Universal Audio Manley Voxbox

UAD-2 Plug-In mit Unison-Unterstützung

Autor und Abbildungen: Peter Kaminski

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Manley bietet seit vielen Jahre professionelle Audioprodukte für den Studiobereich an. Aus dieser ganzen Erfahrung entstand ein Kanalzug, der speziell auf die Bedürfnisse für Gesangbearbeitung ausgelegt wurde. Man hatte sich bei der Entwicklung bei Manley immer an die Studio-Klassiker orientiert aber der 1997 vorgestellte Voxbox-Kanalzug hat sich mittlerweile schon selbst zu einem "modernen Klassiker" entwickelt.

Nun bringt Universal Audio den Voxbox-Kanalzug als Plug-In für die UAD-2-Plattform heraus und nicht nur dass, denn das Plug-In unterstützt auch über die Unison-Technologie direkt die Apollo-Audio-Interfaces. Wer mehr über Unison erfahren möchte, dem empfehlen wir den Test des Universal Audio Apollo Twin USB zu lesen, wo wir diese Technologie näher vorstellen.

Konzept

Zunächst einmal zum Original und dem Konzept des Voxbox-Kanalzug, bei dem man verschiedene Klassiker, bzw. deren Technik, kombiniert hat. Eine Besonderheit ist der Signalfluss selbst, denn ganz am Eingang befindet sich der Kompressor, gefolgt von einem Röhren-Mikrofonvorverstärker und als zweiter Block ein passiver Equalizer, ein passiver De-Esser/Limiter und ein Line-Verstärker auf Röhrenbasis.

Der Kompressor arbeitet als passive Optokoppler-Schaltung und als Basis diente hier der Manley ELOP Limiter, der entsprechend um Attack- und Release-Möglichkeit erweitert wurde und deren Kompressionsverhältnis von Limiter- auf Kompressor-Betrieb entsprechend angepasst wurde. Das Input-Poti ist dabei vor dem Kompressor-Eingang angeordnet. Als Eingänge gibt es Mikrofon und Line-Eingang mit Übertragern sowie ein hochohmiger Instrumenteneingang, der direkt am Eingangsregler aufliegt. Die Verstärkungsregelung erfolgt über einen Umschalter in der Vorverstärkersektion.

Soviel zum ersten Block. Es folgen Stufen eines zweiten Block. Über einen mehrfach Umschalter kann man das Line-Eingangssignal, den Ausgang des Mic Preamps, also des ersten Blocks oder das Signal auf dem Insert Input aufschalten. 

Nun zu den Elementen des zweiten Block. Als Equalizer diente ein Pultec midrange frequency equalizer MEQ-5, der auf 33 Frequenzen in drei Bändern erweitert wurde. Es kamen sechs Frequenzen im Bereich 20 Hz bis 150 Hz und weitere sechs im Bereich von 6,4 bis 20 kHz dazu. Gefolgt wird der EQ von einer De-Esser/Limiter-Sektion. Auch hier stand der ELOP Limiter, mit seinem passiven Optokopplerkonzept, Pate. Für den De-Esser wurde das Konzept um ein LC-Netzwerk erweitert. Am Ausgang wird der Pegel dann von einem Röhrenverstärker auf gewünschten Pegel und Impedanz gebracht. Die Symmetrierung erfolgt über ein Ausgangstransformator. Soweit das Konzept des Hardware-Originals.

Bedienung

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Die Bedienung ist fast Eins zu Eins vom Original übernommen. Man muss zwischen dem Betrieb als Unison-Plug-In in der Console Software und dem Betrieb als normales Plug-In einer VST Host Software unterscheiden. Bei ersterem gibt es einige Zusatzmöglichkeiten und Funktionen. Über das Apollo-Interface lässt sich über den Drehgeber so zum Beispiel wahlweise Input, Gain und Output direkt regeln. Schauen wir uns einmal die einzelnen Sektionen genauer an.

