RND 511 / 517

500er-Preamp-Module von Rupert Neve Design

Autor und Abbildungen: Peter Kaminski

aufmacher beide

Im Zuge unserer API-500-kompatiblen Module möchten wir mal wieder den Blick auf zwei Module von Rupert Neve Design werfen und zwar die beiden Mikrofonvorverstärker RND 511 mit Texture-Funktion und den RND 517 mit integriertem Kompressor und DI-Funktionalität.

511 Mikrofonvorverstärker

511 offen

Zunächst einmal zum 511. Der Mikrofonvorverstärker ist mit Übertrager ausgestattet. Das technische Design ist sehr an die Portico-Serie angelehnt. Es wird hier am Eingang ein sogenanntes TLA-Design (Transformer-Like-Amplifier ohne Reaktanzen spirch Blindwiderstände) mit nachgeschaltetem Übertrager eingesetzt, das man eben schon aus der Portico-Serie her kennt. Damit erreicht man Eigenschaften einer elektronsichen Symmetrierung verbunden mit denen eines Übertragers.

Der Signaleingang kann bis zu 22 dBu Pegel ohne Eingangsschwächer verarbeiten und so sucht man ein Pad-Schalter bei dem Preamp vergeblich. Das Modul bietet eine 48-Volt-Phantomspeisung und ein Hochpassfilter sowie eine sogenannte Texture-Sektion.

511 front

Ganz oben befindet sich eine blaue LED für den Status des Betriebs. Die Verstärkung lässt sich mit dem TRIM-Drehschalter im Bereich von 0 bis 66 dB in 6 dB Schritten einstellen und im Bereich von +/- 6 dB mit dem TRIM-Regler, der über eine Mittelrasterung verfügt, dann feineinstellen. Neben diesen beiden reglern liegt der Druckschalter für die 48-Volt-Phantomspeisung. Alle Druckschalter sind mit einer Status-LED ausgestattet, die den aktiven Status signalisiert. Unter dem Schalter für die Phantomspeisgung befindet sich noch ein Schalter zur Phasendrehung und daneben ein kleines Bargrafmeter mit acht LEDs für die Ausgabe des Ausgangspegels.

Die Sektion darunter ist dem Hochpaßfilter gewidmet. Die Filterfrequenz lässt sich im Bereich von 20 Hz bis 250 Hz einstellen. Über einen Drucktaster wird das Filter aktiviert.

Die unterste Sektion ist die für die sogenannte Texture-Funktion, die man vom Portico II Channel her kennt. Hierbei wird im Prinzip Oberwellen auf Basis des Quellmaterial hinzugefügt. Erreicht wird das wie bei original Portico Silk über einen phasenumgekehrten Feedback am Ausgangsübertrager. Bei dem sogenanntem Red Silk im RND 511 wird aber bei Maximaleinstellung ein deutlich höherer Anteil von Oberwellen erreicht als bei dem Portico Silk. 

517 Preamp mit Dynamikeinheit

Wenn wir uns den RND 517 näher anschauen, stellt man fest, dass die Vorstufe dem RND 511 entliehen ist. Daher haben wir auch beide Preamps in einem Test zusammengefasst. Aber es gibt natürlich auch Unterschiede auf die wir eingehen möchten. Den 5017 gibt es übrigens auch in einer portablen Version als Portico 5017 im Tischgehäuse.

Ein Unterschied ist, das der RND 517 über ein Instrumenteneingang verfügt (6,3-mm-Klinkenbuchse) und auch über einen Ausgang bei dem das In strumentensignal durchgeschliffen ist und man das Modul so als DI-Box nutzen kann wenn man sowohl aufnehmen als auch das Signal zum Beispiel zu einem Instrumentenverstärker weiterleiten möchte.

517 offen

Die Verstärkung ist über den Drehschalter MIC GAIN in 6-dB-Schritten von 0 bis 66 dB ein stellbar. Auf eine Trimm-Feinfunktion hat man hier verzichtet. Der 517 ist natürlich auch mit einer zuschaltbaren 48-Volt-Phantomspeisung und einer Phasenumkehrung ausgestattet. Die Schalter beim RND 517 sind aber nicht wie beim RND 511 mit LED-Indikatoren versehen.

