VB-AUDIO Plug-Ins für VST und Pyramix

Audiobearbeitung der anderen Art

Autor und Fotos: Peter Kaminski

Ich arbeite nun seit fast zehn Jahren mit einer Pyramix DAW von Merging Systems. Gleich zu Beginn bekam ich schon die Plug-Ins von Vincent Burel (VB-AUDIO), da er für die VS3 Schnittstelle von Merging programmiert. Über die Jahre hab ich sie für beste und flexibelste Audioarbeit kennen und schätzen gelernt, doch musste ich immer wieder feststellen, dass diese nicht sehr verbreitet zu sein scheinen. Vermutlich hängt das auch mit der Vielzahl von Plug-Ins, welche permanent in den Markt strömen, zusammen, dennoch meine ich, die von Vincent Burel sind schon was Besonderes, haben höchstes Klangniveau und daher möchte ich im Folgenden einige vorstellen.

Natürlich gibt es die meisten nicht nur für die Pyramix (VS3) sonder auch DirectX und VST-Schnittstelle. Alle arbeiten intern in 32-Bit-Fließkommaauflösung, in beliebiger Abtastrate, auf Windows XP, Vista und Windows 7 in 32 Bit. Die Freischaltung wird per USB Dongle realisiert. Die CPU Auslastung der einzelnen Plug-Ins ist anwendungsspezifisch als sehr gering, also positiv, zu betrachten.

Die VST/DX Plug-Ins sind in Mono und Stereo verfügbar, viele für VS3 sogar mehrkanalig und sie sind in folgende Bereiche aufteilbar: Reverb und Delay, Kompressoren und Limiter, EQs, Messung, Effekte und Helper. Bei derzeit 16 Plug-In-Paketen, welche meist auch noch aus unterschiedlichen Plug-In-Varianten bestehen ist es nicht möglich in diesem Bericht alle ausführlich vorzustellen daher werd ich den Fokus auf ein paar Besondere legen.

AphroV1 Reverb

Aphro-Main

Der Aufbau und das Design der Plug-Ins zeichnet sich weniger durch topaktuelles Design und Parameterüberfluss sondern eher durch sparsames, haptisches Design und klare Bezeichnung aus. Wer noch Knöpfe an einem Pult gewöhnt ist, wird sich recht schnell zurechtfinden. Entsprechend ist das Erscheinungsbild dieses Stereo Hallgerätes.

Aphro-AC

Neben den Standard Parametern wie Pre-Delay, Dry, Wet, Time, Size und Damp fällt sofort auf, dass beide Kanäle jeweils einzeln bearbeitet werden können und der MIX-Regler zudem die Möglichkeit bietet über den Reverb-Anteil des jeweils linken und rechten Kanals auf den Anderen zu entscheiden. Ein recht umfangreiches Preset-Management, das Werkseitig schon gut bestückt ist, ermöglicht souveränen Überblick und bietet sogar eine Vergleichsfunktion von Presets an.

Aphro-CI

Hinter den beiden unscheinbaren Knöpfen CP und AC verbergen sich umfangreiche Einstellmöglichkeiten. Im Color Panel sind die beiden Kanäle ebenfalls einzeln einstellbar und es steht neben zwei vollparametrischen EQ Bändern je Kanal ein Interface zur Verfügung das Einfluss auf die Frequenz Response wie Tube-Effekte ermöglicht. Algorythm Control ermöglicht umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten der frühen Reflektionen, Klangentwicklung und Ausklang.

SculpturX/ToneX Pack Equalizer

Die VST/DX und VS3-Bezeichnungen weichen hier voneinander ab doch dahinter verbirgt sich das gleich Paket, eine Echtzeit-FIR-Filteranwendung höchster Güte. Der Ton Param ist ein EQ mit vier vollparametrischen Bändern und einem Low- und High-Shelf-Filter ausgestattet. Ein EQ der sich zum Beispiel zum Mastern anbietet und in der VS3-Variante sogar das Bearbeiten von acht Kanälen einer 7.1-Mischung separat oder verlinkt gewährt.

ToneParam

Ein weiteres Tool in diesem Pack ist SculptureA, ein recht außergewöhnliches Instrument, ebenfalls für den Mastering-Einsatz gedacht. Es handelt sich um einen neunbändigen, festgelegten EQ je Kanal, der in Form eines Mixers einen extremen Einfluss auf jedes Band gewährt.

SculpturA

Zudem ermöglicht er über ein Delay das zeitliche verschieben jedes Bandes separat je Kanal und das schnelle vergleichen von Einstellungen. Erwünschte oder unerwünschte Frequenzüberlagerungen lassen sich hiermit schnell und effizient vornehmen.

EQpro-G3/G4

Es handelt sich hier um einen wahlweise drei- oder vierbändigen, vollparametrischen Equalizer höchster Güte mit geringer CPU-Auslastung. Alle Bänder ermöglichen Peak, BPF, LPF, HPF, Low und High-Shelf-Charakteristik.

