WestLab Audio LABLIVE fifteen Subwoofer und LABRAT eight pro

Autor und Fotos: Christian Boche

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In der Pandemie hat das Image des deutschen Qualitätsmanagements nachhaltig gelitten. Die Rückständigkeit bei der Digitalisierung ist nur ein Beispiel von mehreren Baustellen. Wer muss es wieder rausreißen? Klar, der deutsche Mittelstand. Hier arbeiten noch Unternehmen, deren Qualitätsstandards und Grad an Digitalisierung höchsten Standards genügen. Ein Beispiel ist die Firma WestLab-Audio aus Schwerte. Zwischen Ruhrgebiet und Sauerland gelegen, entwickelt und produziert WestLab Audio ein umfangreiches Portfolio an professionellen Beschallungssystemen. Davon durfte ich mich selbst überzeugen, als ich die Teststellung persönlich vor Ort abholte. Dietmar Bauer, Head of Marketing bei WestLab Audio GmbH, nahm sich die Zeit, um mir die modernen Produktionsstätten und die hausinterne Demohalle zu präsentieren.

Die Produktpalette der WestLab Audio umfasst von einer 3-Zoll-Breitband-Box bis hin zum ausgewachsenem Doppelachter Line-Array eine große Bandbreite unterschiedlicher Beschallungswerkzeuge. Darüber hinaus können die Nordrhein-Westfalen mit einer eigenen Metallwerkstatt aufwarten, in der neben OEM-Produkten auch die komplette Hardware für das WestLab Audio-Portfolio anfertigt wird. Und wie steht es um die Digitalisierung?

Die meisten Boxen von WestLab Audio sind sowohl aktiv als auch in einer passiven Version erhältlich. Für die passiven Ausführungen steht ein eigens entwickelter Vier-Kanal-Verstärker (4 x 3 kW) und ein digitaler Speaker Controller mit FIR-Filterung zur Verfügung. In den kleineren Aktivserien kommen Verstärkermodule mit User-DSP zum Einsatz. Wie in unserer Testanlage, die aus einem "LABLIVE fifteen" Subwoofer und zwei "LABRAT eight pro" Top-Teilen besteht.

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Nach einer Vorstellung im Demo-Raum sind meine Erwartungen jedenfalls hoch, als ich mich mit der Testanlage auf den Heimweg begebe. Mit der WestLab Audio Test-PA verfrachte ich ein klassisches 2:1-Satelliten-System in den Kofferraum eines Renault Clios. In Punkto „Transporttauglichkeit“ heimst das System bereits Bestnoten ein. Schauen wir uns die Hardware genauer an und beginnen wie beim Hausbau mit dem Fundament.

LABLIVE fifteen Subwoofer

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LABLIVE fifteen Subwoofer ist Rock’n’Roll im wörtlichen Sinne. Dank seines abnehmbaren Rollbretts mit 100-mm-Blue Wheels lassen sich seine vierzig Kilogramm komfortabel durch die Gegend fahren. Auf dem Subwoofer sind noch zwei Sitzplätze für die beiden Top-Teile frei, so dass die Rüstzeit für das gesamte System erfreulich kurz ist. Werfen wir einen Blick hinter das Lautsprechergitter. Der kompakte Bassreflex-Subwoofer ist mit vier Dreieck-Ports ausgestattet, die eine symmetrische Strahlungswiderstandsbelastung der Membran garantieren. Verbaut ist ein 15“ High-End Neodym-Treiber mit einer 4-Zoll-Schwingspule aus dem Hause BMS.

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Als Antrieb dient ein Aktivmodul, das neben einem User-DSP gleich drei Class-D-Endstufen Kanäle beherbergt. Der Subwoofer wird mit 1.000 Watt befeuert, während für zwei passive Top-Teile je 500 Watt zur Verfügung stehen. Eine Neutrik True1 Armatur versorgt das System mit der notwenigen Netzspannung. Der True 1 Stecker darf auch unter Last ein- und ausgesteckt werden, weshalb das Aktivmodul kein dedizierten Netzschalter benötigt.

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Der User-DSP mit IIR-Filtering ist bereits mit den Datensätzen für unterschiedliche WestLab Audio Top-Teile versehen, was ein komfortables Plug-and-Play-erlaubt. Das Gehäuse ist mit schwarzen Strukturlack versehen und zudem mit einer Distanzstangenaufnahme mit M20-Gewinde ausgestattet. Mit einem maximalen Schalldruck von 132 dB SPL Peak dürfte der LABLIVE fifteen nahe am physikalisch machbaren operieren.