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In der Mitte befindet sich der Schalter für die Anwahl der Meterquelle (Gain Reduction im Kompressor, Line in, Ausgang Preamp, Ausgang EQ, Output De-Esser). Neben dem Meter befinden sich auf der linken Seite der Schalter um das Plug-In aktiv zu schalten sowie der Source-Schalter. Im normalen Plug-In-Betrieb dient er der Anpassung des Pegels. In Stellung Mic ist keine Abschwächung aktiv, in Stellung Line ist eine Abschwächung aktiv. Beim Betrieb als Unison-Plug-In in der Console Software für das Apollo-Interface wirkt der Schalter aber auch wirklich als Quellenanwahl-Schalter und wählt den entsprechenden Eingang am Interface über das Plug-In aus.

Über den Input-Regler wird direkt der Eingangspegel am Plug-In-Eingang geregelt. Der Gain-Regler regelt den Gain des Mikrofonvorverstärkers. Über zwei Schalter kann man auch noch ein Hochpassfilter (aus, 80 oder 120 Hz Grenzfrequenz) und eine Phasenumkehr aktivieren, die bei Benutzung als Unison-Plug-In auch vom Interface aus über entsprechende Tasten gesteuert werden können.

Auf der rechten Seite neben dem Meter sind die Einstellungen des Kompressors zu finden. Attack und Release lassen sich in fünf Feststufen einstellen (Release von 0,3 bis max. 5 Sekunden). Weiter gibt es ein virtuellen Drehgeber für den Einsatzschwellwert und eine Schalter mit dem man die Kompressor-Sektion überbrücken oder aktivieren kann (fest auf ein Kompressionsverhältnis von 3:1). Bei Aktivierung der Link-Funktion werden für beide Kanäle die gleichen Steuergrößen verwendet.

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Auch das Dreiband-Filter lässt sich einzeln deaktivieren, bzw. in Bypass schalten. Der Gain in den drei Bändern lässt sich im Bereich von 0 bis +10 dB einstellen. Die Frequenzen in jedem Band werden über einen Drehschalter mit elf Positionen eingestellt. Über den Schalter XFMR IN/BYPASS wird die Simulation für den Ausgangsübertrager aktiviert oder deaktiviert.

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Der De-Esser ist von der Bedienung sehr einfach aufgebaut. Man kann den Schwellwert stufenlos einstellen und die Filterfrequenz auf 3, 6, 9 oder 12 kHz einstellen. Bei Stellung LIMIT 10:1 arbeitet die Sektion nicht mehr als De-Esser sondern als Limiter. Auch die De-Esser-Sektion lässt sich individuell aktivieren.

Praxis

Das Manley Voxbox Plug-In benötigt schon einiges an DSP-Resourcen. So wird im Betrieb als Unison-Plug-In, z. B. auf einem Apollo Twin USB, pro Plug-In die Hälfte eines UAD-2-DSPs abgefordert (s. Abb. unten). Es ist auch so, dass jeder Kanal in dem man ein das Manley Vox Plug-In als Unison-Plug-In- betreibt, immer einen eigenen DSP belegt. Den Rest des DSPs hat man dann für andere Nicht-Unison-Plug-Ins zur Verfügung.

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Man muss schon sagen, dass das Plug-In sehr authentisch und sehr sehr nah am Original ist. Der Röhren-Preamp macht einen schönen dezent warmen Sound. Der Kompressor hat, was seine klanglichen Eigenarten angeht, viel vom LA-2 geerbt und verhält sich wie ein typischer Vertreter der klassischen Opto-Kompressoren. Er regelt alles sehr weich aus und die Regelvorgänge sind als solche überhaupt nicht hörbar. Wirklich optimal für den Einsatz in Zusammenhang mit Stimme und Gesang.