EQpro

Der Bandbreitebereich von 1/24 bis zwei Oktaven ermöglicht flexibles eingreifen und ein großes grafisches Display gewährt schnellen Überblick über diese Eingriffe. Alle Bänder lassen sich individuelle ein- und ausschalten. Der Gainbereich beträgt +/- 32 dB. Eine Notch-Variante dieses Plug-Ins ermöglicht hingegen fokussiertes bearbeiten und das Unterdrücken von Frequenzen.

C10-Limiter

Der C10-Limiter ist der umfänglichste Stereo-Multibandkompressor den ich je gesehen habe, benötig dafür aber auch etwas mehr CPU-Performance. Sein Anwendungsgebiert ist sicherlich vornehmlich das Mastering oder auch die Restauration.

C10-Limiter-main

Zu Beginn wird das Eingangssignal in zehn Oktaven separiert. Jedes Band ist ab dann diskret mit folgenden Einheiten zu bearbeiten ON/OFF, Input Gain, Phasenkorrelation, Phasenumdrehung, Delay, Pan, Kompressor-Modul, Gain nach Kompressor und Limiter. Zur Arbeitserleichterung steht eine Link-Matrix, welche jegliche Kombination von Bearbeitungsgruppen ermöglicht und eine Undo/Redo Funktion zur Verfügung.

C-10-full

Zur Kontrolle dessen was geschieht kann man ein sehr übersichtliches, skalierbares und umfangreiches Meterdisplay und sogar eine Effekt Mute-Matrix pro Band öffnen, welche schnelles Vergleichen ermöglicht.

Um das Bild abzurunden bietet dieses Pack auch noch den D10-Limiter welcher baugleich ist, nur das der Kompressor nicht begrenzt sondern erweiter, also de-komprimiert. Mit diesem Tool kann also zum Beispiel Audiomaterial dynamisiert werden, welches vorher etwas unlebendig erschien oder nur in einem bestimmten Frequenzband schwächen aufweist. Die Möglichkeiten also Dynamik und auch Frequenzbänder schnell über das gesamte Frequenzbild diffizil oder aber auch breitbandig in alle Richtungen zu korrigieren oder zu verbessern sind mit diesem Paket wirklich sehr umfangreich.

M-Compressor

Dieser Kompressor, leider nur als VS3 Variante erhältlich, arbeitet mit bis zu acht Kanälen, welche man entweder gemeinsam oder separat bearbeiten kann. Durch zwei Side Chain Mixer kann man bestimmen in wie weit das Prozessing eines Kanals auf die jeweils Anderen ein wirken soll.

M-Compressor

Die Kompressionseinheit bietet neben allen gewohnten Parameter noch eine stufenlos verstellbare Knee-Einstellung und ein Autogain welches Pegeländerung durch Kompression kompensiert, man also nur Veränderung von Kompressionsgrad aber nicht Lautstärke erhält. Eine weitere Side-Chain-Funktion ermöglicht das definieren einer Frequenz welche ähnlich einem De-Esser besonders bei der Kompression berücksichtigen werden soll.

Am Ende der Kette sitzt dann noch ein Limiter womit man ein sehr gutes Dynamikwerkzeug für Kanäle wie auch Busse erhält. Auch hier gibt es das Pendent, den M-DeCompressor mit welchem diskrete Signale wie auch Master schnell dynamisch vitalisiert werden können. Ein optional zu öffnendes und ebenfalls skalierbares Pegel-Display gibt abschließend noch Aufschluss über Ein- und Ausgangspegel, Pegelreduktion/Addition, Limit und eine Peak-Anzeige dokumentiert Maximalwerte.

C-Limiter

C-limiter

Ein kleiner effektiver CPU schonender BrickWall Limiter. Er bietet auch noch ein kleine Kompressoreinheit, welche das Verstärken des Signales über die üblichen Grenzen hinaus ermöglicht und trotzdem auf 0dB FS begrenzt. Der B-Limiter in diesem Pack bietet statt Kompression eine Look-Ahead-Funktion an, verursacht somit aber auch leichte Latenz und ein Distorsion-Regler erlaubt Einfluss auf den Verzerrungsgrad.

Frequencies Analyzer

Ein wirklich umfangreiches Anzeigegerät welches Regular Peak, RMS Level, Wasserfall, Spektrogramm, Phase und L/R-Differenz als Anzeigeform in Stereo anbietet. Es zeigt stufenlos einstellbar zwischen 15 und 512 Frequenzen von 20 Hz bis 192 KHz, bei entsprechender Abtastrate, mit einer Genauigkeit von einem zwanzigstel Ton an.

