Focusrite Clarett+ OctoPre

Autor und Fotos: Peter Kaminski

aufmacher

Wir haben in einem Test schon die Focusrite Clarett+ Pre2 und Clarett+ Pre8 Audio-Interfaces vorgestellt und bewertet. Im Mai 2022 erweiterte Focusrite die Clarett+ Serie um den "OctoPre", den es ja auch schon in der Vorgänger-Clarett-Serie gab - einen Achtfach-Vorverstärker, bzw. A/D-DA-Wandler mit ADAT-Ein- und Ausgängen.

Konzept und Technik

Der Clarett+ OctoPre ist im Wesentlichen vom Aufbau und der Bedienung her mit dem Vorgänger Clarett OctoPre identisch, Bietet aber bessere Wandler. Dazu später mehr. Da wir den Vorgänger aber bei uns noch nicht vorgestellt haben, möchten wir etwas ins Detail gehen. Der Clarett+ OctoPre ist als 19-Zoll-Gehäuse mit einer Höheneinheit ausgeführt (Bautiefe 286 mm).

rear

Zunächst zu den analogen Eingängen, von denen es zwei auf der Frontplatte und sechs auf der Rückseite gibt - alle als Kombibuchsen Klinke/XLR ausgeführt. Die Eingänge auf der Front sind entweder als Mic/Line-In oder Instrumenten-Eingänge nutzbar. Bei Instrumentenbetrieb sind diese über eine JFET-Eingangsstufe hochohmig, so dass sich auch E-Gitarren problemlos anschließen lassen.

Die sechs rückwärtigen Eingänge sind entweder Mikrofon- oder Line-Eingänge. Die Umschaltung zwischen Mic/Line erfolgt automatisch. Alle acht Eingänge verfügen auch noch über einen Insert-Punkt. Diese stehen über Klinkenbuchsen auf der Geräterückseite zur Verfügung.

Der maximale Eingangspegel liegt bei Mikrofon-Eingängen bei 18 dBu, Line-Input bei 26 dBu und Instrumenten-Eingang bei 15 dBu. Der Dynamikbereich beträgt 118 dB bei Mic/Line und 116 dB bei den Instrumenten-Eingängen (alle Angaben ohne Insert).

rear links

Die acht Line-Ausgänge stehen auf einer 25-poligen Sub-D-Buchse bereit, die entsprechend dem sogenanntem Tascam-Format belegt sind. Der Dynamikbereich beträgt hier 124 dB und der maximale Ausgangspegel 18 dBu.

Es gibt jeweils zwei optische Ein- und Ausgänge. Acht Kanäle liegen bei einer Abtastrate von 44,1/48 kHz auf dem ersten ADAT-Ausgang auf und bei 88,2/96 kHz die ersten vier auf Ausgang 1 und die weiteren auf Ausgang 2. Bei 176,4/192 kHz liegen Kanäle 1/2 auf ADAT-Ausgang 1 und 3/4 auf Ausgang 2 auf. Eine Wordclock-Synchronisation ist auch über eine Wordclock-I/O möglich. Diese steht als Ein- und Ausgang jeweils auf einer BNC-Buchse bereit.

Bedienung

In der Mitte der Gerätefrontplatte befinden sich acht Bargrafanzeigen, bestehend aus sechs LEDs für jeden Eingangskanal. Rechts daneben gibt es zwei Umschalter für die Umschaltung der Eingänge 1 und 2 zwischen Mic/Line- und Instrumenten-Eingang.

rechts

Mit dem Schalter SYNC lässt sich die Wordclock-Synchronisation auf intern, ADAT-Input oder den Wordclock-Input umschalten. Die Abtastrate muss manuell über einen weiteren Taster gewählt werden, wobei die gewählte Abtastrate über eine LEDs signalisiert wird. Mit dem Schalter ADAT->LINE lassen sich die acht ADAT-Eingangssignale auf die analogen Ausgänge schalten. Ist dies deaktiviert, dann werden die analogen Eingänge verstärkt auf den Ausgängen ausgegeben und der Clarett+ OctoPre kann dann auch als reiner Preamp, bzw. als Interface mit Splitter-Out arbeiten.

links

Über acht Potis lässt sich die Eingangsverstärkung für Mic, Line und Instrument im Bereich von 57 dB anpassen (s. Abb. oben). Über zwei Schalter lässt sich auf den Eingangsbuchsen 1 bis 4, bzw. 5 bis 8 eine 48-Volt-Phantomspeisespannung aufschalten. Unter jedem Poti befindet sich ein Taster und eine Status-LED für die individuelle Aktivierung des Inserts und des AIR-Modus.

display

Oben rechts neben den Bargrafanzeigen gibt es zwei Taster, die die Funktion der acht Tasten zwischen Kanal-Insert-Status und Kanal-Air-Modus umschalten.

