GForce TVS Pro
Oberheim Two Voice als Software und Plug-In
Autor: Peter Kaminski
GForce hat sich schon in der Vergangenheit als Experte für Simulation von Synthesizern des legendären Herstellers Oberheim hervorgehoben und arbeitet in diesem Bereich auch mit Oberheim zusammen. So bietet man verschiedenste Simulationen als Software und Plug-In an wie: GForce Oberheim SEM und OB-E v2, GForce OB-X und GForce OB-1, die wir auch schon getestet haben. Nun widmen man sich dem Oberheim TVS zu. "TVS" steht dabei für Two Voice dennn es sind dort zwei der bekannten Synthesizer Expansion Modules (SEM) von Oberheim zusammen mit einem Step-Sequenzer verbaut.1975 bis 1979 wurde der TVS angeboten und dann in einer überarbeiteten Version von 2015 bis 2018 der TVS Pro, der seit April 2025 auch von GForce als Software-Emulation angeboten wird.
Voraussetzungen und Installation
Die Software und die Plug-Ins werden für Windows-basierende PCs (ab Windows 7) und für macOS (ab 10.13, Intel oder Apple Silicon) angeboten und zwar als Stand-Alone-Software als auch als Plug-Ins in den Formaten VST, VST3, AAX und AudioUnit (macOS). Die Installation erfolgt über einen Installer wo sich die Komponenten individuell installieren lassen (s. Abb. unten).
Beim Kauf bekommt man einen Aktivierungscode den man nach Login in dem GForce-Kundenkonto eingibt und dann wird die Software zum Herunterladen angeboten und es wird ein Lizenzcode angezeigt. Nach der Installation muss man diesen Lizenzcode einmalig zur Aktivierung auf der DAW eingeben.
Bedienung
Bei der Stand-Alone-Version wird noch ein Konfigurationsdialog angezeigt, mit dem man das Audio-Interface auswählen und Parameter einstellen kann sowie die aktiven MIDI-Ports und MIDI-Kanäle festlegt.
Kommen wir als erstes zum Browser für die Presets, der in einer Art und Weise ausgeführt ist, wie man ihn auch bei den anderen Produkten von GForce her kennt. Der Anwender kann nach verschiedensten Kategorien und auch über Texteingabe suchen und es lassen sich Favoriten festlegen. Bei Umschaltung auf Programm Change kann man ein Preset einer Programm Change Nummern zuordnen, um so Presets via MIDI flexibel umzuschalten.
Die Oberfläche sieht dem realen TVS Pro sehr ähnlich aber es gibt eben auch viele Ergänzungen. Zentral sind die beiden SEMs und links daneben der Step-Sequenzer. Neben der virtuellen Tastatur befinden sich die ganzen Parameter für die Voices und Sequenzer-Einbindungsart.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die beiden SEMs. Wie das Original verfügt er über zwei VCOs mit einstellbarer Wellenform zwischen Sägezahn und Puls und einem Filter welches stufenlos von Tiefpass bis zu Hochpass einstellbar ist. Es gibt aber bei der Emulation noch einen dritten VCO, der sich sowohl als LFO im tieffrequenten Bereich als auch als Oszillator im hörbaren Bereich nutzen lässt. Statt der Schalterstellung Extern bei der Modulationsauswahl kann man eben hier den dritten VCO selektieren, bzw. beim dritten Pegelregler in der Filtersektion den Anteil von Oszillator 3 und einem Rauschgenerator einstellen. Im unteren Bereich des SEM befindet sich zwei ADS-Hüllkurven-Generatoren.
Wenn man unten in der rechten Ecke auf das Dreieck klickt, wird dort eine andere Darstellung des SEM eingeblendet mit den Parametern für den VCO3, dem LFO und auch den Velocity- und Aftertouch-Parametern denn der GForce TVS Pro bietet auch im Gegensatz zum Original anschlagsabhängige Parameter sowie Aftertouch. Anzumerken ist noch, dass neben Sägezahn und Rechteck auch Sinuswellenform anwählbar ist. Die Einstellungen eines SEM lassen sich auch als SEM-Preset speichern und wieder laden.
Was der original TVS Pro auch nicht bietet sind Effekte. Beim GForce TVS Pro gibt es einen Phaser, ein Delay und ein einfaches Reverb. Die Effekte lassen sich für SEM 1 und SEM2 getrennt aktivieren.
