Tascam Mixcast 4

Podcast Mixer mit optionaler Multitrack-Editor-Software

Autor und Fotos: Erol Ergün

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Podcasts und Live Streaming erfahren gerade in Covid19-Zeiten eine wachsende Bedeutung. Seien es Interviews, Mitschnitte einer Band oder Soloaufnahmen für den eigenen Social-Media-Kanal – nicht jeder will oder kann sich mit der hierfür komplexen Audiotechnik wie Pegel, Jingle-Einspielung, Klangeffekte sowie Ton via Telefon beschäftigen und sich einen entsprechenden Gerätepark zulegen. Das hat auch Tascam erkannt und mit dem kompakten Mischpult Mixcast 4 eine komplette Lösung für die Produktion von Podcasts im Stand-Alone-Betrieb inklusive Audio-Editor-Anbindung für Windows- und Apple-Systeme geschaffen.

Konzept

Der Tascam Mixcast 4 ist ca. 2,5 kg schwer und mit den Maßen 375 x 71 x 267 mm für den Einsatz als Tischgerät optimiert. Die Gehäuseunter- und Nebenseite sind aus stabilem Kunststoff gefertigt, die Oberseite mit Aussparungen für Regler, Soundpads und Touchscreen besteht aus solidem Metall.

Alle acht Eingangssignale sind durch acht Fader mit 100 mm Länge im Pegel anpassbar. Jeder der vier Kopfhörerausgänge lässt sich pegelseitig individuell mit einem entsprechenden Drehregler einstellen. Hardware-seitig wird das Signal des ersten Kopfhörerausgangs parallel auf den frontseitigen Kopfhöreranschluss ausgegeben. Für die Ausgabe des Summensignals steht ein Stereo-Monitorausgang, sowie ein Stereo-Line-Ausgang zur Verfügung.

Bedient wird der Podcast-Mixer über einen 127 mm (5 Zoll) großen OLED-Touchscreen. Hierüber sind auch alle wichtigen, statischen Parameter pro Audiokanal konfigurierbar. So lässt sich jeder Mikrofoneingang mit zusätzlichem Gain von bis zu 66 dB versehen, die Phantomspeisung für Kondensatormikrofone aktivieren und Klangeigenschaften des EQs und Kompressors einstellen. Des Weiteren verfügt der Tascam Mixcast 4 über globale Parameter, die insbesondere beim Live-Streaming nützlich sein können. So unterdrückt die Funktion „Mix Minus“ Rückkopplungen bei Telefonanrufen, Ducking-Funktionen und Pitch-Shifting-Effekte sind in Echtzeit mittels Soundpad-Trigger für Stimmeffekte aktivierbar und Effekte einzelner Mikrofone lassen sich auf der Hauptseite übersichtlich bearbeiten.

Alle zwölf Spuren sowie eine Stereomischung können auf einer internen SD-Karte (bis zu 2 Gigabyte), SDHC-Karte (bis zu 32 Gigabyte) oder SDXC-Karte mit maximal 512 Gigabyte Speicherkapazität aufgenommen werden. Darüber hinaus verfügt das Gerät über acht Sound-Pads zur Echtzeitwiedergabe von bis zu 64 Audio-Jingles und Klangeffekten, dazu später mehr.

Neben dem Standalone-Betrieb mit interner Audioaufzeichnung lässt sich der Tascam Mixcast 4 auch als 2.0 USB-Audiointerface mit insgesamt 14 Ein- und zwei Ausgängen nutzen. Hierfür bietet Tascam mit dem hauseigenen „Podcast Editor“ auch gleich einen optimierten Audioeditor an, der auf der Firmen-Website für unterschiedliche Betriebssysteme kostenfrei herunterladbar ist.

Anschlüsse

Das Gerät verfügt über vier Mikrofon-/Instrumenten-Eingänge mit Combo-XLR-Buchsen, sowie zuschaltbarer 48-Volt-Phantomspeisung zum Betrieb von Kondensatormikrofonen. Externe Signale können digital mittels USB-C-Schnittstelle, Bluetooth und analog mit über eine 3,5-mm-Klinkenbuchse eingebunden werden. Der integrierte AD/DA-Wandler verarbeitet Audiosignale mit einer Abtastrate von 48 kHz und einer Wortbreite von 24 Bit.

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Auf der rechten Seite befindet sich frontseitig ein vierpoliger (TRRS) Ein- und Ausgang als 3,5 mm-Miniklinkenbuchse für Kopfhörer/Headsets aus Kunststoff. Praktisch, denn so lassen sich Headsets mit Mikrofon nutzen, falls man nicht andere Mikrofone für rückseitigen Buchsen zur Verfügung hat. Alle weiteren Anschlüsse befinden sich rückseitig.

