Lake People G105 Mk II

Autor und Fotos: Peter Kaminski

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Lake People baut seit Jahrzehnten Kopfhörerverstärker für den Studio- und Live-Betrieb. Unter dem Namen Violectric werden mittlerweile auch Kopfhörerverstärker für High-End-Anwendungen angeboten. Wir haben zum Beispiel den Violectric HPA V550 und HPA V550 PRO in einem Test bei proaudio.de vorgestellt. Die Preise dieser Kopfhörer der Referenzklasse kommen in der Regel bei Aufgaben wie Mastering, Monitoring oder Mischbetrieb zum Einsatz. Es gibt aber auch andere Studioapplikationen, wo man andere, preiswertere, aber trotzdem für Studioanwendungen taugliche und hochqualitative Kopfhörerverstärker einsetzen möchte. Hier kommen eben die von Lake People wieder ins Spiel. Im Februar 2022 stellte Lake People die Nachfolgeversion des G105 vor den G105 Mk II, den wir hier in unserem Test vorstellen und bewerten möchten.

Konzept und Anschlüsse

Der G105 teile sich seine technische Basis mit dem ausgelaufenen Modell G107, wobei man auf den Kommando-Eingang aber verzichtete. Der Name G105 Mk II ist schon etwas Understatement, denn er wurde grundlegend überarbeitet. Das wird deutlich, wenn man sich den Kopfhörerverstärker einmal von innen anschaut.

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Das Gehäuse des G105 Mk II ist ein  anderes auch die Abmessungen. Es ist etwas flacher (50 mm) aber dafür etwas tiefer (191 mm) und vor allem deutlich massiver (1,8 kg Gewicht).

Bei Verstärkern ist das Netzteil, bzw. die Spannungsversorgung eines der zentralen Themen. Waren beim Vorgänger noch zwei Transformatoren mit zusammen 6 VA verbaut, so ist es beim G105 Mk II ein Ringkerntransformator mit 10 VA (2 x 22 Volt AC).

In den letzten Jahren ist ein Trend bei Kopfhörern festzustellen: nämlich dass sie immer niederohmiger und zudem auch immer empfindlicher werden. Statt der Transistorendstufe mit einer Gegenkopplung kommen im G105 Mk II zwei Power-OP-Amps des Typs OPA 551 mit einer Verstärkung von Faktor 1 zum Einsatz. Diese lassen sich mit höherer Spannung betreiben und werden beim G 105 Mk II mit+/- 30 Volt versorgt. Zudem verfügen die Power-OP-Amps über eine Temperatur-Schutzschaltung. Durch den Einsatz dieser Integrierte Schaltung konnten die Leistungsdaten gegenüber dem G105-Vorgänger deutlich verbessert werden, wie zum Beispiel in Puncto Rauschen. Auch beim Lake People F388 sowie beim G103 Mk II kommt dieses IC zum Einsatz.

Über Jumper lässt sich die interne Masse mit dem Gehäuse verbinden (Werkseinstellung) oder lösen. Weiter lässt sich Pin 1 der XLR-Buchse über Jumper auf die interne Masse (Werkseinstellung) oder auf das Gehäuse legen sowie auch von der Buchse trennen.

Bedienung

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Der G105 Mk II kann entweder mit 115 oder mit 230 Volt Wechselstromspannung versorgt werden. Die Umschaltung erfolgt intern durch einen Schalter neben dem Transformator, der die Spannungswahl auch anzeigt.

Es gibt sowohl zwei symmetrische (XLR-Buchse) als auch zwei unsymmetrische (Cinch-Buchse) Audioeingänge. Die Selektion des Eingangs erfolgt über einen Druckschalter auf der Geräterückseite zwischen den Buchsenpaaren.

Technische Daten

Der Übertragungsbereich liegt beim G105 Mk II im Bereich von 5 Hz bis 100 kHz (-0,5 dB) und das Übersprechen bei -80 dB (@ 1 kHz), bzw. -70 dB (@15 kHz). Der THD+N (@ -1 dBFs) wird vom Hersteller mit  <0,001% (@ 1kHz, 2 x 800 mW an 100 Ohm Impedanz) angegeben und die Ausgangsimpedanz kleiner als 0,1 Ohm.

