Mackie Thrash 212

Aktive Top-Teile zum moderaten Preis

Autor und Fotos: Christian Boche

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Die Entwicklungsabteilung der Firma Mackie macht derzeit definitiv Überstunden. Anders kann man wohl kaum den derzeitigen Output neuer Boxen-Kreationen erklären. Wobei die aktuelle Lage in Bezug auf die Lieferketten-Problematik ebenfalls einen Einfluss auf die brandneue Mackie „Thrash“ Aktivboxen-Serie haben dürfte. Während die meisten Mackie Boxenserien dafür bekannt sind, mit reichlich zusätzlichen Optionen wie Anwender-DSP, Displays, Bluetooth-5.0-Schnittstellen und ausgewiesener App-Unterstützung aufwarten zu können, gibt sich die neue Mackie Thrash Serie ausgesprochen spartanisch. Man könnte fast von einem Old-School-Ansatz sprechen, wenn das frische Design nicht dem aktuellen Zeitgeist Tribut zollen würde.

Fakt ist, die Mackie Thrash Serie kombiniert moderne Schaltnetzteile, Class-D-Verstärkertechnik und moderne Gehäuse mit einem, was die Möglichkeiten der Eingangssektion betrifft, fast analogem Ansatz. „Weniger ist mehr“ ist die Devise der Thrash-Lautsprecher. Das gilt unter anderem auch für den günstigen Preis der Schallwandler. Dass bei allen Einsparungen die Leistung nicht zu knapp bemessen ist, liegt an den verbauten Verstärkermodulen, die mit 650 Watt RMS (1.300 Watt Peak-Leistung) einen überraschend kräftigen Antrieb für diese Preisklasse bereitstellen. Schauen wir uns die neusten Kreationen aus dem Hause Mackie genauer an.

Gehäuse

Die Lieferung erfolgt im Karton, wobei die Lautsprecher beim Transport mit Styropor Einlagen geschützt werden. Zusätzlich sind die Lautsprecher in einer Kunststofffolie eingeschlagen, wobei Silikat-Päckchen etwaige Feuchtigkeit oder Kondensat absorbieren. Im Lieferumfang befindet sich das Notwendigste. Neben dem Lautsprecher notiere ich ein Manual, Sicherheitshinweise und ein vergleichsweise kurzes Kaltgerätekabel. Das dürfte für meinen Geschmack gerne etwas länger sein. Kommt die Thrash 212 auf einer Distanzstange zum Einsatz, wäre etwas mehr Kabellänge wünschenswert. Dank ihrer 16,5 Kilogramm ist die Thrash 212 erfreulich leicht. Mithilfe des großzügig dimensionierten Griffs auf der Oberseite lässt sich die Box problemlos mit einer Hand aus dem Karton ziehen. In puncto Griffe verfügt die Box über eine Vollausstattung, da die Thrash 212 über gleich vier Griff-Gelegenheiten (oben, unten, links, rechts) verfügt.

Damit fährt die neue Mackie-Serie gekonnt Pluspunkte in der Rubrik Handling ein. Wer es gerne etwas üppiger mag, für den führt Mackie alternativ die größere Thrash 215 im Portfolio. Die Thrash 215 teilt sich mit der Thrash 212 das Hochtöner Modell und das Aktivmodul. Sie ist allerdings mit einem 15“-Tieftöner und einem größeren Gehäuse ausgestattet. Das schwarze Polypropylen Gehäuse der Testboxen ist wie bei Mackie üblich sauber verarbeitet und hinterlässt einen robusten Eindruck. Dank des vollflächigen Lautsprechergitters samt dahinterliegendem Akustikvlies überzeugt die Optik der Boxen. Die grünen Griffapplikationen (oben und unten) verleihen der Box ein modernes Aussehen. Das Mackie Markenzeichen (der „Running Man“) lässt sich auf den Lautsprechergittern wiederfinden. Das Logo lässt sich bei Bedarf auch um neunzig Grad drehen, falls die Box überwiegend als Bühnenmonitor zum Einsatz kommen sollte. 

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Der Einsatz als Monitor wird über die ins Gehäuse integrierte Monitorschräge ermöglicht. Integrierte Kufen sorgen für einen soliden Stand auf dem Bühnenboden. Kommt die Box aufrecht stehend auf einer Bühne oder einem Subwoofer zum Einsatz, sorgen eingelassene Kunststofffüße auf der Gehäuseunterseite für einen sicheren Stand. Ebenfalls auf der Unterseite angebracht ist ein Hochständerflansch, der die Box auf einem Stativ oder einer Distanzstange bei Bedarf arretiert. Ohne Arretierung könnte sich die Box bei einem Windstoß oder durch Zug auf den Anschlusskabeln verdrehen. Mithilfe der Schraube wird dieses Problem elegant umschifft. 