LABRAT eight pro

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Die bevorzugten Spielpartner des LABLIVE fifteen Subwoofers sind die Top-Teile aus der LABRAT Serie. Unser Testsystem ist mit zwei LABRAT eight pro Top-Teilen bestückt. Die kompakten Top-Teile mit 8“-Koax-Treibern kommen, wie übrigens auch der Subwoofer, in gepolsterten Transporttaschen und sitzen über zwei U-Bügel mit integrierten Stativaufnahmen auf Distanzstangen auf. Der Formfaktor der LABRAT eight pro ist sehr interessant. Die Gehäuse verfügen über eine Bass-Reflexöffnung und ein Multifunktionsgehäuse mit Monitorschräge.

Wie bei WestLab Audio üblich, sind die Treiber mit einem hexagonalen Lautsprechergitter mit hinterliegendem Akustikschaum versehen. Das verleiht den Boxen eine modere, zeitgemäße Optik. Die Verarbeitung des Gehäuses und der Lackierung entspricht professionellem Niveau. Da WestLab Audio über eine eigenen Metall Werkstatt verfügt, hat man sich bezüglich der U-Bügel etwas Spezielles einfallen lassen. Die Bügel können ohne Werkzeugeinsatz andocken und sind über ein achtzehn Positionen Raster mit einem Federstift-Mechanismus schnell und exakt auf den Publikumsbereich ausgerichtet.

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Wer die Rückseite der Box genauer betrachtet, dürfte überrascht sein. WestLab Audio leistet sich den Luxus der LABRAT eight pro gleich zwei Anschlussfelder mit je zwei Neutrik Speakon-Armaturen zu spendieren. Das erlaubt eine sehr flexible Positionierung der Box, egal ob die LABRAT eight pro als Top-Teil, Monitor oder als Sidefill Verwendung findet.

User DSP

Der User DSP im Aktivmodul wird über die eingebaute USB-Schnittstelle adressiert. Der DSP ist ein OEM-Produkt des deutschen Herstellers ALLDSP und wurde speziell auf die Bedürfnisse von WestLab Audio angepasst. Die passende LABSOFT mini Remote-Software lässt sich kostenlos von der WestLab Audio-Website herunterladen und steht sowohl für macOS- als auch Windows-Anwender zur Verfügung. Die Installation auf meinem Windows 10, 64-Bit-Laptop ist schnell erledigt. Wer sich ohne Zugriff auf WestLab Audio-Produkte einen Eindruck von der Software verschaffen möchte, kann das über den implementierten Demo-Modus realisieren.

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Ich kann dagegen direkt den „online“ Button der LABSOFT mini Software anklicken, und bin nach wenigen Sekunden mit dem DSP in dem Aktivmodul verbunden. Die Oberfläche ist einfach und logisch strukturiert. Einige Funktionen und Übersichtsseiten des DSPs sind werksseitig gesperrt. Auf folgende Funktionen kann der Anwender zugreifen. Links in der Oberfläche befinden sich die Speicher und Lade Funktionen. Damit lassen sich die Einstellungen sowohl in der Hardware als auch auf einem Rechner abspeichern.

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Bereits hinterlegte Presets für weitere WestLab Audio Top-Teile (z. B. LABRAT 6, 8 und 12) können über ein Drop-Down-Menü abgerufen werden. In der Teststellung ist bereits die richtige Voreinstellung geladen. Über die beiden virtuellen Schiebregler ist es dem Anwender möglich, die Eingangslautstärke stufenlos einzustellen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit die beiden Eingänge und die drei Ausgänge bei Bedarf stummzuschalten.

Auf tiefgreifendere Funktionen hat der Endkunde keinen Zugriff nicht einstellen, was dem Plug-and-Play-Gedanken Rechnung trägt. Dass der verbaute DSP allerdings über deutlich mehr Möglichkeiten verfügt, zeigt sich, als ich das Entwickler-Passwort eingebe. Dieses wurde mir für den Test zur Verfügung gestellt und bietet mir den Zugriff auf alle Einstellungen. Aus Respekt vor geistigem Eigentum möchte ich nicht weiter ins Detail gehen. Lediglich zwei außergewöhnliche Parameter möchte ich dem Praxistest voranstellen. Zum einen sind im dem gesamten System nur zwei EQ-Punkte gesetzt. Beide Punkte entzerren das System mit einer sehr homöopathischen Dosis von 1,5 dB. Das deutet darauf hin, dass das bei der Entwicklung des Systems schon von Beginn an auf eine möglichst gute Auswahl passender Treiber wert gelegt wurde. Ein Ansatz, der leider immer seltener anzutreffen ist. Oftmals wird der DSP dazu missbraucht, eine suboptimale Treiber-Auswahl mit drastischen DSP-Eingriffen zu optimieren. Das hat WestLab Audio offensichtlich nicht nötig.

