Sennheiser für ‘Jesus Christ Superstar’

Im September und Oktober 2025 sorgte die Komische Oper Berlin mit Aufführungen von nahezu biblischer Dimension für Aufsehen: An 14 Abenden wurde das Rock-Oratorium „Jesus Christ Superstar“ im monumentalen Hangar 4 des ehemaligen Flughafens Tempelhof präsentiert – ein außergewöhnlicher Ort, an dem die explosive Kraft des Werks in einer spektakulären Inszenierung eindrucksvoll zur Geltung kam. Hunderte Mitwirkende füllten die weitläufige Spielfläche, begleitet von Orchester, Rockband und großem Chor. In der denkmalgeschützten Flugzeughalle schuf das Bühnenbild eine spannungsreiche Szenerie, in der die Handlung zwischen rauschhafter Kollektivekstase und stiller Andacht changierte.
„Zwei Hauptgründe sind für den Einsatz der Sennheiser Spectera Systeme bei ‚Jesus Christ Superstar‘ ausschlaggebend“, erklärte Diplom-Tonmeister Holger Schwark, der das Sounddesign des Rock-Oratoriums verantwortete. „Zum einen ist Spectera bemerkenswert unempfindlich gegenüber Störungen, die in anspruchsvollen Umgebungen mit vielen HF-Reflexionen auftreten. Zum anderen genießen die Darstellerinnen und Darsteller den hohen Tragekomfort, da sie nur ein einzelnes Beltpack statt der sonst üblichen zwei Geräte benötigen – die SEK-Bodypacks fungieren ja gleichzeitig als Taschensender und In-Ear-Empfänger. Das wird selbstverständlich sehr geschätzt, auch wenn es bei ‚Jesus Christ Superstar‘ gar nicht so viele Kostümwechsel gibt.“
Holger Schwark wies auf die riesigen Metalltore des Hangars, die metallene Decke und die allgegenwärtigen Stahlträger hin. „Viele Schwierigkeiten, mit denen man sich bei konventionellen Drahtlossystemen auseinandersetzen muss, sind durch das neuartige Übertragungsprinzip bei Spectera kein Thema mehr. Sogar die sonst meist extrem lästigen HF-Reflexionen sind von Vorteil! Im direkten Vergleich zu den Settings früherer Jahre gestaltet sich der Betrieb der Drahtlostechnik bei ‚Jesus Christ Superstar‘ im Hangar 4 geradezu auffallend stressfrei.“
Bei den Aufführungen von „Jesus Christ Superstar“ kamen 27 der insgesamt 32 verfügbaren Sennheiser Spectera SEK-Bodypacks in Doppelfunktion als Sender und Empfänger zum Einsatz. Von der bidirektionalen Arbeitsweise profitierten sowohl die neun Hauptdarsteller*innen als auch 18 weitere Ensemblemitglieder. Der Saxofonist der live spielenden Rockband nutzte für eine mobile Show-Einlage ein SEK-Bodypack als Transmitter. Sein Instrument war mit einem Neumann Miniature Clip Mic MCM System samt Nierenkapsel KK 14 ausgestattet. Zwei zusätzliche SEK-Bodypacks dienten am Monitorplatz als reine In-Ear-Lösungen. Während der Proben verwendeten die Regieassistent*innen zwei SEK-Bodypacks, die später bei den Vorstellungen als Reservegeräte bereitstanden.
Im Auftrag der Komischen Oper Berlin war Holger Schwark 2025 bereits zum dritten Mal in einem Hangar des ehemaligen Flughafens Tempelhof im Einsatz. „Schon im vergangenen Jahr stand fest, dass 2025 ‚Jesus Christ Superstar‘ auf dem Spielplan stehen würde“, berichtete er. „Die Detailplanung begann dann Anfang dieses Jahres. Den Zuschlag für das Gewerk Tontechnik erhielt die Neumann & Müller GmbH & Co. KG. Wie üblich wurde zusätzlich Material von externen Anbietern angemietet, im Fall der neuen Sennheiser Spectera Systeme von der FREAKSOUND GmbH. Momentan ist die Zahl der Verleiher, die Spectera in Deutschland bereits im Angebot haben, noch recht überschaubar.“ Schon vor den Aufführungen im Hangar 4 hatte Holger Schwark das Sennheiser Spectera System bei „The World of Hans Zimmer – An Immersive Symphony“ in Oberhausen eingesetzt.