Aktivmodul

Das Design das Thrash 212 Aktivmoduls dürfte nicht unwesentlich von der aktuellen Bauteileknappheit beeinflusst worden sein. Je weniger digitale Features und Baugruppen ein Hersteller verbaut, desto weniger ist er von der aktuellen Lage betroffen. Mikrochips, Mikrocontroller und FPGAs sind derzeit Mangelware oder kosten zumindest unverhältnismäßig viel Geld. Da niemand sagen kann, wann sich diese Lage verbessert, ist die analoge Auslegung des Mackie Aktivmoduls ein cleverer Schachzug.

Die Entwickler haben die Ausstattung auf das Notwendigste reduziert und besonders digitale Baugruppen beim Konzept bewusst nicht berücksichtigt. Herzstück des Aktivmoduls ist eine Class-D-Verstärkereinheit, welche die eingebauten Treiber mit bis 1.300 Watt Peak (650 Watt RMS) befeuert. Verbaut wurden zwei Endstufenmodule, damit sind die Mackie Thrash 212 per definitionem Zwei-Wege-Aktivboxen.

Die Verstärkereinheiten sind auf einem großzügig dimensionierten Aluminiumkühlkörper montiert und benötigen daher keinen zusätzlichen Lüfter. Eine Konvektionskühlung über den Aluminiumkörper und einige Luftschlitzen reicht den Verstärkern offensichtlich aus, um in Betrieb die notwendige Kühlung zu gewährleisten. Die Netzversorgung des Aktivmoduls wird über eine Kaltgerätebuchse realisiert, was in dieser Preisklasse den üblichen Standard darstellt.

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Was hält das Aktivmodul an Audio Ein- und Ausgängen für den Anwender bereit? Zur Verfügung stehen gleich zwei Mic/Line-Eingänge, die jeweils von einem Gain-Poti und einer Combo-Buchsen-Armatur (XLR und Klinke) verwaltet werden. Rechts daneben ist das Master-Volume-Poti angesiedelt, begleitet von einer XLR-Link-Out-Buchse. Die Link-Out-Buchse spielt das anliegende Summensignal aus, welches sich bei Bedarf an weitere Aktivboxen weiterreichen lässt. Somit verfügt das Aktivmodul über einen Zwei-in-eins-Mixer, der für kleine Beschallungseinsätze (u. a. Moderation, Lesungen, Produktpräsentationen) den Einsatz ohne zusätzliches Mischpult ermöglicht.

Eine dedizierte Mic/Line-Umschaltung sucht man vergebens. Dafür spendierte man den beiden Gain-Potis der Eingänge eine entsprechende Skalierung, an der sich der Anwender beim Aussteuern orientieren kann. Schade, dass man auf zusätzliche Signal- oder Clip-LEDs verzichten muss. Immerhin befindet sich neben dem Master-Volume-Poti eine ‚Power & Overload‘-Anzeige. Die Overload-Anzeige zeigt an, falls die Eingangssignale den Summenpegel zu übersteuern drohen. Für professionelle Mixe sollte der Anwender daher ein externes Mischpult hinzuziehen. Bevor ich die Boxen mit allen möglichen Signalen füttere, möchte ich noch einen Blick auf die verbaute Hardware werfen. Das Lautsprechergitter ist schnell entfernt und gibt den Blick auf die Schallwand frei. 

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Oberhalb der 12“-Treiber notiere ich zwei große Rechteck-Ports, womit klar ist, dass es sich bei den Mackie Thrash 212 um Lautsprecher mit klassischer Bass-Reflex-Bauweise handelt. Der verbaute Hochtöner ist an ein Hochtonhorn mit breiter Abstrahlung gekoppelt, welches in die Schallwand integriert wurde. Ein Design, das bei Aktivboxen mit Kunststoffgehäusen de facto als Standard gilt. Der 12“-Treiber ist ein einfacher Ferrit-Treiber mit Presskorb. Im Gehäuse selbst befindet sich Dämmmaterial für die Unterdrückung von Gehäuseresonanzen. Das verbaute Aktivmodul ist in einem separaten Gehäuse beheimatet. In dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist der saubere Aufbau des Aktivmoduls samt Endstufen und Netzteil. 

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Wichtige Bauteilgruppen sind zusätzlich mit flexiblem Montagekleber fixiert, sodass Vibrationen auf dem Transport oder während des Einsatzes keine Probleme verursachen sollten.

Praxis

Für den praktischen Test baue ich die Testboxen in einem Club auf, wo die Kandidaten auch problemlos bis an ihr Limit betrieben werden können. Als Testsignale beschicke ich die Mackie Thrash 212 mit ausgesuchten Titeln aus meiner Amazon-Music-HD-Playlist, unkomprimierten Signalen eines Virtual Soundchecks aus einer DAW und zum Schluss mit meiner eigenen Stimme über ein direkt angeschlossenes Mikrofon.

