument anschließen lässt. Die Verstärkung lässt sich auch hier in zwei Stufen anpassen (Low/High). Ist hier keine Eingangsquelle angeschlossen so ließe sich an dieser Buchse über ein Adapter auch einen zweiten Kopfhörer anschließen. Aber das geht auch komfortabler. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.

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Das MiCreator Studio lässt sich aufrecht hinstellen oder auch auf einem Mikrofonstativ mit einem Gewinde aufschrauben (s. Abb. oben).

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Interessant ist auch noch zu erwähnen, dass Dank eines Scharniers die Kapsel sich um +/- 30 Grad neige lässt.

MiCreator Satellite

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Eine weitere Systemkomponente ist das optionale MiCreator Satellite (Abmessungen 100 x 60 x 28 mm und 220 Gramm Gewicht). Dabei handelt es sich um ein zweites Mikrofon für das MiCreator-System, welches über ein Link-Kabel an dem MiCreator Studio (analog) angeschlossen wird. Das Mikrofon ist gleichwertig mit dem des MiCreator Studio und somit auch die technischen Daten. Der MiCreator ist auch in einem Metallgehäuse untergebracht, wie der MiCreator Studio.

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Auf der Rückseite befindet sich der Link-Anschluss für die Verbindung zum MiCreator Studio sowie der Anschluss für einen zweiten Kopfhörer (3,5 mm Klinkenbuchsen).

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Mitgeliefert werden das Link-Kabel, ein Stativadapter, zwei alternative Faceplates (Vor-/Rückseite) sowie ein Adapterkabel. Mit Hilfe des Adapterkabels und des Link-Kabels lässt sich das MiCreator Satellite auch autark an einem Gerät wie ein Computer oder Kamera direkt analog anschließen.

MiCreator Y-Lav

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Statt dem MiCreator Satellite lässt sich auch das MiCreator Y-Lav am MiCreator Studio anschließen. Es handelt sich hierbei um ein Lavalier-Mikrofon mit Elektret-Kondensator-Kapsel und Kugel-Richtcharakteristik. An dem Mikrofon ist eine Klemme für die Befestigung an der Kleidung vorhanden und es ist ein Windschutz aufgesteckt.

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Das Anschlusskabel ist zwei Meter lang.  An dem Stecker des Lavalier-Mikrofons ist eine Klinkenbuchse für den Anschluss eines Kopfhörers integriert. Mitgeliefert wird auch noch ein Textil-Transportbeutel.

Praxis

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Eine Ergänzung ist noch anzubringen: nämlich das man auch individuelle Faceplates anbringen kann. Hier einmal in den Fotos die roten Faceplates die beiliegen. Es gibt auch optionale DIY Panels für die individuelle Gestaltung in den Farben Schwarz und Weiß für MiCreator Studio und Satellite. Templates mit den Umrissen sowie 3D-Druckdaten gibt es auf der Hersteller-Website zum Download.

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Im Lieferumfang befindet sich auch noch Software-Lizenzen für Steinbergs Cubase LE und WaveLab Cast. Es gibt auch noch weitere Optionen, bzw. Komponenten wie ein Transport-Case für jeweils ein Studio und Satellite sowie eine sogenannte Minibar - eine Mikrofonschiene für Stereoaufnahmen. Hier muss man allerdings ggf. über Adapter dafür sorgen, dass MiCreator Satellite auf gleicher Höhe wie MiCreator Studio ist.

Wir haben im Test auch neben dem Anschluss an einem PC unter Windows 10 und 11 auch den Betrieb an Geräten mit iOS ausprobiert (iOS 17), sprich iPhone und iPad. Mit einem Kameraadapter und externer Speisung funktioniert das einwandfrei und unkompliziert. In Cubase LE war MiCreator sofort nach Anschluss nutzbar. Ohne Stativeinsatz stehen MiCreator Studio und Satellite durch ihr Gewicht stabil auf einem Tisch. Für viele Anwendungen ist  der Betrieb auf einem kleinen Tischstativ aber sinnvoll, um flexibel mit dem Abstand zur Schallquelle zu sein. Dazu gleich mehr.

