Focal Alpha Evo 80, Twin und Sub One

Erweiterung der Alpha Evo-Serie

Autor und Fotos: Markus Thiel

Focal hat nachgelegt und ergänzt seine aktuelle Alpha Evo Serie um zwei Top-Modelle und einen speziell abgestimmten Subwoofer. An dieser Stelle möchten wir eindringlich auf den Test der Focal Alpha Evo 50 und 65 verweisen, in welchem bereits sämtliche der Serie zugrundeliegenden Technologien und Eigenschaften besprochen werden. Wir werden daher im Folgenden besonders auf die Unterschiede zu den bereits vorgestellten Modellen eingehen.

Alpha Evo 80

Mit den Alpha Evo 80 liefert Focal endlich die – zeitlich leicht verzögert eingetroffene – Ablösung des bisherigen 80er-Modells der ersten Alpha-Serie. Die bei moderat umfangreicheren Gehäusedimensionen (390 × 296 × 330 mm) vom Design her den beiden Schwestermodellen folgende Evo 80 bringt mit 80 beziehungsweise 35 Watt nicht nur mehr Leistung, sondern wie der Name bereits vermuten lässt mit ihrem 8“-Slatefiber-Tieftöner auch eine neue Membran-Dimension mit. Auch der maximale Schalldruck legt im erwartbaren Rahmen um 2 dB auf 106 dB SPL (@ 1 m) zu. Dafür beanspruchen sie aber auch deutlich mehr (Abhör-)Raum zum Atmen als die 50er- und 65er-Modelle.

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Die Alpha Evo 80 bespielen den gebotenen Frequenzgang von 38 Hz bis 22 kHz souverän und fein aufgelöst, mit prägnanten und nach unten scharf umrissenen Bässen, analytischen Mitten und ausgewogenem Top-End. Wer sich bei den kleineren Modellen ein wenig mehr Sub-Bass gewünscht hat, bekommt mit den 80ern das passende klangliche Upgrade, welches in diesem Bereich auch ganz ohne Subwoofer-Ergänzung brilliert.

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Die klangliche Bühne gliedert sich qualitativ und ebenfalls großzügig in das Serien-Design ein. Mit einem Anschaffungspreis von etwas über 400 Euro pro Stück verfügt das Topmodell (entsprechende Räumlichkeiten vorausgesetzt) nicht nur über das beste Preis-Leistungs-Verhältnis der Serie, sondern sollte auch branchenweit aktuell schwer zu schlagen sein. Einen Vergleich mit mehr als doppelt so teuren Systemen braucht die mit 9,8 kg immer noch gut handelbare Alpha Evo 80 jedenfalls nicht scheuen.

Alpha Evo Twin

Für alle denen der bereits ausladende Sweetspot der Zwei-Wege-Systeme noch nicht ausreicht, bietet Focal mit dem Twin-Modell noch ein zusätzliches 2,5-Wege-System in liegender Bauweise. Im Unterschied zu einem "echten" Dreiwege-System teilen sich die zwei 6,5“ messenden Slatefiber-Membranen zwei getrennte Endstufen die Bassarbeit, während allerdings nur eine von beiden zusätzlich auch den Mittenbereich übernimmt. Der zweite Tieftöner wird dabei entsprechend ab einer vom Hersteller nicht näher dokumentierten Grenzfrequenz über einen Low-Pass entkoppelt. Welcher der beiden Lautsprecher welche Funktion übernimmt, lässt sich im Übrigen auf der Gehäuserückseite einstellen. Dabei bietet es sich aus klanglichen Gründen und für eine perfekte Bühne an, dem Herstellerratschlag folgend, die Mittenwiedergabe auf die inneren Chassis zu routen.

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Anders als man vermuten könnte, kommt es bei diesem Setup jedoch zu keinerlei Bassüberbetonung, sondern insgesamt zu einem sehr fein abgestimmten analytischen Gesamtklangbild im Bereich zwischen 38 Hz und 22 kHz, bei welchem die Bässe im Vergleich zu den übrigen Modellen der Alpha-Evo-Serie noch einmal deutlich an Klarheit und Definition gewinnen. Insgesamt erscheint die Wiedergabe über die Twins zudem räumlicher und mit fein aufgelöstem Stereobild. Sowohl die bereits weiter oben beschriebenen Alpha Evo 80, als auch die Twin-Modelle verfügen außerdem über eine identische und schon von den 50/65er-Modellen bekannte Filteranpassung zur Raumklangkorrektur unterhalb von 250 Hz (+/- 6 dB) und oberhalb von 4,5 kHz (+/- 3 dB) über ungerasterte Potis.