Man kann ja die Darstellung auf eine erweitere Seite umschalten. Dann hat man mehr Parameter für die drei Effekte zur Verfügung. Die Presets des Halls sind dabei keine unterschiedlichen Algorithmen, sondern nur verschiedene gespeicherte Einstellungen. Über das Schlosssymbol lassen sich die Parameter sperren, was auch in anderen Sektionen möglich ist.
Neben dem Keyboard befinden sich Sektionen für das Portamento und Vibrato-Funktionen und auch die Einstellung für die Tonhöhe und dem sogenannten Vintage-Effekt. Den findet man auch auf verschiedenen anderen Emulationen von GForce. Damit möchte man unter anderem Bauteile-Toleranzen simulieren. Der Grad dieser Beeinflussung lässt sich über den Regler VINTAGE stufenlos einstellen.
Mit einem Click auf das Feld mit dem Blockdiagramm lässt sich die Keyboard/Sequenzer-Betriebsart festlegen. Es geht ein Menü auf und der Anwender kann zwischen Keyboard- und Sequenzer- sowie gemischten Betriebsarten wählen (s. Abb. oben).
Der Sequencer ist ja das Merkmal des TVS Pro. Vorbild war der Oberheim Mini Sequenzer der vom Konzept her in den ersten TVS einfloss. Im TVS Pro war dann aber statt einem zweikanaligem 8- ein 16-Step-Sequenzer an Bord. Der Sequenzer im GForce TVS Pro kann auch mehr als der Mini Sequenzer des Hardware-Originals. Racheting-Funktion hatte der zwar auch aber beim Software-Nachbau gibt es auch die Möglichkeit Velocity und auch Stereo-Panorama als Parameter mit dem Sequenzer zu kontrollieren.
Wenn man auf die Seite mit den erweiterten Merkmalen umschaltet, lassen sich auch beide Sequenzer gleichzeitig bearbeiten ohne Umschaltung zwischen Sequenzer A und B. Hier lassen sich dann auch noch weitere Parameter des Sequenzers verändern wie die Abspielrichtung, Swing und Skalen etc. Auch die eingestellten Sequenzen lassen sich auch als Preset speichern und laden.
Praxis
Getestet haben wir den GForce TVS Pro als Stand-Alone und VST3 in Nuendo 14 auf einer B14 AudioKern DAW von Digital Audio Service unter Windows 11. Installation und auch die Einbindung des RME UFX+ Interfaces über den ASIO-Treiber funktionierte einwandfrei und ohne Probleme. Die Systembelastung ist sowohl bei der Stand-Alone-Software als auch bei den Plug-Ins extrem gering. Bei der Software lag sie deutlich unter ein Prozent der Systemauslastung und bei Nuendo 14 als VST3-Plug-In stieg die interne Peak-Performance-Anzeige bei Aktivierung des TVS Pro Plug-Ins von fünf auf nicht mal zehn Prozent an.
Vom Sound ist klar, dass hier keine wesentlichen Neuerungen zu erwarten sind denn schon mit den anderen virtuellen Oberheim Instrumenten hat GForce gezeigt, dass man her sehr nah am Original liegt und so ist es auch beim TVS Pro. Man hat auch über 400 Presets aus dem GForce SEM übernommen aber dazu sind noch weit über 200 neue Presets hinzugekommen. Die thematische Bandbreite ist dabei sehr groß. Es sind auch eine Menge Effekt-Sound-Presets dabei die eher Sound Designer als Music Producer anspricht. Es ist also für jeden etwas dabei.
Aber auch wenn der TVS Pro einigen anderen virtuellen Instrumenten von GForce ähnelt, so sind die Integration des Step-Sequenzers und der Effekte für mich persönlich die zusätzlichen Highlights. Auch im GForce SEM gibt es ja einen Step-Sequenzer aber der im TVS Pro kann dann doch noch das einer oder andere mehr und bei den Effekten sieht es ähnlich aus. Hier ist ja auch noch der integrierte Phaser hinzugekommen. Das Konzept des GForce SEM ist ja auch ein etwas anderes.
Fazit
Der reguläre Preis ist auf der Herstellerseite, wo man den Synthesizer direkt beziehen kann, mit 66 £ angegeben. Man kann ihn aber auch im Fachhandel erwerben. Klanglich auf dem hohen Niveau der anderen Oberheim mit ein paar zusätzlichen Optionen und vielen zusätzlichen Presets. Gebrauchte TVS Pro als Vintage-Hardware liegen übrigens so im Bereich von 10.000 Euro aufwärts.