TAQS.IM SOLO und MicroToner

Autor: Peter Kaminski

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TAQS.IM ist ein Hersteller in den USA, der sich speziell um sogenannte Welt-Musik kümmert, also auch deren Klänge, Instrumente und Skalen etc. Wir möchten hier den virtuellen Synthesizer SOLO sowie eine Software für Skalen-Anpassung, den MicroToner, vorstellen.

Ich habe mich schon als Jugendlicher sehr für orientalische Musik interessiert und intensiv damit beschäftigt. Da konnte ich einfach nicht wiederstehen, SOLO zu testen und vorzustellen und ich muss sagen der Aufwand hat sich gelohnt. 

Voraussetzungen und Installation

SOLO gibt es als Stand-Alone-Software für macOS und Windows als auch als Plug-In in den Formaten VST3, AAX und AU. VST2 wird nicht installiert aber davon sollte man sich sowieso langsam verabschieden. Vor der Installation muss man bei TAQS.IM einen User Account anlegen und die Software "taqs.im HUB" installieren.

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Nach dem Start muss man erst einmal die Verbindung zum User Account herstellen. Das passiert am besten über einen Login über einen Web-Browser.

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Man gibt die Daten einmal ein und dann startet die Verwaltungs-Software taqs.im HUB.

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Nun kann man die Software und auch die Expansion Packs installieren.

SOLO

Nach Start der Stand-Alone-Software oder des Plug-Ins ist oben im Kopf in einer Leiste die Anwahl eines Presets möglich sowie eine Tonhöhen-Feinabstimmung und Justage des Ausgangspegels.

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Hier kann man auch zwischen den fünf verschiedenen Seiten wechseln. Schauen wir uns als erstes die Seite mit den Globalen-Einstellungen an.

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Hier lassen sich Effekte deaktivieren, der MPE-Mode aktivieren und der MPE-Bereich festlegen. Mit dem "MAQAM Mode" aktiviert man eine Kompatibilität mit dem MAQAM Quarter Tone Tuning Controller von Mazeka Toys. Das ist aber schon etwas spezielles für Anwender aus dem arabischen Raum. Über den Mandal Mode kann man eine Umschaltung des Microtunings per Note realisieren. Die Umschaltung erfolgt mit den Tasten in der festgelegten Oktave.

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Bei der Stand-Alone-Version erscheint zudem noch ein Bereich wo man das Audiointerface und den gewünschten MIDI-Gerät auswählen kann. Auch ASIO-Interfaces lassen sich hier nutzen.

Presets und Scales

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Als nächstes möchten wir die Browser-Sektion vorstellen, mit der Presets verwaltet werden. Die Presets lassen sich auch als Favoriten markieren und es sind Auswahlmöglichkeiten nach klanglichen, beziehungsweise instrumentalen Kategorien oder eine Listung nach Expansion Packs oder Favoriten möglich. 

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Hier lassen sich aber auch die Skalen anlegen, verwalten und eine aktive auswählen. Auch sind typische Phrasen abrufbar. Diese werden normalerweise mit gespeichertem Tempo und zugeordnetem Preset abgespielt. Man kann aber auch als Tempo die das eingestellte Tempo in der Host-Software nutzen und das selektierte Preset zum Abspielen nutzen. Diese Funktionen lassen sich über zwei Taster unter der Liste der Phrasen aktivieren. 

Synth

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Der Synthesizer bietet drei Oszillatoren. Dahinter ist jeweils ein virtueller VCA mit Hüllkurvengenerator und die Summe geht dann auf ein Filter mit eigenem Hüllkurvengenerator.

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Neben Sample lassen sich auch klassische Wellenformen sowie Rauschen als Quelle nutzen, wobei sich Anteile mischen lassen (s. Abb. unten).

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Auch eine Phase Distortion Synthese bietet SOLO in der Oszillatorsektion (s. Abb. unten).

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Die Filtersteilheit lässt sich zwischen 12 und 24 dB/Okt. umschalten.

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Unter dem Filter lassen sich die Keyboard-Betriebsarten anwählen und Parameter den Unisono-Betrieb (Stimmenanzahl, Detune und Spread). Auch ein Glide bei Tastenwechsel kann aktiviert und umfangreich angepasst werden.

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Auf der Synth-Seite ist auch nochmal die aktuell angewählte Skala zu sehen. Hier lassen sich auch Anpassungen vornehmen wie die Root-Note und Noten die nicht in der angewählten Skala vorhanden sind, lassen sich auch blocken.

Control

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Die Seite Control bietet die Möglichkeit Modulationsquellen anzupassen.

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Über die Modulationsmatrix lassen sich die Quellen auf die Ziele schalten (s. Abb. oben).

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Auch die Einflussnahme von MIDI-Controller auf die Modulationsparameter lässt sich im unteren Bereich festgelegen.