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Nach Betätigung des Netzschalters sind die Boxen sofort betriebsbereit. Daher darf man davon ausgehen, dass kein DSP oder ähnliches Speaker-Management verbaut wurde. Diese würden bauartbedingt immer einige Sekunden für den Boot-Vorgang benötigen. Darüber hinaus fällt mir auf, dass die Thrash 212 Lautsprecher überraschend frei von Rauschen oder anderen Artefakten sind. Das ist für diese Preisklasse keineswegs selbstverständlich. Daher hätte ich keine Einwände, die Kandidaten bei Veranstaltungen mit hoher Signaldynamik (z. B. Sprache, akustische Musik oder im Theaterbetrieb) zu verwenden. Auch höhere Gain-Einstellungen jenseits der Mackie üblichen Unity-Gain-Marke (0 dBu) werden nicht von zusätzlichen Rauschanteilen kompromittiert. Als nächstes beschicke ich die Box mit einer Handvoll bekannter Referenz-Tracks, und bin erstaunt, dass alle Songs wie aus einem Guss klingen.

Keine Frage, was die Abstimmung der Box betrifft, haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. Die Mackie Thrash 212 klingen warm, rund und ohne dabei den wichtigen Mittenbereich zu vernachlässigen. Bei vielen preiswerten Aktivboxen ist der Übergang vom Tiefmitteltöner zum Hochtöner hörbar. Oft hört man die beiden einzelnen Treiber heraus, was ein ungleichmäßiges Klangbild erzeugt. Bei den Mackie Thrash ist es allerdings gelungen, beide Treiber zu einer Klangquelle verschmelzen zu lassen, was zu einem entspannten Höreindruck führt. Erstaunlich ist zudem der Tiefgang der Box.

Ich würde nicht von einer Fullrange-Box sprechen, aber man kann der Thrash 212 Kick-Bass-Qualitäten attestieren, die je nach Programm-Material und Beschallungssituation einen zusätzlichen Subwoofer obsolet machen. Der Virtual Soundcheck ermöglicht es, die Box mit unkomprimierten Signalen zu beschicken. Es stellt sich heraus, die Mackie Boxen verfügen über erstaunliche Lautstärke-Reserven. Hoch dynamische Signale, wie eine Snare Drum, werden erst kurz vor dem Erreichen der Clipping-Grenze vom System-Limiter in die Schranken verwiesen. Gut, dass die Box ihren gutmütigen Klangcharakter bis hin zur Aussteuerungsgrenze beibehält. 

Mackie gibt den maximalen Schalldruck mit 125 dB Peak an. Ein nachvollziehbarer Wert, der dem entspricht, was man einer 12/1“ Box mit Standardtreibern und einer Gesamtleistung von 650 Watt RMS abringen darf. In der Praxis dürfte das für eine souveräne Übertragung von Gesang- und Instrumentalsignalen ausreichen, selbst wenn man diese noch über eine vergleichsweise laute Backline schicken muss.

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Zum Schluss teste ich die Boxen noch mit einem direkt angeschlossenen Mikrofon (AKG D5). Es stellt sich heraus, dass die Thrash 212 auch als Bühnenmonitor eine gute Figur macht. Vor allem zeigt sie sich auch bei höheren Lautstärken ohne zusätzlichen EQ-Einsatz als koppelfest. Einen Kritikpunkt habe ich dennoch anzuführen. Die Auflösung der Gain-Potis der beiden Eingänge des Aktivmoduls sind nicht gerade feinfühlig, was den Mikrofonpegel betrifft. Erst im letzten Viertel des Regelwegs beginnt die Mikrofonverstärkung zu greifen, was das Einstellen einer passenden Vorverstärkung etwas mühselig gestaltet. Darüber hinaus bin ich nachhaltig überrascht, welch gute Allround-Performance die Mackie Thrash 212 an den Tag legen. Offensichtlich haben die Entwickler bei Mackie nicht verlernt, wie man gut klingende Lautsprecher auch ohne massive DSP-Unterstützung entwirft.

Fazit

Mit der Thrash-Boxenserie besinnt sich die Firma Mackie auf das Wesentliche. Keine digitalen Gadgets, keine App-Unterstützung, kein Anwender-DSP – eine einfache zu verwendende Box, die sich um eine bestmögliche Kombination aus Klang und Preis bemüht. Nach einem ausgiebigen Test kann ich der Mackie Thrash 212 attestieren, dass die günstige Box, mehr als ein Kompromiss ist. Der Straßenpreis des Lautsprechers bewegt sich um die dreihundert Euro Marke, dafür erhält der Anwender eine gut verarbeitete, solide Box mit modernem Design.

Ihr großer Pluspunkt ist allerdings die klangliche Grundabstimmung, die wirklich gelungen ist. Was den Maximalpegel betrifft, so operiert die Thrash 212 abhängig von den verbauten Komponenten dicht am physikalisch Machbaren. Damit empfiehlt sich die Mackie Thrash Serie für preisbewusste Anwender, die mehr Wert auf einen guten Klang als auf eine üppige Ausstattung legen. Das macht die Lautsprecher auch für den Verleihbetrieb interessant, da dank der wenigen Bedienelemente eine Fehlbedienung weitestgehend ausgeschlossen wird. Zudem erlaubt der verbaute Summen-Limiter in Kombination mit dem integrierten Überhitzungsschutz einen sicheren Dauerbetrieb, was auch den Verleih an weniger erfahrene Anwender guten Gewissens ermöglicht. 

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