Was mir zudem aufgefallen ist: Der Subwoofer wird im DSP tatsächlich erst bei 28 Hz getrennt. Ohne ein hoch belastbares High-End-Chassis endet so etwas im Volllastbetrieb nicht selten mit einem defekten Treiber. Daher bin ich sehr gespannt, wie die PA klanglich performt.

Praxis

Der Hörtest fand in einem Rockclub am linken Niederrhein statt. Der Club bietet Platz für 350 Zuhörer, verfügt zudem über ein professionelles Akustikkonzept und bietet sich somit für kritische Hörtests an.

Den Start macht ein Medley aus einem Zuspieler. Die kompakte WestLab Audio-PA verhält sich wie sich eine professionelle PA im Idealfall verhalten sollte. Sie bringt im Grunde keinen Eigenklang mit sondern projiziert schlichtweg das, was ihr als Eingangssignal angeboten wird. Sprich: erstklassige Produktionen klingen entsprechend beeindruckend. Auf der anderen Seite werden etwaige Schwachstellen gnadenlos aufgedeckt. Hier bleibt nichts verborgen. Mit einer Abstrahlcharakteristik von 90 x 90 Grad leuchten die LABRAT eight pro den Raum breit aus. Die 8“-Koax-Treiber arbeiten als Punktschallquelle ohne die Unterstützung eines großen Hochtonhorns, was einen direkten und gleichzeitig entspannten Grundklang erzeugt.

Als nächstes beschicke ich das System mit einem virtuellen Soundcheck einer Band, mit der ich seit mehr als zwanzig Jahren unterwegs bin. Traditionell beginne ich mit der Bass Drum und freue mich über den satten Tiefgang des 15“ Subwoofers. Dieser vereint den Tiefgang eines 18“ mit der Direktheit eines 15“ und schiebt dabei einen satten Pegel in den Raum. Keine Frage, der LABLIVE fifteen weiß die Vorzüge seines erstklassigen Neodym BMS Treibers prominent in Szene zu setzten. Ich mische weiter und mir fällt auf, dass ich deutlich weniger EQ Unterstützung benötige als mit der Hausanlage. Das beschleunigt die Mixarbeit nachhaltig.

Zum Abschluss checke ich die Kandidaten mit meiner Stimme und einem Shure SM58. Ich setze einen Low Cut bei 90 Hz und habe kein Verlangen, das Mikrofon noch mit weiteren EQ-Punkten zu entzerren. Das Ergebnis ist für mich mehr als stimmig. Nachhaltig beeindruckend ist neben dem Gesamtklag der Output des Systems. Vor allem wenn man die kompakten Abmessungen der WestLab Audio PA in Betracht zieht. In Grunde klingt das System eine Nummer größer als es de facto ist.

Fazit

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Viele Preisunterscheide in der Pro Audio Welt sind schlichtweg gerechtfertigt. Ein Beispiel dafür ist die kompakte WestLab Audio Test-PA, bestehend aus einem LABLIVE fifteen Subwoofer und zwei LABRAT eight pro Top-Teilen. Hier stimmt das Gesamtpaket. Top Verarbeitung, gutes Handling und ein Sound auf höchstem Niveau.

Darüber hinaus kann der Anwender optional noch folgendes in den Warenkorb legen: professionelle Flugbügel, gepolsterte Schutzhüllen und ein gebremstes Rollbrett für den Subwoofer, das eine geschmeidige Fahrt zum Auftrittsort verspricht. Mit einer ausgewiesenen Plug-and-Play-Fähigkeit ausgestattet, bietet sich das System für nicht nur für professionelle Anwender wie Verleihbetriebe oder Profimusiker an. Vielmehr lohnt sich das Investment auch für Musiker, DJs und kleinere Event Locations mit ambitionierten Ansprüchen in Puncto Klang und Handling. Besonders die zwei LABRAT eight pro Top-Teile lassen sich besonders flexibel einsetzten, so dass man das System ohne Einschränkung auch für Installationen, Monitoranwendungen (Drum- oder Keyboard Fill) und als universelle Beschallungslösung einsetzten kann.

Stichwort „Investment“: Das System ist auf den ersten Blick nur bedingt ein Schnäppchen. Die drei Boxen addieren sich zu einem Listenpreis von circa 7.300 Euro auf. Nimmt man allerdings die Klangqualität und die generelle Performance mit in die Rechnung auf, dann darf man guten Gewissens behaupten, dass die getestete PA preiswert und zwar im wörtlichen Sinne ist.

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