Das Filter ist von der Band- und Frequenzaufteilung her sehr auf die Stimmenbearbeitung zugeschnitten. Es lassen sich nun Frequenzbereich anheben und nicht absenken, was für die Stimmenbearbeitung auch so akzeptabel ist. Zischlaute lassen sich ja mit dem De-Esser entfernen, der sehr sauber arbeitet auch nur die störenden Komponenten entfernt. Das Klangbild der Stimme bleibt hier nach der Bearbeitung mit dem De-Esser sehr gut erhalten. Trotz der wenigen Einstellmöglichkeiten arbeitet der De-Esser effektiv und ist in der Handhabung unkompliziert.

Man erzielt mit dem Voxbox UAD-2 Plug-In einen kompakten, runden Vocal-Sound, der sich sehr gut im Mix platzieren lässt. Die Regelung des Equalizers mag zwar für viele auf den ersten Eindruck spartanisch wirken, aber sie bietet für die Stimmenbearbeitung genau die erforderlichen Möglichkeiten und lässt sich zudem sehr feinfüllig einstellen.

Aufgefallen ist, dass beim Einsatz als Unison Plug-In beim Ändern von einigen Reglern, wie z. B. Input und Threshold, ein sehr leichtes Knistern, wahrscheinlich durch das Gain-Staging, hörbar wird und zwar bei größeren Werten über 12 Uhr Reglerstellung, bzw. bei Gain-Veränderungen auf Werte über 50 dB. An den betroffenen Regler wird man während der Aufnahme wahrscheinlich sowieso keine Änderungen vornehmen und daher ein kleines und auch hinnehmbares Manko. Als Tipp: wenn man den Regler im Livebetrieb nicht in den Signalpausen sondern mit Audiomaterial verändert, dann meistens nicht wahrnehmbar. Beim Betrieb als normales UAD-2-Plug-In ist dieser Effekt übrigens nicht vorhanden. Aber die Vorteile des Betriebs mit einem Apollo-Interface als Unison-Plug-In überwiegen natürlich.

Im Gegensatz zum normalen Plug-In wo eben nur eine pegelabhängige Simulationsanpassung erfolgt gehen in Verbindung mit den Apollo-Interfaces auch die Eingangsimpedanz ein und eben auch das Gain-Staging. Damit ist die Simulation des Vorbildes nochmal realer. Wir möchten in diesem Zusammenhang nochmal auf unseren Twin USB Apollo-Interface-Test hinweisen, wo Einiges zu diesem Thema erklärt wird.  

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Eine umfangreiche Bibliothek von Presets wird mitgeliefert (s. Abb. oben). Hier findet man neben Vocal-Presets auch Presets für Instrumente und das macht auch Sinn denn das Voxbox Plug-In lässt sich durchaus auch über das Einsatzspektrum Stimme hinaus sinnvoll nutzen und zwar für perkussive Instrumente sowie auch für Akustikgitarre und Pianos etc.

Fazit

Das Voxbox Plug-In kostet im UAD-Shop 299 Euro (Stand Sept. 2016). Natürlich kann man den Plug-In-Preis nicht mit dem Original-Hardware-Gerät vergleichen, aber es ist schon erwähnenswert, dass dieses 15-mal mehr kostet. Wie auch immer, der Plug-In-Preis ist mehr als gerechtfertigt und das auch, wenn man das Plug-In nicht als Unison Plug-In nutzt. Die zusätzlichen Unison-Features sind das i-Tüpfelchen im gebotenen Leistungsumfang.

Wer nach einem Plug-In für eine umfangreiche und möglichst komplette Gesangsbearbeitung sucht, der liegt mit dem UAD-2 Voxbox Plug-In genau richtig. Die Bedienung ist einfach und was Gesang und Stimme angeht ist das Voxbox-Plug-In sehr wirkungsvoll und zudem sind die richtigen Einstellungen schnell gefunden. Übrigens auch für die Post-Production, was Sprachaufnahmen angeht, sehr zu empfehlen. Was für die Stimmenbearbeitung angeht gibt es kein besseren Kanalzug.

www.uaudio.com