Effekte

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In der Effektsektion stehen sieben verschiedene Effekte zur Verfügung und zwar: Equalizer, Distortion, Auto Whah Wah, Phaser, Delay, Ping-Pong-Delay und Reverb.

MicroToner

Wenn man den nun mit dem SOLO die verschiedenen Skalen mit Microtones nutzen möchte, dann stellt sich schnell die Frage, wie man denn mit den virtuellen Instrumenten umgeht, die keine Microscales nutzen können und so von der Tonhöhe beim Zusammenspiel nicht immer korrekt sind. Auch dafür hat TAQS.IM eine Lösung in Form einer Software, bzw. Plug-Ins. Wir möchten hier die Arbeitsweise mit dem Plug-In bei Benutzung von Steinbergs Cubase oder Nuendo erklären. Bei Pro Tools, Studio One und FL Studio ist die Bedienung ähnlich.

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Der MicroToner ist ein Plug-In, was als virtuelles Instrument in der entsprechenden MIDI-Spur über die VST-Instrumente-Auswahl eingebunden wird. Nach dem ersten Aufruf muss man ein Scan der vorhandenen virtuellen Instrumente durchführen (s. Abb. oben). Nun lässt sich innerhalb des Plug-Ins das eigentlich gewünschte VST-Instrument aufrufen und dann in MicroToner die entsprechenden Einstellungen bezüglich der Tonskala vornehmen.

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Über die Seite "Explorer" lässt sich eine Skala auswählen.

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Über die Seite "Scale" lässt sich die Tonleiter für jede Taste anpassen.

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Auf der Seite "Settings" lassen sich die MIDI-Parameter einstellen. Die Tonhöhenanpassung erfolgt über MIDI-Pitch-Bend-Befehle. Standardmäßig ist der Pitch-Bend-Bereich auf +/- ein Halbton eingestellt (STD). Das muss natürlich auch beim Synthesizer entsprechend eingestellt werden.

Auch beim MicroToner Plug-In ist ein MPE-Modus aktivierbar. Über die Seite "Help" gibt es eine Zusammenfassung der wichtigsten Dinge und Zugriff auf das Online-Handbuch.

Für Host-Software-Applikationen wo eine Einbindung so nicht möglich ist, wie bei Logic Pro, Ableton Live oder Reaper, gibt es ein Effect-Plug-In und zwar das "MicroToner MIDI Effect Plug-In". Aber damit nicht genug. Es wird auch eine Stand-Alone-Software geboten, die wie das MicroToner-Plug-In funktioniert und somit eine eigene Host-Software darstellt. Hier lassen sich dann auch MIDI-Empfangs-Port, MIDI-Kanal sowie Audio-Treiber (inklusive ASIO) und die gewünschten Ausgänge auswählen. 

Praxis

Getestet haben wir unter Windows 11 auf einer B14 AudioKern Workstation von Digital Audio Service und zwar die SOLO Version 3.3 (einige Abbildungen sind von der Version 3.2), bzw. die MicroToner Version 2.0.5. Die Plug-Ins haben wir unter Nuendo 13.0.51 als Host-Software getestet. Die Installation der Software und Plug-Ins lief problemlos. Es war nur erforderlich den Login ein zweites Mal durchzuführen. Danach funktionierte der Login in taqs.im HUB einwandfrei. Die Handbücher sind ausschließlich als Online-Content in englischer Sprache und nicht als PDF verfügbar.

Die Version SOLO-Version 3.3 wurde während des Testzeitraums veröffentlicht und bietet nun noch Velocity-steuerbare Filter, Volocity-Control für jeden Ozillator, dynamische Hüllkurven, eine verbesserten MPE-Support, Preset und Phrase-Suchfeld, Breath-Controller-Unterstützung wurde verbssert, die grafische Darstellung der GUI wurde leicht optimiert, die Ladezeiten von Projekten wurde beschleunigt und die Werks-Presets wurden zum Teil überarbeitet und es sind auch neue Presets hinzugekommen und  es gab natürlich Fehlerbereinigungen.

Sehr oft muss man allerding nicht in das Handbuch schauen. Wenn man das Prinzip von SOLO und dem MicroToner verstanden hat ist der Rest, bis auf sehr wenige spezielle Dingen, für erfahrene Anwender selbsterklärend. Probleme sind während des Betriebs auch nicht aufgetaucht. Auffällig ist, dass bei der Stand-Alone-Software sich die Größe der Bedienoberfläche mit der Maus stufenlos anpassen lässt, beim VST3-Plug-In unter Nuendo aber nicht.