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Hier sind alle Anschlüsse übersichtlich gegliedert und von links nach rechts sauber verarbeitet angebracht. Links außen befindet sich der Ein- und Ausschalter, der in Form eines Druckknopfes praktischerweise ein Ausschalten durch zufälliges Berühren während einer Aufnahme verhindert. Rechts daneben der Stromanschluss für das Kabel des externen 12-Volt-Netzteils, dass mittels Drehverschluss fest mit dem Gehäuse verbunden wird.

In der Ausgangssektion daneben befinden sich im unteren Bereich die vier Kopfhörerausgänge und der Stereo-Monitor-Ausgang in Form von 6,3-mm-Stereoklinkenbuchsen aus Metall. Im oberen Bereich ist neben dem USB-C-Anschluss der Einschub für eine SD-Karte untergebracht.

Die Eingangssektion befindet sich rechtsseitig und besteht aus einem Line-In in Form zweier 6,3-mm-Monoklinken aus Metall und einer vierpoligen (TRRS) 3,5-mm-Miniklinkenbuchse aus Kunststoff. Mittels Kippschalter kann zwischen beiden Eingänge das Eingangssignal ausgewählt werden. Es folgen vier Combo-XLR-Buchsen aus Kunststoff für den Anschluss von Mikrofonen oder Instrumenten.

Hardware-Bedienungsoberfläche

Die Oberfläche wird linkseitig dominiert durch acht Fader in einer Länge von 100 mm, deren Eingangs-Routing festgelegt ist auf Mikrofone 1 bis 4, USB, TRRS, Bluetooth und Soundpads. Oberhalb jedes Faders befinden sich jeweils ein im aktivierten Zustand hintergrundbeleuchteter Ein- und Ausschalter für Mute (Orange) und Solo (Blau). Ganz links oben ist der ebenfalls im aktivierten Zustand Blau leuchtender Talkback-Schalter.
Unten rechts sind acht Soundpads untergebracht, deren Hintergrundbeleuchtung zur besseren Zuordnung von Jingles und Effekten farblich individuell eingestellt werden kann.

Direkt darüber residiert der kontrastreiche und aus unterschiedlichen Blickwinkeln gut ablesbare, aber nicht entspiegelte Touchscreen. Dieser dient als zentrale Informations- und Bearbeitungsschnittstelle für alle Parameter des Gerätes, wobei alle Inhalte fein aufgelöst in knackigen Farben hell und scharf dargestellt werden.

Oberhalb des Touchscreens befinden sich drei weitere Schalter, die im aktivierten Zustand hintergrundbeleuchtet sind: „Mark“ (Blau) zum Setzen von Positionsmarkern während der Aufnahme, „Stop“ (Gelb) zum Beenden der Aufnahme und „Rec/Pause“ (Rot) zum Starten oder Pausieren der Aufnahme.

Statt die Kopfhörerpegel über den Touchscreen zu regeln, verfügt der Tascam Mixcast 4 praktischerweise über vier Drehregler mit unterschiedlichen Farb-LEDs zur schnellen Orientierung. Diese sind oberhalb des Aufnahme-Schalters platziert. Hier befindet sich auch der Drehregler für den Ausgangspegel des Stereo-Monitorsignals, der das Summensignal aller Audiosignale zum Beispiel an eine Videokamera oder Regie-Monitore ausgibt.

Zu guter Letzt ein kleines, aber hilfreiches Detail: im oberen Außengehäuse ist mittig eine LED integriert, die bei laufender Aufnahme rot leuchtet, was unweigerlich Erinnerungen an die guten alten Zeiten eines im Tonstudio angebrachten Rotlichts „Achtung Aufnahme“ oder „On Air“ weckt.

Praxis

Während des Tests veröffentlichte Tascam das Firmware-Version 1.2 für den Podcast Mixer, welches wir mit unserer Windows Workstation auf eine SD-Karte herunterladen und unkompliziert auf dem Testgerät installieren konnten. Die Firmware-Version 1.3 bietet darüber hinaus einige neue Bearbeitungsfunktionen für das Handling der acht Soundpads. So lassen sich jetzt individuelle Pegel pro Soundpad festlegen und zugewiesene Samples sind dank zuschaltbarer Normalisierung im Pegel angleichbar. Darüber hinaus kann das Talkback-Signal für Podcast-Teilnehmer nicht nur über die Kopfhörerausgänge geroutet werden, sondern wird auch über Bluetooth, USB sowie den Smartphone-Ausgang ausgegeben.

