TopVision nutzt Sennheiser für Fußballübertragung

Bevor ein Ligaspiel auf die Screens und Bildschirme der Nation gelangt, werden sie aktiv: Toningenieur Ecki Kehrer und Tontechniker Daniel Kersten von TopVision. TopVision, seit über 30 Jahren eine feste Größe bei Sport- und Fußballproduktionen und seit 2024 eigenständig operierende Tochter der TVN Live Production, versorgt den auftraggebenden Produzenten Sportcast – und damit das deutsche Fußballpublikum – mit fesselnden Übertragungen aus dem Stadion. Mikrofone am Spielfeldrand und drahtlose Mikrofontechnik lassen auch zu Hause mitreißendes Fußball-Feeling aufkommen. Wie ein typischer Fußballsamstag für Kehrer und Kersten aussieht und was sie vom neuen Sennheiser-Stereorichtrohrmikrofon MKH 8018 halten.
Was an Technik im Stadion aufgefahren wird, damit alle Liga-Matches gleichbleibend hochwertig übertragen werden, ist von der verantwortlichen Produktionsfirma Sportcast festgelegt. „Für das Feld sind das 17 Mikrofone, jeweils drei Stück hinter den Toren, eines mittig, zwei auf die 5-Meter-Ecken ausgerichtet“, erklärt Daniel Kersten. „Dann sind jeweils alle vier Ecken mikrofoniert, und auf der Führungsseite – wo die Kamera 1 steht, sprechen wir von der Führungsseite – stehen drei Mikrofone auf den beiden 20-Meter Positionen und auf der Mitte, und auf der Gegenseite vier Mikrofone auf der jeweiligen 22-Meter-Position und auf der 40-Meter-Position. Dazu kommen noch die Fan-Atmomikrofone.“
Während man für die Feldmikrofone in der Vergangenheit auf die Richtrohrmodelle MKH 8060 und MKH 8070 gesetzt hat, stehen mit den neuen Vorgaben jetzt MKH 8040 mit Nierencharakter am Spielfeldrand. Dazu Kehrer: „Man möchte teilweise schon die Close Balls, die Kicks vom Fußball hören, aber man möchte auch nicht ganz so gerichtet sein, da die Mikrofone statisch sind und keiner die mitbewegt, wie das bei Shotguns der Fall wäre.“ Kersten fügt hinzu: „Bei uns macht’s dann auch die Masse. Bei 17 Mikrofonen am Spielfeld ist die Richtwirkung nicht so wichtig. Wir bekommen schon eine Richtwirkung, aber aufgrund der Masse der Mikrofone geht das auch mit den kurzen sehr gut.“ Alle Mikrofonkabel sind zu einem Rack am Spielfeldrand geführt. Mittels eines mit dem Ü-Wagen verbundenen STAGETEC-Routers realisiert TopVision 32 Übertragungskanäle in beide Richtungen.

Manchmal kommt es vor, dass die Feldmikrofone unfreiwillig zu Zielobjekten werden, das komme öfter vor als man denkt, gerade wenn sich beide Mannschaften auf dem Spielfeld warm schießen, erklärt Kersten. „Eine Stunde vor Spielbeginn geht das Übetragungssignal schon raus, deswegen stehen alle Mikrofone schon. Und da passiert es so drei, vier Mal in der Saison, dass eines weggekickt wird. Entweder man hat Glück, und man kann es einfach wieder aufstellen. Oder man hat Pech, und es ist etwas kaputt gegangen.“ Kehrer ergänzt: „Speziell die Mikrofone am Tor sind gefährdet, wir hatten schon mutwillige Fußballspieler, die nach einem Frust-Foul oder einem verpassten Torschuss einfach mal das Mikrofon weggekickt haben. So was gibt’s leider auch.“
TopVision hat rund 20 Kameras beim Spiel im Einsatz, ein Viertel davon sind Handkameras, die mit drahtgebundenen Richtrohrmikrofonen ausgestattet sind. Handkameras für Interviews nutzen dabei Monomikrofone; MS-Stereomikrofone finden sich auf den Handkameras, die etwa den Spielereinlauf aufnehmen, die Busankunft oder auch mal Kabinenbilder. „Wir haben zum Beispiel eine FX6 dabei, die auf einem Gimbal gelagert ist, und da achtet man schon auf das Gewicht und auf ein möglichst kompaktes Mikrofon“, erklärt Kersten. „Jedes Gramm, das man spart, und jede Länge, die man kürzer machen kann, bedeutet natürlich immer einen Vorteil.“ Kersten weiter: „Im Stadion haben wir mittlerweile das MKH 8018 fest im Einsatz auf unserer FX6 und dem Gimbal, sowohl von der Handhabung als auch vom Klang sind wir begeistert. Gerade auf dem kleinen Gimbal machen ein paar Gramm im Gewicht einen Riesenunterschied – und verbunden mit den Klangeigenschaften ist es perfekt als Kameramikrofon in der Liveübertragung.“
Ecki Kehrer geht ins Detail: „Das Mikrofon zeichnete sich durch eine sehr gute Links-rechts-Lokalisierung aus, mit einem sehr guten Frequenzgang und damit einer sehr sauberen und offenen Abbildung des Geschehens vor der Kamera. Die Richtwirkung kam uns besser vor als beim Vorgängermodell 418-S, wir konnten insbesondere bei der Seitenwahl vor dem Spiel tiefer „reinhören“. Die Tiefenwiedergabe hat uns ebenfalls beeindruckt, fast schon zu tief im Vergleich zu einem MKH 8060, was uns aber lieber ist, da wir mit Hochpass im Pult immer Tiefen wegnehmen können, nicht aber dazudichten. Bei den Tests hatten wir überlegt, das Mikrofon auch als Closeball mit drei Richtungen zu nutzen: 45°L, M, 45°R, was mit dem sehr ähnlichen Klangcharakter zu einem 8060 problemlos möglich wäre. In Summe ist das 8018 ein sehr überzeugendes Produkt, was uns viel Spaß macht.“
Neue Regeländerungen in dieser Saison haben dafür gesorgt, dass es ein paar alltägliche Herausforderungen weniger gibt. Kersten: „In der Vergangenheit konnte es passieren, dass sich nach Abpfiff in der Interviewphase EB-Teams mit Drahtlosequipment neben dich gestellt haben, die du das ganze Spiel über nicht gesehen hattest. Und du hast auf deren Frequenzen geschielt, um sicherzugehen, dass alles miteinander funktioniert, weil keiner im Vorfeld zur Frequenzkoordination zu dir gekommen ist. Das gibt es jetzt zum Glück nicht mehr, denn eigentlich ist es bei jeder Produktion schön, die langweilig abläuft, weil sie dann einfach gut gelaufen ist.“
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