Sinevibes Hollow Reverb

Autor: Peter Kaminski

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Sinevibes dürfte nicht jedem bekannt sein. Dahinter steht der Physiker und Programmierer Artemiy Pavlov aus der Ukraine. Viele sind bestimmt schon einmal mit den Resultaten seiner Arbeit in Kontakt gekommen, denn er hat neben seiner eigenen Firma Sinevibes auch für viele andere Hersteller im Auftrag gearbeitet, um zum Beispiel Presets zu erstellen. Unter dem Label Sinbevibes bietet er Plug-Ins an, wie diverse Flanger, Chorus und Echo sowie Reverbs und Erweiterungen für Korg-Produkte. Anfang 2022 stellte er mit "Hollow" ein neues Reverb vor, welches wir getestet haben und hier vorstellen möchten.

Voraussetzung und Installation

Hollow gibt es für Windows- (ab 8.1) und macOS-basierende Rechner (ab 10.9). Es wird als 64-Bit-Plug-In in den Formaten VST3 und AAX sowie AudioUnit für macOS angeboten.

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Die Installation erfolgt über einen Installer, der außer dem VST3-Pfad keine weiteren Optionen bietet.

Konzept

Reverb Plug-Ins gibt es mittlerweile viele. Etwas neu ist, dass in letzter Zeit sowohl im  Eurorack-Modul-Segment als auch bei den Plug-Ins algorithmische Reverbs angeboten werden, die weniger auf Natürlichkeit und möglichst genaue Simulation von Räumen abzielen, sondern sich eher als kreatives Werkzeug sehen und man mehr als Hall-Effekte bezeichnen kann. Genau in diese Kategorie ist auch Hollow einzuordnen.

Algorithmische Hall-Effekte arbeiten ja mit Verzögerungen (Delay Lines) und Rückführungen des Ausgangssignals auf den Eingang (Feedback) sowie Filter um die Dämpfung der hohen Frequenzen über die Zeit beim Ausklang durchzuführen. Bei Hollow kommen 24 Delay Lines zum Einsatz und 32 Filter für Hi/Low-Pass-Damping-Filter sowie eine 16x16 Feedback-Matrix. Bei Hollow ist weiter eine flexible Diffusion Stage vorhanden sowie ein "bidirektionales" Pre-Delay, zu welchem wir später noch eingehen werden. Bei den Reverbs, die mehr auf Effekt als auf Natürlichkeit setzen, kommen in der Regel auch Modulationseffekte zum Einsatz. So auch bei Hollow wo über vier phasenverschobene Sinusoszillatoren eine Chorus-ähnliche Modulation, bzw. ein Unisono-Effekt erzeugt wird.  

Bedienung

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Die Bedienung erfolgt komplett in einem Fenster ohne Reiter oder Menüs. Die verschiedenen Bearbeitungs-Parameter sind in Gruppen zusammengefasst und farblich markiert (Hall blau, Modulation gelb und Pegel rot). Über die Ecken-Symbole oben links und unten rechts lässt sich die Darstellungsgröße des Plug-Ins in großem Umfang anpassen. Die Darstellung über diesem Text ist die kleinste Größe die möglich ist.

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Oben kann man über die Pfeile nächsten oder vorangegangenen Presets wählen. Beim Klicken auf dem Preset-Name geht ein Fenster auf, in dem man über einen Datei-Selektions-Dialog ein Preset direkt anwählen kann. Über das Icon "+" lassen sich eigenen Einstellungen auch als Preset speichern.

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Das Bedienkonzept von Hollow und auch den anderen Plug-Ins die Sinevibes anbietet ist, dass die Bedienung einfach und übersichtlich ist, mit einem nur geringen Umfang an einstellbaren Parametern. So lassen sich für den Hall das Predelay, der Diffusionsgrad, die virtuelle Raumgröße, die Stereobreite, das Decay (Rückkopplungspegel) und die Filterdämpfung einstellen.

Eine Besonderheit ist, dass das Pre-Delay sowohl positive Werte als auch negative Werte annehmen kann. Bei positiven Werten erfolgt die Verzögerung im Hallpfad und bei negativen im Pfad des direkten Signals, was dazu führt, dass man das Eingangssignal gegenüber dem Reverb-Ausgang verzögert wird.

Weiter lässt sich die Modulationsfrequenz und die Modulationstiefe des Unisono-Effektes justieren und in der Mix-Sektion dann den Pegelanteil des direkten Signals (Input), den Eingangspegel für die Reverb-Engine und den Ausgangspegel der Reverb-Engine.

Praxis

Probleme gab es im Installationsprozess und im Betrieb keine. Die Bedienung ist extrem einfach. Die Bezeichnung der Pegel in der Mix-Sektion ist etwas verwirrend. Statt Return hätte man hier besser Wet und statt Input besser Dry benutzt. Die Preset-Verwaltung ist etwas rudimentär mit dem Dateidialog. Die Belastung der CPU ist bei modernen Rechnern minimal.

Die klanglichen Besonderheiten ist eindeutig die mögliche sehr langen Hallfahne - die bis zu 15 Minuten lang ausklingen kann - was aber eher ein  theoretischer Wert ist - und dies in Verbindung mit dem modulierten Unisono-Effekt. Das Ganze lässt sich so dosieren, dass man Einzelnoten gut wahrnimmt, aber eine Wand aus modulierten Reflexionen stehen bleibt. Wirklich toll für Synthis und E-Gitarre aber auch einzelne Perkussionsschläge in Folge. Sehr schön sind auch die Stereo-Sounds. Hier hat man, wenn man möchte, eine sehr große Stereobasisbreite die den fetten Sound mit den Modulationen nochmal unterstützt.

Aber es gibt auch noch andere interessante Klänge, die auch in den Preset zu finden sind wie die ein Tunnel, ein Hangar, ein Canyon und ein Choir Reverb. 25 Werks-Presets sind auch nicht gerade üppig, aber die klangliche Bandbreite ist dabei sehr hoch und gibt viel Basis und Anregung für eigene, individuelle Presets. Den sehr eigenen Sound des Reverbs sollte sowohl Musiker im Synthi- und Ambient-Bereich, Filmkomponisten als auch Sound Designer ansprechen.

Fazit

Der Preis für Hollow beträgt 39 US$. Die Bedienung ist sehr einfach gehalten und wer nun im Detail an vielen Parametern herumschrauben möchte, der wird sicherlich den einen oder anderen Parameter verzichten. Dafür kommt man aber nach kürzester Einarbeitung und ein paar Minuten Lesen, im nur ein paar Seiten langen, aber gut dokumentierten, englischsprachigen Handbuch, mit dem Plug-In klar. Das Plug-In kann über einige wenige Händler und direkt über die Web-Site von Sinevibes bezogen werden. Als Fazit kann man sagen: klanglich sehr speziell aber höchst interessant, einfach in der Handhabung und zu einem absolut fairen Preis angeboten.

www.sinevibes.com