Zunächst testeten wir das Gerät im Stand-Alone-Betrieb bei Mehrspuraufnahmen, was sich angenehm unspektakulär gestaltete: Gerät auf dem Tisch platzieren, Netzteil anschließen sowie Kopfhörer und Mikrofone verkabeln. Die Bluetooth-Anbindung mit einem Smartphone Tablet gestaltete sich ebenfalls unproblematisch.

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Für Einsteiger eine praktische Stütze zum Einrichten einer Audiosession: bei jedem Einschalten erscheint eine kurze, grafische Anleitung für die Pegelanpassung und wo wie eine Aufnahme/ Wiedergabe gestartet und gestoppt wird. Glücklicherweise kann man diese Einführung auch auf Dauer deaktivieren, wenn man weiß, wie man sein Audiosetup aufbaut.

Die Nutzung von SD-Karten gestaltete sich während des Tests anfangs etwas schwieriger. Während der eigentliche Formatierungsvorgang schnell und einfach funktionierte, wurden einige Micro-SD-Karten mit SD-Adapter vom System nicht erkannt, die wir für Video- und Fotoaufnahmen mit unseren Kameras verwenden. Es empfiehlt sich deshalb, die auf der Webseite von Tascam veröffentlichte Kompatibilitätsliste für SD-Karten durchzulesen und entsprechende Karten zu nutzen.

Alle Knöpfe sind im aktivierten Zustand hintergrundbeleuchtet, reagierten präzise und machten während des Tests einen soliden Eindruck. Die Fader und Drehregler reagierten schnell und weich, die Faderkappen bestehen aus einfachem Plastik und lassen sich leicht abziehen. Während alle 6,3-mm-Klinkenbuchsen aus Metall gefertigt sind, bestehen die 3.5-mm-Klinkenbuchsen aus Kunststoff. Wer häufig externe Geräte wie Headsets oder Smartphones via TRS/TRRS-Kabel nutzt, sollte diese Buchsen mit Sorgfalt nutzen. Gleiches gilt für die Combo-XLR-Buchsen. Hier hätte sich der Autor für den täglichen Einsatz solidere Metall-Varianten gewünscht.

Nicht unbedingt Standard: die sprachliche Lokalisierung von Audioprodukten. Denn die Gerätebedienung gestaltete sich dank des gut lesbaren und schnellen OLED-Touchscreens sowie der strukturierten Menüführung auf Deutsch angenehm schnell auch ohne Konsultation des ausführlichen, ebenfalls auch auf Deutsch verfügbaren Manuals.

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So werden alle verfügbaren Funktionen pro Audiokanal auch für Laien verständlich angezeigt. Bei allen Mikrofoneingängen kann man zwischen Dynamik- und Kondensatormikrofon wählen, Gain-Regler in dB einstellen, sowie Klang- und Effekteinstellungen als Preset nutzen oder individuell anpassen.

Der Tascam Mixcast 4 beinhaltet eine eigene Effektsektion, die auf Podcast und Live-Streaming zugeschnitten ist. So lassen sich Insert-Effekte wie De-Esser, De-Noiser, Kompressor/Limiter und Vierband-EQ für die Aufnahmen einsetzen und Chorus, Phaser, Delay, Hall und Pitch-Shift für Send-Effekte eines Mikrofonkanals, die auch spontan mittels Triggerpad pro Audioeingang aktiviert werden können. Die Klangqualität gereicht keinem Hochklasse-Tonstudio, ist aber angesichts des Einsatzzwecks effektiv. So ließen sich beispielsweise Hintergrundgeräusche während eines Interviews, sowie dynamische Pegelspitzen zuverlässig bearbeiten. Spaß bereiteten außerdem der Pitch-Shifting-, Ducking- und Delay-Effekt, die während einer Ansage auf Knopfdruck echtes Radio-Moderator-Feeling aufkommen ließen.

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Ein echtes Highlight sind die acht Soundpads, die man mit eigenen Jingles, Toneffekte und Insert-Effekte belegen kann. Werkzeitig an Bord sind unter anderem ein Drum-Loop, Beifallklatschen und Sirene. Acht Soundsets mit bis zu 64 Sounds lassen sich im Podcast-Editor zuweisen und benennen, was im Test durch simples Laden und Platzieren funktionierte. Da alle Soundpads über einen Fader im Pegel geregelt werden, ließen sich während der Aufnahme ganz bequem manuelle Ein- und Ausblendungen von Musik und Jingles erzeugen. Zudem sind alle Soundpads sogar mit eigenen Farben speicherbar, was sich bei der Zuordnung zum Beispiel von Jingles und Klangeffekten als sehr hilfreich erwies.

