SPL Vitalizer MK2-T Plug-in

Autor und Fotos: Peter Kaminski

vitalizer

Die erste Version des Vitalizers ist bereits vor über 20 Jahren erschienen und so kann man das Produkt ohne Frage zu den Klassikern der Studioprozessoren zählen. Der überarbeiteten Version MK2 folgte dann noch die Version MK2-T mit einer Doppeltriode (12AX7, bzw. ECC 83). Jei eine Triode wurde im Mitten-Filter sowie im Stereo-Expander integriert. Im Dezember 2009 wurde dann der Vitalizer MK2-T als Software für Mac und Windows-PCs in Form von TDM-, RTAS, VST, AU- und Venue-Plug-In, vorgestellt. Als Software-Schutz wird der iLok benutzt.

Konzept

Das Konzept des Vitalizers ist nicht ganz so simpel zu beschreiben. Im Gegensatz zu anderen Konzepten wird eine Bearbeitung in verschiedensten Frequenzbereichen und nicht nur in den Höhen, wie beim klassischen Exciter der Fall, durchgeführt. Es erfolgt eine Bearbeitung in den drei Sektionen Bass, Mitten und Höhen, wobei für Bass- und Mittenbearbeitung eine gemeinsame Bediensektion genutzt wird.

Das Processing kann sowohl auf Einzelnstrumenten, in der Mischung als auch beim Mastering erfolgen. Der Vitalizer ist ein psychoakustischer Prozessor der mit verschiedenen Filtern arbeitet mit denen eine verdeckte Klangbereiche demaskiert werden, um diese dann deutlicher wahrzunehmen. Neben druckvolleren Bässen und durchsichtigere Mitten und Höhen lässt sich auch die Sprachverständlichkeit sowie die wahrgenommene Lautheit mit dem Vitalizer erhöhen.

Bedienung

Die Bedienung entspricht vom Layout her komplett der Hardware-Version. Die Regler lassen sich wie gewohnt mit der Maus drehen, bzw. mit dem Mausrad einstellen, wenn der Mauscursor auf den entsprechenden regler zeigt. Für Feineinstellungen kann man die Taste STRG (Windows), bzw. CMD (Mac) nutzen. Das Plug-In arbeitet sowohl im Mono- und Stereo-Modus, als auch im Multi-Mono, bzw. Mehrkanalmodus bei Surround-Anwendungen. Eingestellt wird der Vitalizer über die neun folgenden Regler:

  • Drive (Ansteuerung),
  • Bass (Tiefenprocessing Soft/Tight),
  • Compression (Kompressionsanteil des Bass-Bearbeitungspfades),
  • Mid-Hi Tune (Mid/Hi Bearbeitungseinseatzfrequenz),
  • Process (Pegelanteil der beiden Effektwege Bass/Mid-Hi die zum Originalsignal aufsummiert werden),
  • LC-EQ (Frequenz der Hochtonfilterung),
  • Intensity (Effektsummieranteil des LC-EQs),
  • Stereo Expander (Basisbreitenvergrößerung),
  • Output (Ausgangspegel).

Vier Settings lassen sich unter der virtuellem Röhrengitter speichern und abrufen. Das Plug-In unterstützt auch das Speichern von einzelnen Settings und Bänken. Eingeschaltet wird der Vitalizer über ein großen Taster rechts neben dem virtuellen Röhrenkühlungsgitter.

Praxis

Die Installation erfolgt mit einem Installer (Abb. Windows-Version). Sowohl die VST 2.4 als auch die VST 3 Version wird unterstützt. Nicht alle Software-Versionen unterstützen zur Zeit VST 3 so dann man ggf. die Version 2.4 installieren sollte. Aufgefallen ist uns hierbei, dass man sich für eine Version entscheiden sollte, sonst muss man die Plug-In-Suchpfade ggf. manuell in den älteren Applikationen, die VST 3 nicht unterstützen, einstellen.