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Natürlich spricht man mit dem Synthesizer SOLO Musiker aus dem asiatischen Umfeld an aber klanglich ist SOLO auch auf jeden Fall für Anwender aus den Bereichen Filmmusik, Ambient und auch für EDM interessant, wo ja häufig asiatische Klänge zum Einsatz kommen. Toll klingen besonders die vielen verschiedenen Flöten-ähnliche Instrumente wie zum Beispiel die Ney mit ihrem interessanten Anblassgeräuschen. Toll auch die verschiedenen Varianten der bundlosen Kurzhalslaute Ud. Die lassen sich auch sehr gut auf dem Keyboard spielen. Auch die Sitar-Presets klingen toll. Die Presets mit der türkische Saz, bzw. Balagma kling etwas synthetisch so wie das Original mit elektrischen Tonabnehmern. Hier hätte ich mir mehr akustisch klingenden Varianten gewünscht, aber solche synthetischen Sound sind im Orient sehr beliebt. Auch die Hackbrett-ähnlichen Instrumente wie Santur oder die Kanun (ähnlich einer europäischen Zitter) bereichern das klangliche Portfolio von SOLO.

Wir haben auch die drei Expansion Packs ausprobiert. Bei den "Electro Shaabi" und "Oriental EDM" düfte die klangliche Prägung schon durch die Namensgebung klar sein. Am besten gefallen hat mir aber "Silk Road", wo ich gleich viele Favoriten markiert habe. Die Expansion sollte man gleich als eine Option einplanen. Übrigens werden ca. 250 Presets mit SOLO geliefert. Jedes Expansion Pack bietet nochmal ca. 50 Presets.

Die orientalische Musik lebt aber nicht nur von ihren Klängen, sondern auch von Ihren mit Tonskalen mit den typischen Mikro-Ton-Intervallen. Von denen gibt es viele und je nach Region dann auch verschiedene. Die in SOLO verfügbaren sind dabei schon eine umfangreiche Basis mit sehr guter Auswahl. Es lohnt sich damit einmal zu experimentieren. Die Phrasen lassen sich nicht mit einer Keyboardtaste auslösen, sondern sie lassen sich durch Anklicken mit der Maus vorhören. Mit einem Drag & Drop lassen sich die Phrasen aber auf eine MIDI-Spur ziehen und dann hat dann die Phrase dort als MIDI-Events zur weiteren Nutzung zur Verfügung.

Für diejenigen, die sich mehr mit der orientalischen Musik beschäftigen möchten hier noch einige Buchempfehlungen und zwar Die Musik der Araber von Habib Hassan Touma und Muzsik der Türkei (Band 1/2) von Kurt und Ursula Reinhard aus dem Verlag Heinrichshofen in deutscher Sprache. Es gibt dort auch noch weitere Bücher in der Reihe zum Beispiel über Indische Musik. Leider werden die Bücher nicht mehr aufgelegt und sie sind nur als gebrauchte Exemplare erhältlich.

Die Software MicroToner ist auch sehr zu empfehlen und damit lässt sich auch in den üblichen Musik-Software-Applikationen die verschiedenen Tonskalen bei anderen virtuellen Instrumenten nutzen.Die Version 2.0.5 bseitigt eine ganze Reihe von Problemen. Was bei MicroToner fehlt ist, dass man Tasten der Töne die in einer Skala nicht benutzt werden deaktivieren kann. Wie schon erwähnt erfolgt die Tonhöhenkorrektur über MIDI Pitch Bend. Das funktioniert nicht bei jedem Synthesizer perfekt. Manche virtuellen Instrumente reagieren auf die extrem schnelle Pitch-Bend-Korrektur mit einem mehr oder weniger starken Glide oder einer Art Modulation. Das muss man halt ausprobieren. Bei vielen funktioniert dies aber nach Anpassung des Pitch Bend Range beim Instrument einwandfrei. Besonders nochmal hervorzuheben ist, dass mit der Stand-Alone-Version auch eine Host-Software geboten wird. Möchte man also auf einem Laptop also VST-Instrumente nutzen, bzw. spielen, ohne eine Musik-Recording-Software wie Cubase zu nutzen, dann kann man das mit der MicroToner Stand-Alone-Software realisieren.

Fazit

Der reguläre Preis für den Synthesizer Solo liegt bei 149 US$ und für den MicroToner bei 49 US$. Die drei Expansion Packs liegen bei 49 US$. Es werden auch Bundles angeboten. Hier sollte man die aktuellen Angebote auf der Web-Site überprüfen. Zu beziehen ist Solo über die Web-Homepage des Herstellers.

SOLO bietet eine wirklich tolle Sound-Bibliothek mit der ganzen Palette von orientalischen Instrumenten und Klängen. Wer nicht europäische Skalen nutzen möchte oder experimentell mit Mikrointervallen experimentieren möchte, dem kann man die Software, bzw. das Plug-In MicroToner empfehlen, auch wenn es nicht bedingungslos mit allen Instrumenten funktioniert. Ein Muss für Anwender von Microintervallen.

www.taqs.im