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Wer den erforderlichen Stellplatz für die 550 × 260 × 290 mm messenden und satte 12,2 kg schweren Alpha Twin Evo entbehren kann, den sollte auch der geringfügige Aufpreis im Direktvergleich zum 80er-Modell von aktuelle knapp 130 Euro pro Stück nicht abschrecken. Im Gegenwert erhält man für etwas über 1.000 Euro ein Studiomonitor-Stereo-Setup für gehobene Ansprüche zu einem mehr als fairen Preis.

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Mehr Bass?  – Sub One!

Eine graduelle Basserweiterung ist der Focal Sub One – zumindest im Zusammenspiel mit den Modellen der Alpha Evo Serie – eher nicht, denn frequenztechnisch kann der Subwoofer nichts liefern, was diese nicht bereits vorzuweisen hätten. Was der Tieffrequenz-Spezialist jedoch in der Praxis leisten kann, ist eine aktive physische Entlastung des Satelliten-/-Monitor-Paars mittels Aktivierung eines entsprechenden Hochpassfilters. Die untere Grenzfrequenz des letzteren lässt sich per Schalter dabei wahlweise auf 60 oder 90 Hz fixieren. Mit seiner eigenen Lautstärkeregelung lässt sich der Subwoofer darüber hinaus natürlich auch klassisch im Parallelbetrieb ohne Hochpass-Filter betreiben.

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Bei der Feinabstimmung im Verhältnis zum Stereo-Monitorpaar (oder einem 5.1-, 5.2- oder 7.1-System mittels integriertem LFE-In/Out) hilft außerdem ein Tiefpass-Filter für die obere Grenzfrequenz des Sub One, eine potigesteuerte Phasenkorrektur und einem Inverter für die Polung. Über einen optionalen Fußschalter lässt sich darüber hinaus auch noch eine Bypass-Funktion steuern, um den Subwoofer kurzfristig komplett aus dem klanglichen Gesamtbild zu entfernen. Letzteres ist besonders beim unter Umständen zeitaufwändigen Setup des Wiedergabesystems als A/B-Möglichkeit von Nutzen.

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Einmal perfekt eingestellt, macht der Sub One in der Praxis einen wirklich erstklassigen Job. Je nach Anforderung, Raumbeschaffenheit oder Mix-Gewohnheit kann das mit zweimal 100 Watt Class-D Endstufen ein bestehendes System im Bereich von 40 bis 120 Hz und seinem maximal möglichen Schalldruck von 114 dB SPL gewinnbringend ergänzen. Allerdings benötigt der mit zwei 8-Zoll-Membranen und zwei Bassreflex-Tuben bestückte und 18,5 kg schwere Quader mit seinen Maßen von 435,5 mm x 366 mm x 440 mm auch nicht gerade wenig Platz. Wer mit der zusätzlichen Anschaffung eines Focal Sub One liebäugelt, sollte auch den finanziellen Mehraufwand von knapp 800 Euro bereits einkalkulieren.

Fazit

Das Line-up, welches Focal mit seiner Alpha Evo Serie bereithält, ist nicht nur klanglich, sondern auch unter ökonomischen Gesichtspunkten mehr als beeindruckend. Weiterhin überzeugt auch die hohe Fertigungsqualität, die man bisher nur aus anderen Preisregionen gewohnt war. Gemessen an den eigenen Bedürfnissen und räumlichen Gegebenheiten ist es angesichts der umfangreichen Auswahl schon fast schwierig nicht das passende Modell für sich zu finden. Die mehr als faire Preisgestaltung sorgt außerdem dafür, dass die letztliche Entscheidung im Verhältnis zum Gegenwert ausgesprochen vertretbare Löcher ins Portemonnaie reißt.

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