installation

Wenn man versucht den Vitalizer zu erklären und die Funktion der Regler zu beschreibt, dann könnte man davon ausgehen, dass die Einstellung des Vitalizers sehr komplex ist. Das ist aber schon nach kurzer Erfahrung nicht der Fall. Wenn man die Reglerfunktion grob verstanden hat, sollte man einmal etwas an dem Gerät herumspielen und schnell werden sich die ersten brauchbaren Ergebnisse einstellen. Wie bei allen Exciter-Prozessoren ist hier aber manchmal weniger mehr. Also immer schön vorsichtig mit den Reglern Process und Intensity umgehen. Auch hier kann sich bei Übertriebenen Einstellungen eine Art Ermüdungserscheinung einstellen, wenn auch nicht so stark wie bei anderen Processoren die Obertöne generieren - was der Vitalizer ja gerade nicht macht. Er verstärkt nur schon vorhandene Signalanteile.

Probleme hatten wir beim Test keine. Wir haben uns bei den Tests auf die Native-Version beschränkt. Sowohl unter Nuendo (VST 3) als auch unter Wavelab (VST 2.4) funktionierte alles einwandfrei. Klanglich ist man sehr nah am Hardware-Processor. Natürlich wird das nie 1:1 gelingen denn auch der Host und die Busse und internen Mischer machen Sound aber beim Einsatz eines analogen Hardware-Gerätes dürfte der Einfluss der A/D-D/A-Strecker größer sein als der Unterschied zwischen Vitzalizer-Hardware und Plug-In. D. h. man kann das Plug-In bedenkenlos als Hardware-Ersatz nutzen, wenn man ausschließlich mit DAWs arbeitet.

Interview

Wir sprachen in Niederkrüchten mit Hermann Gier, Geschäftsführer und Wolfgang Neumann, Geschäftsführer und Entwickler von SPL.

proaudio.de: Könnt Ihr noch etwas zur Portierung des Vitalizers sagen?

Wolfgang Neumann: Der Programmierer Michael Massberg hat natürlich das Hardware-Gerät und wir haben uns über die Schaltbilder hinweg gemeinsam auf die Klangresultate und die Einstellungen konzentriert. Er hat auch das Gefühl dafür, um welche Filterstrukturen es sich handelt und wie die verknüpft sind. Also nicht nur Applikations-Engineering mittels Component Modelling, sondern zusätzlich die Einbeziehung der Gewichtung und der Interpretation jedes analogen Bauteils.

Hermann Gier: Wir haben hier auch hohe Anforderungen an uns gestellt. Wir haben uns die Forderung gestellt, mit den Software-Produkten mindestens 90% der Klangresultate der Hardware zu erreichen. Über ein Framework konnten wir die digitale Entwicklung auch schneller optimieren. Ein Parameter des Algorithmus konnte verändert werden und wir hatten relativ schnell ein hörbares Ergebnis. Wir hatten sehr viel Zeit im Studio verbracht und wir hatten zum Schluss häufig mehr Unterschiede zwischen den Hardware-Geräten als zwischen Referenz-Hardware und dem Plug-In.

Wir haben natürlich auch über andere Dinge mit der SPL-Crew gesprochen. Ein Firmenporträt mit vielen weiteren Informationen befindet sich in der Sektion Reports.

Fazit

Mit dem Vitalizer MK2-T Plug-in bietet SPL nun seinen absoluten Klassiker als Plug-In an und das mit einer sehr gelungenen Simulation. Alles funktioniert so wie man es vom Hardware-Gerät gewohnt ist - sowohl was die Bedienung als auch den Klang angeht. Der Preis liegt bei ca. 240 Euro für die Native- und bei 385 für die TDM-Version (die auch die Nativ-Version enthält). Das ist ein sehr guter Preis, wenn man berücksichtigt, dass das Hardwaregerät mit deutlich über 700 Euro zu Buche schlägt und das das Plug-In den Original sehr sehr nahe kommt. Zusammengefasst: eine absolute Empfehlung, wenn man in der Summe den Effekt gemäßigt einsetzt.

www.spl.info