517 front

In der Sektion darunter ist der Kompressor untergebracht. Dieser lässt sich mit einem Druckschalter aktivieren. Der Schalter hat eine blaue LED integriert, die immer dann aufleuchtet wenn die Kompressorregelung aktiv wird. Bei dem Kompressor handelt es sich um einen Kompressor mit Optokoppler und einem festen Kompressorverhältnis von 2:1 sowie einer festen Anstiegs- und Abfallzeit. Mit dem Kompressorregler stellt man dann den Einsatzschwellwert ein.

Über einen weiteren Regler darunter kann man ein Mischung aus Mikrofonsignal und Instrumentensignal einstellen. Das lässt sich zum Beispiel sinnvoll anwenden, in dem man einmal das direkte IInstrumentensignal und das Signal welches vom Verstärker über Mikrofon abgenommen wird, im Verhältnis mischt und dann als Summe weitergibt. Mit dem SILK-Taster lassen sich auch beim 517 Oberwellen generieren, dies aber mit fest voreingestelltem Wert.

Die der untersten Sektion ist ganz dem Instrumenteneingang gewidmet. Über den Regler INST GAIN kann die Verstärkung des Instrumenteneingangs im Bereich 0 bis 30 dB eingestellt werden. Für den Instrumenteneingang ist hier auch noch ein Ground-Lift-Schalter für die Terrnung von Eingangsschirmung und Bezugsmasse vorhanden um so ggf. Brummschleifen zu vermeiden.

Weiter gibt es noch für den Instrumenteneingang eine zuschaltbare Vari-Phase-Funktion die mit dem Regler VARI-PHASE einstellen lässt. Sehr sinnvoll wenn man das DI- und Mic-Signal nutzt.

Praxis

Klanglich sind beide Preamps durch gleiche Schaltungskonzepte logischerweise auch klanglich dicht beieinander. Prinzipiel vermitteln sie klanglich den Sound, den man durch die Portico-Serie her kennt, der den klanglichen Fokus nicht auf Neutralität legt, sondern vielmehr auf bewusste klangliche Färbung, die sich besonders in einer höheren Präsenz des Signals bemerkbar macht und zwar sowohl beim einzlenen Abhören aber auch besonders wirkungsvoll im Mix. 

Der 511 ist mehr der reine Mikrofonvorverstärker mit vielen Einstellmöglichkeiten während der 517 mehr auf die Abnahme von Instrumenten fixiert ist, die auch über Amps wiedergegeben werden. Der Kompressor funktioniert in der Praxis trotz seiner wenigen Einstellmöglichkeiten auch bei Sprache gut, um den Klang etwas zu verdichten. Die Silk-Funktion ist von der Stärke nicht mit dem beim 511 zu vergleichen denn dort kann man deutlich mehr Oberwellen generieren und bei 517 ist das bei Aktivierung im Vergleich doch sehr dezent. Beim 511 kann es aber auch schnell zuviel werden. Man muss sich da etwas Selbstbeschränkung auferlegen damit der Sound noch natürlich bleibt.

Fazit

Der RND 511 und 517 sind was den Vorverstärker und prinzipielle Schaltungskonzepte angeht, sehr ähnlich aber im Detail unterscheiden sich beide dann doch, da sie für zwei unterschiedliche Anwendungen konzipiert wurden. Für reine Vorverstärkung eines Mikrofons für Gesang oder Stimme, bzw. Hauptmikrofone ist der RNS 511 sie bessere Wahl. Für die Aufnahme von E-Gitarre und Bass sowie andere Instrumenten, besonders elektrisch verstärkten, ist der 517 die bessere Wahl. Klanglich sind beide auf der Portico-Linie und verleihen dem Signal eine hohe Präsenz und Durchdringung im Mix. Klanglich also sehr unverkennbar.

Der RNS 511 schlägt mit um die 700 Euro zu Buche und der RND 517 mit knapp unter 1.000 Euro. Besonders empfehlenswert sind die beien Module im Bereich der Pop-Musikproduktion denn der typische Neve-Sound ist damit garantiert und neben dem Vorverstärker kauft man also gleich einen "Soundprozessor" mit.

www.rupertneve.com
www.megaaudio.de