EVE Audio SC203 - aktive Zweiwege-Stereo-Desktopmonitor

Autor und Fotos: Peter Kaminski

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Die SC203, die seit Dezember 2015 im Markt sind, sind zurzeit dieses Tests die kleinsten Monitore des Berliner Lautsprecherherstellers EVE Audio. Wir haben ja schon Lautsprecher von EVE Audio getestet und zwar den Zweiwege-Monitor SC207 sowie den Dreiwege-Lautsprecher SC305. In den Tests findet man auch weitere ergänzende Informationen zu den Lautsprechertreibern und verwendeten Technologien der EVE-Audio-Produkte. Also auch hier mal unbedingt reinschauen denn dort wird auch auf das Air-Motion-Transformer-Prinzip eingegangen, welches bei den Hochtontreibern zum Einsatz kommt. Diese Technologievorstellung wollen wir an dieser Stelle nicht wiederholen.

Konzept und Technik

Die SC203 sind mit einer Größe von (B/H/T) 116 * 190 * 134 mm schon sehr kompakt (Gewicht 1,9 für Master- und 1,7 kg für die Slave-Box) und daher für jeden Arbeitstisch geeignet. Die größeren SC204 und SC205 weisen eine enge Verwandschaft auf aber zur SC203 gibt es doch in vielen Punkten Unterschiede.

So ist das SC203 als Paar konzipiert, d. h. es gibt einen Master-Lautsprecher (rechts) mit Bedienungselementen und Anschlüssen und einen Slave-Lautsprecher (links), der an dem Master über lediglich ein Kabel angeschlossen wird. Angetrieben werden die Treibern von vier 30 Watt Pulsweitenmodulierten-Endstufen (Class D). Gegen Überfahren ist die SC203mit einem Limiter geschützt, wie auch bei den größeren Modellen von EVE Audio üblich. Das Processing in der Box erfolgt mittels DSPs. Über die Möglichkeiten später mehr. Die Endstufen werden über einen D/A-Wandler von Cirrus Logic (192 kHz/24 Bit) angesteuert.

Als Mid-Woofer kommt bei den SC203 ein 75-mm-Langhub-Treiber mit einer 1-Zoll-Treiberspule zum Einsatz. Dieser Treiber ermöglicht eine Auslenkung von +/- 5 mm. Auf der Geräterückseite ist eine Passivmembrane (s. Abb. unten) eingelassen. Diese dient besonders zur Wiedergabe der tiefen Frequenzen. So beträgt der Übertragungsbereich des EVE Audio SC203 auch 62 Hz bis 21 kHz (-3 dB). Die Passivmembrane bietet auch noch ein paar weitere Vorteile, wie z. B. die Vermeidung von Luftturbulenzen in Zusammenhang mit Bassreflexrohren entstehen, sowie auch Vermeidung von Resonanzen.  

Beim Hochtontreiber μA.M.T., der ausschließlich beim SC203 zum Einsatz kommt, bzw. speziell für den Lautsprecher entwickelt wurde, wird wie bei allen Lautsprechersystemen von EVE Audio, ein AMT-Hochtöner mit einer gefalteten Membrane eingesetzt. Eine Herausforderung war aber die Größe des Treibers. So beträgt die gefaltete Oberfläche lediglich 400 mm² - also die Hälfte des RS1 Hochtöners, der u. a. bei den SC204 und SC205 zum Einsatz kommt. Die Übergangsfrequenz zwischen den Treibern liegt beim SC203 auch deutlich höher als bei den großen Brüdern SC204 und SC205 und zwar bei 4.800 Hz statt bei 3.000 Hz.

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Sowohl Hochton, als auch der Bass/Mid-Treiber werden über ein Metallgitter geschützt, die Passivmembran auf der Geräterückseite aber nicht. Hier ist etwas vorsicht beim Transport geboten. Die Lautsprecher werden mit zwei angeschrägten Gummi-Pads (FlexiPads) geliefert. Die Unterseite der SC203 ist um 7,5 Grad angeschrägt und auch mit vier Gummifüßen für die Aufstellung versehen. Durch die Pads erreicht man entweder eine Kompensation auf 0 Grad oder ein Aufstellwinkel von 15 Grad, je nach Drehrichtung der Pads. In den Pads sind Aussparungen für die Gummifüße an den SC203 und zusätzlich gibt es noch ein Zentrierpunkt, so dass die SC203 verrutschsicher auf den Pads stehen. Für die Boxen gibt es auch eine Adapterplatte, die sich auf der Rückseite anschrauben lässt, um die Boxen dann mit der König & Meyer Halterung 24471 an der Wand zu montieren.

Anschlüsse

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Werfen wir nun ein Blick auch die Rückseite auf die rechte Lautsprecherbox, denn dort befinden sich alle wichtigen Ein- und Ausgänge (s. Abb. oben). Die Spannungsversorgung erfolgt über ein externes, mitgeliefertes Netzteil. Als Audioeingänge stehen analoge, unsymmetrische Cinch-Buchsen (10 kOhm Anschlussimpedanz), aber auch ein digitaler Eingang in Form eines optischen SPDIF-Inputs (TOS-Link) zur Verfügung. Das Besondere ist der USB-2.0-Anschluss (Buchse Typ B), denn man kann seine Workstation darüber direkt an die CS203 anschließen. Ein (mit 1,5 Meter leider etwas kurzes) USB-Kabel liegt bei. Im USB-Betrieb werden Abtastraten bis 96 kHz unterstützt.