Frequenz-Analizer

Auch hier sind die Fenster frei skalierbaren und die Anzeigeformen könne auch alle gleichzeitig angezeigt werden. Wer also sein Audiomaterial hinsichtlich Frequenzen und Phasenlagen aus verschiedensten Perspektiven für unterschiedlichste Anwendungen überwachen und untersuchen möchte, hat hiermit ein potentes Werkzeug.

Außerdem bietet Vincent Burel auch noch ein Oszilloskop, um Phasenlagen zu überprüfen sowie ein VU mit Korrelationsmesser, welches auch als Historie-Variante die Messwerte über eine Zeitspanne von bis zu vier Stunden aufzeichnen kann.

Chorus

Chorus

Hier auch wieder sofort auffällig, beide Stereokanäle können getrennt bearbeitet werden und das Plug-In bieten einen umfänglichen Zugriff auf alle relevanten Parameter an. Schon die Abbildung ist selbsterklären, daher scheinen weitere Erläuterungen hier überflüssig. Zu erwähnen gäbe es lediglich noch, dass es den Chorus auch in zwei und dreifacher Ausführung für wirklich spezielle Anwendung im Paket gibt.

Multi-Tab Delay

Multitap

Leider auch nur für VS3. Es erlaubt das individuelle Bearbeiten von einzelnen Delays in Zeit, Lautstärke, Phase, Pan und LPF/HPF. Ein Zugriff auf die einzelnen Delays wie ich ihn übersichtlicher und individueller bisher nicht gesehen habe. Bis zu 16 Delays mit Verzögerungen bis zu zehn Sekunden sind möglich.

Praxis

Ich arbeite wie erwähnt schon seit faste zehn Jahren mit den Plug-ins von Vincent Burel und die Wenigsten hier vorgestellten haben Wandlungen vollzogen. Sicher ist dies eine Ursache für das sparsame haushalten mit CPU Ressourcen, meiner Auffassung nach ist dies aber auch Indiz für effiziente Konstruktion. Ich hab mich noch nie dabei ertappt das ich mir ein anderes Tool gewünscht habe um entsprechende Aufgaben zu lösen weil ich nicht genug Zugriff bekam. Nicht selten konnte ich aber Dinge machen, und ich habe schon einige ausgefallene Audioprojekt gerade im Bereich Surroundproduktion durchgeführt, für die ich Ersatz kennen würde.

Zum Beispiel ist mir immer noch der FIR Filter Ton Param klanglich und handwerklich im Masterbus der Liebste. Während ich beim Anpassen von kritischen Signalen mit unerwünschten Resonanzfrequenzen zum Beispiel immer zum EQpro greife, da ich viermal umfänglichsten und effektiven Zugriff auf dezidierte Frequenzen oder auch große Bereiche erhalte und mir das große LCD Display hervorragende Übersicht dabei verschafft. Den M-Compressor hab ich wiederum immer als Masterkompressor/Limiter für Surround-Produktionen im Einsatz weil er auch durch das umfangreiche Meterdisplay und die Side Chain Funktion sogar 7.1 perfekt kontrollieren und dynamisch abstimmen lässt.

Mit den De-Kompressoren, auch des D10-Limiters, arbeite ich fast immer wenn ich Upmixes mache, das geht nämlich auch in Surround, um die Surround-Mischung etwas dynamischer zu gestalten als zum Beispiel die Stereoquelle und nicht zuletzt auch einem Upmix-Tool mehr zum detektieren und verteilen an zu bieten. Auch wenn ich nicht alle Plug-ins auf dem Markt kenne so muss ich doch sagen, dass es nie den Augenblick gab, das etwas irgendwie schlecht klang

Fazit

Vincent Burel lässt wirklich kaum einen der traditionellen Audiobearbeitungsbereiche aus und hält noch ein paar Extras parat. Alle Plug-Ins zeichnen sich durch anwendungsspezifisch geringe CPU-Auslastung, hohe Audioqualität, intuitive Bedienung, innovative Bearbeitungsmöglichkeiten und umfangreich Eingriffsparameter aus.

Manch mal muss man zwar über den ein oder anderen Parameter grübeln, ich hab bisher noch keine Bedienungsanleitungen gefunden, aber meist kommt man drauf, freut sich nicht selten und auf seiner Website findet man die meisten erklärt. Im Übrigen ist es für Interessenten ratsam sich auf der Site mal um zu schauen. Dort bekommt man einen guten Überblick welche Plug-Ins für welches Interface zu haben sind, welche es neben den hier erwähnten noch gibt, die Konzepte die jeweilig dahinter stecken und wie erwähnt, die Erklärung von vielen Parametern.

Eine souveräne Audioqualität ist für mich Grundvoraussetzung und in dieser Hinsicht gab es bei mir nie Zweifel bei diesen Plug-ins.

Zu den Kosten noch folgendes. Bisher bietet er die Plug-Ins ausschließlich als Komplettpaket für VST und VS3 komplett für ca. 1.500 Euro an.

www.vb-audio.com