Millennia HV-35 Mikrofonvorverstärker-Modul

Autor und Fotos: Peter Kaminski

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Millennia hat diverse Prozessoren in ihrem Programm. So auch mehrere Mikrofonvorverstärker. Wir möchten hier den HV-35 als API-500-kompatibles Modul vorstellen. Dieses ist als HV-35P mit identischen Funktionen und fast identischen Werten in einer portablen Version verfügbar, welches also auch ohne eine 500er-Lunch-Box betrieben werden kann.

Konzept

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Die Ein- und Ausgänge des HV-35 sind elektronisch symmetriert. Das unterscheidet den Mikrofonvorverstärker schon einmal von vielen anderen in der Preisklasse. Der Hersteller gibt einen Frequenzgang von min. 10 Hz bis 200 kHz an. Wobei -1,0 dB bei 10 Hz als typisch angegeben wird. Auf den Wert kommen wir später noch zu sprechen. Wichtig auch zu erwähnen, dass der Preamp über eine zuschaltbare 48-Volt-Phantomspeisung verfügt. Die Stromaufnahme im Betrieb beträgt ca. 45 mA für die positive und ca. 25 mA für die negative Spannungsversorgung. Bei eingeschalteter Phantomspeisung erhöht sich der Strom der positiven Spannungsversorgung auf ca. 75 mA. Der maximale Eingangspegel beträgt 12 dBu ohne, bzw. 18 dBu mit zugeschalteter Vordämpfung. Bei 1 kHz und 35 dB Verstärkung erreicht man einen Ausgangspegel von 26 dBu (THD+N < 0,001 %), bzw. 28 dBu (THD+N < 0,05 %).

Bedienung

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Ein weiterer konzeptioneller Punkt ist, dass bis auf die Vorverstärkung (Gain) ausschließlich Schaltfunktionen geboten werden. Die Bedienung ist daher sehr einfach aber auch eingeschränkt was Bearbeitungsfunktionalität angeht. Trotzdem hat der HV-35 einiges zu bieten, wie zuschaltbare Vordämpfung (Pad) von ca. 15 dB, eine Phasenumkehrung (Pol Flip), die schon erwähnte 48-Volt-Phantomspeisung, eine Ribbon-Mic-Modus, ein 80-Hz-Hochpassfilter erster Ordnung (6 dB/Okt.) sowie ein Umschalter zwischen dem Mikrofoneingang und dem vorderen hochohmigen Instrumenteneingang. Das Umschalten erfolgt übrigens knackenfrei. Aktive Funktionen werden durch LEDs in den Schaltern signalisiert. Ganz oben befinden sich noch zwei kleine LEDs die den Status der Betriebsspannungen wiedergeben. 

Noch eine Erklärung zum Ribbon-Mic-Modus. Diesen kann man nutzen wenn man dynamische Mikrofone oder Bändchenmikrofone angeschlossen hat. Die Kopplung an die Verstärkerstufe erfolgt Gleichstromgekoppelt, es erfolgt 10 dB zusätzliche Verstärkung und die Phantomspeisung wird deaktiviert. Hier ist zu beachten, dass es mittlerweile auch Bändchenmikrofone mit Phantomspeisung gibt, die man dann im deaktivierten Ribbon-Mic-Mode betreiben muss.

Die Verstärkung beträgt maximal 60 dB, bzw. 70 dB im Ribbon-Mic-Modus. Die minimale Verstärkung bei Linksanschlag des Gain-Potis beträgt 14,5 dB, bzw. ca. 1 dB mit zugeschalteter Vordämpfung.

Praxis

Der Preamp lässt sich sowohl für Sprache, Gesang als auch für Instrumente wie E-Gitarre hervorragend einsetzen. Sofort auffällig ist, die sehr gute Basswiedergabe wobei ekien Forcierung der Bassanteile erfolgt sondern sie werden bis in relativ tiefe frequenzen linear wiedergegeben. Auch die gute Wiedergabe von Transienten überzeugt. Die Anstiegsgeschwindigkeit des Verstärkers ist größer als 25 Volt pro Mikrosekunde (bei 35 dB Gain und 24 dBu Maximalpegel).

Durch die Übertragung der Bassfrequenzen bekommt der gesamt Sound zwar einen sehr runden Charakter aber die Klangfärbung geht an sich sehr in Richtung Neutralität, also ohne eigene Färbung. Bei Sprache wird bei einem Nierenmikrofon schnell das Zuschalten des Hochpass erforderlich, da der Nahbesprechungseffekt sich deutlicher Auswirkt als bei anderen Preamps. Das sollte man aber nicht als Nachteil ansehen. Das Rauschen des HV-35 ist sehr gering und erst ab ca. 50 dB Verstärkung dann auch wahrnehmbar.

Fazit

Der HV-35 gehört mit ca. 900 Euro ohne große Bearbeitungsfunktionalität nicht gerade zu den preiswerten API-500-kompatiblen Vorverstärkern. Er ist sehr geeignet wenn man mit vielen Kanälen arbeitet und man ein sehr gutes Grundsignal braucht und die Bearbeitung dann an der DAW oder am Mischpult vornimmt. Übrigens bietet Millennia mit dem AD-596 auch einen achtkanaligen A/D-Wandler für API-500er-Rahmen an. Besonders für den Klassikbereich ist der HV-35 sicherlich sehr gut einsatzbar oder bei der Aufnahme von Akustikgitarre. Der HV-35 ist ein Modul ohne großen Schnick-Schnack und qualitativ spielt der Preamp ohne Frage in der oberen Liga mit.

www.mil-media.com
www.megaaudio.de