Das Mikrofon des Studio und Satellite ist ja eine Druckgradienten-Elektret-Mikrofonkapsel mit Nieren-Richtcharakteristik. Diese weisen ja physikalisch bedingt - wie auch alle anderen Mikrofone mit Nierenrichtcharakteristik auch - grundsätzlich ein Nahbesprechungseffekt auf. Da man das Mikrofon aufgestellt oder auch auf einem Stativ nicht so nah besprechen wird, ist das aber nicht so relevant. Bei Nahbesprechung muss auch Pop-Geräusche berücksichtigen und hier ggf. Gegenmaßnahmen ergreifen. Bei normalem Abstand von  ca. 30 cm und mehr spielt beides keine wesentliche Rolle mehr. Klanglich ist die Kapsel in der Preisklasse wirklich exzellent mit genügend Präsenz in den Höhen ohne Überzeichnung und auch genügend Bassanteil für einen runden, warmen Klang. Durch Minderung des Abstands zur Mikrofonkapsel lässt sich dies ja auch noch beeinflussen. Durch die elastische Aufhängung ist auch die akustische Entkopplung von Körperschall sehr gut und eben auch besser als bei vielen anderen USB-Mikrofonen.

Das MiCreator Y-Lav Lavalier ist sehr neutral und ausgewogen. Bei Podcasts muss man sicherstellen, dass beim parallelen Betrieb mit MiCreation Studio und MiCreation Y-Lav Lavalier das Studio nicht zu weit vom Sprecher platziert ist, denn ansonsten geht der Klang durch den Raumanteil auf dem Studio zu weit auseinander. Hier empfiehlt sich das Studio auf ein Stativ aufzuschrauben und mit dem Abstand zu spielen. Bei Instrumentenaufnahme mit dem Studio und Gesang mit dem Y-Lav Lavalier dagegen, kann man darauf verzichten, da der Raumanteil dann nicht störend wirkt.

Mit den beiden Gain-Einstellungen Low und High kommt man in der Regel ganz gut klar. Die beiden vorgegebenen Empfindlichkeiten sind ganz praxisgerecht gewählt. Da beide Kondensatormikrofon-Komponenten über keine internen Hochpassfilter verfügen, muss man dies ggf. mit dem Aufnahmegerät, bzw. der darauf laufenden Software, wie Cubase LE, durchführen. Aber dazu ist ja auch mittlerweile jedes Mobilgerät wie ein iPhone in der Lage.

Der potentielle Einsatzbereich des MiCreator-Systems ist ohne Frage sehr breit gestreut und zwar vom anspruchsvollen Podcaster über Sprecher die Moderation aufnehmen möchten sowie die Band die Probeaufnahmen erstellen will, bis hin zum Musiker, der mobil auf ein kompaktes Recording-Equipment angewiesen ist. Dank des robuste Metallgehäuses sind MiCreator Studio und Satellite auch für rauhe Einsatzszenarien geeignet.

Fazit

Der Preis des MiCreator Studio liegt bei ca. 200 Euro, der des MiCreator Satellite bei ca. 100 Euro und der des MiCreator Y-Lav bei ca. 50 Euro. Es wird auch ein Set angeboten und das MiCreator System Set, welches MiCreator Studio, MiCreator Satellite, MiCreator Minibar ein Case mit Kabel und Face Plates beinhaltet. Der Preis für das MiCreator System Set liegt bei 300 Euro. Die DIY Panels für MiCreator Studio und MiCreator Satellite liegen bei 10, bzw. 8 Euro für ein Set.

Trotz des angedeuteten Vintage-Design ist MiCreator Studio und Satellite deutlich kompakter als die meisten anderen USB-Mikrofone, die häufig durch Baugröße punkten möchten. Hier ist das MiCreator kompakter und pragmatischer und somit auch besser für den mobilen Einsatz geeignet. Absolut Überzeugend ist auch die hochwertige Verarbeitungsqualität und mechanische Robustheit des Systems und der Preis ist für die gebotene hohe Qualität und Verarbeitung ohne Vorbehalt als günstig einzustufen.

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