Der AIR-Modus simuliert dabei die Eigenschaften der Übertrager-basierenden ISA-Mikrofonverstärker von Focusrite. Die Eingangsimpedanz wird dann auf 2,2 Kiloohm umgeschaltet und es werden zwei High-Shelving-Filter eingeschliffen, die die oberen Frequenzen um ca. 4 dB anheben um eben diesen Simulationseffekt zu erreichen.

Praxis

Bei der grundsätzlichen Funktion im Betrieb mit verschiedensten Abtastraten und Synchronisation zwischen interner Clock, ADAT und externer Wordclock gab es keinerlei Probleme. Die Sync-Umschaltung funktioniert auch im laufenden Betrieb ohne das Gerät aus- und wieder einzuschalten. Nach wenigen Sekunden ist auf die neue gewählte Wordclock-Synchronisationsquelle umgeschaltet. Die Bedienung ist sehr logisch aufgebaut und bedarf keiner Anleitung. Alles ist selbsterklärend.

Beim Dynamikumfang der A/D-Wandler hat sich gegenüber dem Vorgänger nicht getan aber der Wert für die THD+N ist zum Beispiel bei den Mikrofoneingängen um ca. 3 dB besser. Durch einen ebenfalls neuen D/A-Wandler konnte bei den analogen Ausgängen der Dynamikbereich um 6 dB auf 124 dB erweitert werden.

Was ich mir persönlich noch wünschen würde wäre, dass Line In 1/2 auch auf der Rückseite des Interface bereitstehen würden, ggf. mit einer Umschaltmöglichkeit Front/Rear. Wenn man den OctoPre in einem Rack mit der DAW zusammen einbaut und das OctoPre nur für eine Erweiterung um acht zusätzliche Line-Inputs nutzen möchte, dann hat man über eine Kabelpeitsche nicht unbedingt die Möglichkeit diese sowohl hinten als auch vorne anzuschließen. Das ist aber bei den Mitbewerbern auch nicht besser gelöst.

Der Clarett+ OctoPre ist ideal um zum Beispiel ein Clarett+ 2Pre, 4Pre oder 8Pre um acht Kanäle zu erweitern. Hierbei muss man beachten, dass die Clarett+ Audiointerfaces nur über einen ADAT-Eingang verfügen und acht zusätzliche Kanäle nur bei 44,1 und 48 kHz bereitsteht. Bei 176,4/192 kHz Abtastrate stehen die ADAT-Eingänge bei den Interfaces nicht zur Verfügung und bei 88,2/96 kHz lassen sich lediglich vier Eingänge des Clarett+ OctoPre nutzen.

Die klanglichen Unterschiede zwischen dem Clarett OctoPre und dem Clartett+ OctoPre sind nicht gewaltig, aber der um einige dB geringere Klirrfaktor bei den Eingängen und der um 6 dB größeren Dynamikumfang bei den analogen Audioausgängen machen den Nachfolger zu einem spürbar verbessertem Produkt. Aber kein Wunder denn schließlich war schon der Vorgänger ein klanglich hochwertiges Produkt.

Wir haben verschiedenste Studio-Mikrofone und auch Line-Pegel-Quellen ausprobiert. Ich finde den Klang sehr linear und es ist schon sehr überzeugend, was man da für sein Geld bekommt. Bei eingeschalteter Air-Funktion wird eine deutliche Anhebung der Höhen deutlich und vom subjektiven Eindruck gehen die tiefen Basse etwas verloren. Für die Stimme kann das in der Mischung in der Musikproduktion sehr vorteilhaft sein. Auf einem reinen Sprachkanal finde ich die Färbung etwas zu stark. Man muss hier auch beachten, dass der Frequenzgang und Eingangswiderstand der ISO-Preamps simuliert wird, nicht aber das Sättigungsverhalten der Magnetmaterialien im Übertrager. Für Instrumente wie E-Gitarre ist die Air-Option nur bedingt nutzbar, zum Beispiel bei Clean-Sounds. Es ist ja aber auch eine Option, die individuell für jeden Kanal zugeschaltet werden kann. Ausprobieren lohnt sich denn die Ergebnisse werden sicherlich sehr unterschiedlich sein und vom Musikstil und der Mischung abhängen. 

Fazit

Der Preis liegt bei ca. 830 Euro. Clarett+ OctoPre wird auch mit einigen Software-Lizenzen geliefert, als da wären bx_console Focusrite SC und bx_masterdesk von Brainworx, Focusrite Red Plug-In Suite mit Red 2 und Red 3, Antares Auto-Tune Access, Relab LX480 Essentials sowie XLN Audio Addictive Keys und weitere.

Den Clarett+ OctoPre kann man nicht nur im Einsatz mit den Focusrite Clarett+ Interfaces empfehlen. Dank dem Audio-Qualitätsniveau eignet sich der Clarett+ OctoPre auch für die Erweiterung anderer Audio-Interfaces, die über einen ADAT Ein- und Ausgang verfügen.

www.focusrite,com