Im Hangar 4 nutzte jede der beiden Spectera Base Stations zwei 8 MHz breite TV-Kanäle im UHF-Bereich, was einer Gesamtbandbreite von 32 Megahertz (4 × 8 MHz) entsprach. Die Center-Frequenzen lagen bei 474, 490, 538 und 586 MHz. Die redundanten Netzteile der Spectera Base Stations waren sowohl an eine USV wie auch an das reguläre Stromnetz angeschlossen. Die kompakten 19-Mainframes wurden per MADI in das Beschallungssystem integriert, das in einem Glasfaserring mit einer Wortbreite von 24 Bit und einer Abtastrate von 96 kHz betrieben wurde.
„Der Einsatz von Spectera lohnt sich vor allem dann, wenn eine größere Zahl an Drahtlosstrecken benötigt wird“, so Holger Schwark. „Wohl niemand würde ernsthaft auf die Idee kommen, ein solches System für nur zwei oder drei Headset-Mikrofone einzusetzen; das wäre auch wirtschaftlich wenig sinnvoll. Für unser Setup im Hangar 4 hingegen ist Spectera sogar kosteneffizienter als andere Systeme mit einer vergleichbaren Anzahl an Mikrofon- und In-Ear-Strecken – wir haben das für ‚Jesus Christ Superstar‘ tatsächlich einmal vollständig durchgerechnet.“
Insgesamt acht Spectera DAD-Antennen waren im Hangar 4 an strategisch sinnvollen Positionen verteilt und mit langen Cat-Kabeln an die beiden Spectera Base Stations angebunden. Bei Spectera kann auf herkömmliche Koaxialkabel verzichtet werden; Combiner, Splitter und Booster werden überflüssig. „Gerade wenn man lange Kabel hoch unter die Decke ins Rig führen muss, sind flexible Ethernet-Kabel ein großer Vorteil“, kommentierte Tonmeister Simon Böttler. „Die Funkverbindungen zwischen den SEK-Bodypacks und den DAD-Antennen funktionieren zuverlässig und reißen selbst dann nicht ab, wenn sich Darstellende in die durch eine Tür vom Innenraum der Spielstätte getrennte Kantine begeben.“ Die Sennheiser DAD-Antennen arbeiten bidirektional und dienen gleichzeitig als Sende- und Empfangsantenne für IEM/IFB-Signale, Mic/Line-Signale und Steuerdaten.

Neben der Toncrew der Komischen Oper Berlin war in die Einrichtung der Sennheiser Spectera Systeme u. a. Stefan Ickert (Projektleiter Neumann & Müller) involviert. Auf Seiten von Sennheiser wurde das Projekt begleitet von Per Witte, Business Development Manager, Volker Schmitt Manager Technical Application Engineering, und Gerhard Spyra, Technical Application Engineer.
Kaspar Schwabe, der fest bei der Komischen Oper Berlin angestellt ist, betreute bei „Jesus Christ Superstar“ den Monitorplatz. Er war bereits bei Hans-Werner Henzes „Das Floß der Medusa“ (2023) und Georg Friedrich Händels „Messiah“ (2024) im ehemaligen Flughafen Tempelhof tätig. „Der Einsatz von Spectera ist für mich eine Premiere“, erklärte der erfahrene Audioprofi. „Vor etwa einem Jahr war ich bei einer Sennheiser Präsentation zur neuen WMAS-Technologie, so dass ich die Grundlagen in der Theorie bereits gut kannte. Der hervorragende Ersteindruck hat sich nun in der Praxis bestätigt: Der Sound von Spectera ist deutlich besser als bei analogen In-Ear-Strecken, und auch die Übertragung der Mikrofonsignale funktioniert einwandfrei. Bei ‚Jesus Christ Superstar‘ nutzen wir noch nicht einmal den PCM-Modus, sondern die datenreduzierten Audio-Link-Modi ‚Live‘ für die Mikrofonsignale und ‚Live Low Latency‘ für die In-Ear-Strecken. ‚Live‘ bietet einen klaren, detailreichen Klang, der mit anderen digitalen Sennheiser Funksystemen vergleichbar ist – doch in Sachen Empfang und Reichweite setzt das Spectera System, insbesondere in einer so anspruchsvollen Umgebung wie dem Hangar 4, völlig neue Maßstäbe.“
Auf die abschließende Frage, ob ihm im Zusammenhang mit den neuen Sennheiser Spectera Systemen bei „Jesus Christ Superstar“ etwas besonders aufgefallen sei, antwortete Holger Schwark: „Ich finde es großartig, dass mir am FOH tatsächlich nichts Besonderes aufgefallen ist – Spectera funktioniert einwandfrei und klingt hervorragend! Um das bekannte Produktversprechen eines kalifornischen Technologiekonzerns auf Spectera zu übertragen: It just works!“
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