Intern lässt sich die Verstärkung an zwei Stellen in jedem Kanal ändern, um eine optimale Anpassung an den, bzw. die verwendeten Kopfhörer vorzunehmen. In der Vorstufe kann man 0 (also kein Verstärkung), -6 oder +6 dB anwählen und in der Gegenkopplung des Power-OP-Amps dann nochmal 0 oder 12 dB, so dass insgesamt eine Verstärkung von -6 bis +18 dB möglich ist. Ab Werk sind +6 dB voreingestellt, was für ein Großteil der marktüblichen Kopfhörer passt.

Bedienung

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Die Bedienung auf der Frontplatte ist einfach gehalten. Es gibt ein Pegelregler (hochwertiges Alps-Poti) sowie auch ein Balance-Regler mit Mittenrasterung und einen Schalter um auf Mono umzuschalten, bzw. die Phase um 180 Grad zu drehen - je nach Schalterstellung. An dem G105 Mk II lassen sich zwei Kopfhörer anschließen, die parallel mit Pegel versorgt werden.

Ein ganz nettes Zusatzmerkmal ist die Möglichkeit neben dem Stereo-Betrieb auch einen Split-Betrieb zu fahren, wobei auf einem Kopfhörer Mono Kanal links und auf dem anderen Mono-Kanal rechts aufgeschaltet wird. Die Pegelbalance zwischen den Kopfhörerausgängen lässt sich in diesem Fall mit dem Regler BALANCE trimmen.

Praxis

Im praktischen Betrieb ist der Split-Modus besonders positiv hervorzuheben, der zum Beispiel für Monitoring bei den Aufnahmen für zwei Musiker im Aufnahmeraum interessant ist. Daher ist der Kopfhörerverstärker nicht nur für den Mix- und Recording-Betrieb am Pult sondern eben auch für den Aufnahmeraum von Interesse. 

Eine besondere Herausforderung für einen Kopfhörerverstärker sind immer die tiefen Frequenzen und hier schlägt sich der G105 Mk II wirklich auffallend gut und für das Preissegment sogar exzellent. Ein Grund für die guten Leistungen dürfte die hohe Betriebsspannung des Verstärkers von +/-30 Volt und sonstigen Parameter des Netzteils sein - wie eben unter anderem die hohe Nennleistung des Trafos. Die meisten in Audio-Interface oder Mischpult integrierten Kopfhörerverstärker werden mit deutlich weniger, manchmal lediglich mit der Hälfte, an Betriebsspannung versorgt und sind auch sonst eher unterdimensioniert. Ein guter externer Kopfhörerverstärker ist daher in einem anspruchvollen Studio keine Option sondern ein Muss. Dank des Einsatzes des Power-OP-Amps ist auch das Rauschverhalten und der Klirrfaktor für diese Preisklasse als sehr gut zu bewerten.

Wir haben diverse Kopfhörer - auch im Mischbetrieb - an dem G105 Mk II ausprobiert wie unseren dynamischen Referenz Kopfhörer Austrian Audio Hi-X65. Sicherlich wird ein Magentostat wie der Audeze LCD-2 Classic - ebenfalls ein Referenzkopfhörer für unsere Tests - an dem G105 Mk II eher die Ausnahme bleiben, da man in Zusammenhang mit solch einem Produkt sicherlich nochmal höherwertige und auch deutlich teurere Kopfhörerverstärker einsetzen wird, aber auch mit diesem machte der G105 Mk II eine klanglich gute Figur.

Fazit

Der Preis des G105 Mk II liegt bei knapp unter 500 Euro. Das ist für einen Kopfhörer dieser Verarbeitungsqualität und vor allem technischen Leistungsmerkmalen und Klang absolut angemessen. Der Kopfhörerverstärker ist absolut sein Geld wert und belegt einen Top-Platz in der Kategorie der Studio-Kopfhörerverstärker unter 500 Euro.

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