Auch ein Subwoofer lässt sich analog über eine Cinch-Buchse anschließen. In Frage kommt der EVE Audio TS107 oder TS108. Über einen DIP-Schalter lässt sich auch auswählen, ob die SC203 breitbandig oder über ein 80-Hz-Hochpassfilter frequenzbegrenzt angesteuert werden sollen. Die weiteren beiden Miniatur-DIP-Schalter sind für die Aktivierung/Deaktivierung des Stand-By-Modus und für die Wahl des maximalen Eingangspegels (8 dBu oder 22 dBu) für den analogen Eingang.

Bedienung

Wie bei allen EVE Audio Monitoren erfolgt die Bedienung über einen Drehgeber mit Drucktastenfunktion auf der Frontseite, in dem Falle eben an dem rechten Lautsprecher. Im Normalmodus lässt sich mit dem Drehgeber die Lautstärke einstellen.

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Durch Drücken gelangt man in den Editiermodus und kann so einen Menüpunkt anwählen und durch nochmaliges Drücken den angewählten Parameter dann verändern. Durch längeres Drücken verlässt man das Menü, bzw. passiert dies nach zehn Sekunden automatisch.

Einstellen lassen sich so der Anzeigetyp des Lautstärke-Bargrafs (heller oder dunkler Kreisbogen oder Punkt), Stereobalance, Abhörpositionskorrektur ("Flat" - also ohne, "Desk" (Schreintisch) oder "Console"), Low-Shelf-Filter zum Absenken der Frequenzen unterhalb 300 Hz in 0,5-dB-Schritten, bzw. High-Shelf-Filter oberhalb 3 kHz, ebenfalls in 0,5-dB-Schritten. Die "Sat Filter" LED ist ein Indikator für die Aktivierung des Hochpassfilters durch den DIP-Schalter auf der Geräterückseite und hat keine Funktion in Zusammenhang mit dem Drehgeber. Wenn man bei der Menüauswahl den Drehgeber ganz nach rechts dreht, kann man dann anschließend, nach Menüanwahlbestätigung, einen der drei Eingänge, also analog, optisch digital oder USB, anwählen.

Praxis

Für den Betrieb via USB 2.0 ist keine Treiberinstallation erforderlich. Nach dem Anstecken erkennt Windows-basierende Rechner und auch Apple-Rechner mit OS X das SC203-System automatisch und richtet die erforderlichen Treiber ein. Nach Abschluss der automatischen Installation steht die Box im System zur Auswahl bereit (im Beispiel unten unter Windows in WaveLab).

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Die SC203 sind zwar sehr kompakt, aber klanglich haben sie einiges zu bieten und lassen so manches andere Lautsprechersystem in der Größe klanglich hinter sich. Die klangliche Abstimmung ist dabei mehr "Studio-like" und eben nicht so "HiFi-mäßig" wie die üblichen PC-Lautsprecher. Dies ermöglicht z. B. eine sehr gute Beurteilung sowohl von komplexen Signalen als auch von Einzelinstrumenten. Klanglich ist das SC203-System sehr ausgewogen. Für viele Anwendungen, wie Sprachschnitt oder Produktion und TV-Post-Production etc., kommt man auch ohne Subwoofer aus, da der Übertragungsbereich des Systems ja bereits bei knapp über 60 Hz beginnt. Das Konzept eine Passivmebran einzusetzen, macht sich hier positiv bemerkbar. Für ernsthafte Musikproduktion ist aber ein Subwoofer erforderlich, da im Bassbereich keine Box dieser Größe einen entsprechenden Druck erzeugt und z. B. Bassgitarre und Bassdrum nicht exakt genug beurteilt werden können.

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Durch das Zweiwegesystem muss man darauf achten, dass die Lautsprecher nicht zu nah stehen. Durch die Neigung von 7,5 oder 15 Grad kann man hier auch im Tischbetrieb dafür sorgen, dass der Hochtöner den richtigen Abstrahlwinkel zum Zuhörer hat. Die beiden Filter sowie drei wählbaren Filtervoreinstellungen (Flat/Desktop/Console) ermöglichen in der Praxis eine sehr gute, manuelle Anpassung an die akustischen und räumlichen Verhältnisse.

Fazit

Der Preis für das EVE Audio SC203 Paar liegt laut deutschem Vertrieb Synthax bei unter 600 Euro. Dafür bekommt man ein sehr kompaktes Lautsprechersystem, dass den PC-Lautsprechern weit überlegen ist. So ist es sehr geeignet für professionelle Ton- oder Multimedia-Produktionen sowie Videoschnitt oder Post-Production. Im Betrieb mit einem Subwoofer ist das System auch für Home-Recording-Studios sehr interessant und lässt sich auch zum Produzieren und Mischen einsetzen. Mich persönlich haben die kleinen Lautsprecher klanglich total überzeugt. Wichtig ist aber der richtige Aufstellort, also nicht zu nah und entsprechend geneigt.

Aber nicht nur der Klang ist in dieser Größe ein positives Merkmal des Lautsprecher-Sets, sondern auch, dass die Aktivboxen über einen digitalen Eingang verfügen und sich sogar via USB direkt mit einer Workstation verbinden lassen. Nicht zuletzt sei noch auf die exzellente Verarbeitung hingewiesen. Unter diesen Aspekten ist der Preis als absolut angemessen zu beurteilen.

www.eveaudio.de
www.synthax.de