Das Konzept der Aufnahme- und Bedienungssicherheit spiegelte sich während des Tests auch in vermeintlichen Kleinigkeiten wieder, die im Eifer des Gefechts eine Live-Session retten können. So ist das Stromkabel am Gehäuse gegen irrtümliches Abziehen verschraubbar, die SD-Karte ist durch eine Plastikkappe geschützt, das Gerät nur durch langes Drücken auf den Ein- und Ausschalter abschaltbar.

Software-seitig ist zum Beispiel der Aufnahme-Stopp nur durch ein Pop-Up Hinweis „Aufnahme wirklich beenden“ möglich. Eine Abschaltung des Geräts kann nur erfolgen, wenn eine erstellte Aufnahme mit einem Namen versehen wurde. Die Funktion „Mix Minus“ sorgte bei USB-Einspielungen des Zoom-PC-Hosts sowie einem Bluetooth Smartphone für die rückkopplungsfreie Kommunikation, da alle Kanäle außer dem USB/Bluetooth-Kanal übertragen wurden. Gleiches gilt für die Funktion „Rückkopplungsschutz“, wobei im aktivierten Zustand die Monitor- und Line-Ausgänge stummgeschaltet werden.

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Zur optimierten Synchronisation von Ton und Bild bei Videokonferenzen kann die Tonübertragung via USB zeitlich angepasst werden. Im Test reichten 300 ms für eine optische Übereinstimmung, möglich sind bis zu zwei Sekunden Verzögerung.

Podcast Editor

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Mit dem kostenlos erhältlichen „Podcast Editor“ mutiert der Tascam Mixcast 4 zur flexiblen DAW, mit der sich sowohl bereits auf der SD-Karte, als auch im Audio-Interface-Modus aufgenommene Dateien einfach und schnell auf PC, Tablet oder Smartphone bearbeiten lassen.

Zum Testzeitpunkt werden folgende Betriebssystem unterstützt:

  • Windows 11, Windows 10 (November 2021, Version 21H2) Windows 10 (May 2021, Version 21H1), wobei der Betrieb mit ARM64 CPU nicht garantiert wird,
  • macOS Monterey (12.0) macOS Big Sur (11.0) macOS Catalina (10.15), auch lauffähig mit Apples M-CPUs,
  • iOS/iPadOS ab Version 13.

Die aufgeräumte Oberfläche und die auf das Notwendige reduzierten Funktionen, sowie die nahtlose Verknüpfung mit dem Podcast Mixer hat uns sehr gefallen. So werden automatisch alle aufgezeichneten Spuren nach Signaleingang geordnet mit nur einem Befehl importiert. Nicht benötigte Bereiche lassen sich mit einem Klick unkompliziert stumm- oder auf Solo schalten und während der Aufnahme erstellte Marker werden auch im Editor angezeigt.

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In der aktuellen Version stehen Effekte wie Noise Gate, Kompressor, Vierband-EQ, Hall, Tiefpass-Filter, Delay sowie Pitch-Shifter, Chorus und Phaser zur Verfügung. Darüber hinaus punktet der Editor mit einer VST3/AU-Schnittstelle zur Anbindung von externen Effekt-Plug-Ins.

Praxis

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Dieses kompakte Gerät enthält alles Wesentliche, was man für eine Live-Übertragung oder einen Mitschnitt benötigt: Rauscharme Eingänge mit TRRS-Support und Bluetooth für externe Anrufer, nützliche Effekte, Sample-Funktionen für eigene Jingles, die via Soundpads eingespielt werden können sowie ein USB-Audiointerface mit einem sauberen Klang.

Dank der übersichtlichen und durch LEDs farblich eindeutigen Beleuchtung und des kontrastreichen Touchscreens finden sich insbesondere Podcast-Einsteiger schnell zurecht. Darüber hinaus besitzen sie mit den acht Fadern und fünf Reglern die überaus praktische Flexibilität, schnell und einfach während der Aufnahme von Interviews oder Musikmitschnitten notwendige Pegelanpassungen vorzunehmen. Wer will, kann den Tascam Mixcast 4 auch als Standalone-Recorder abseits vom Live-Streaming für Bandaufnahmen nutzen. Der kostenlos herunterladbare und einfach zu bedienende Audioeditor komplettiert die Hardware und stellt eine effektive Ergänzung zur Bearbeitung der Audioaufnahmen dar.

Fazit

Der Preis des Tascam Mixcast 4 Podcast Mixer liegt bei ca. 560 Euro. Beeindruckend, was Tascam mit dem Mixcast 4 an praktischem Know How in einem transportablem Tischgerät realisiert hat: es damit nahezu für Einsteiger und Kenner kinderleicht, gut klingende und individuell gestaltbare Aufnahmen für Podcasts oder Live-Mitschnitte zu produzieren.

www.teac.de