sE Electronics HARP BLASTER HB52 Mundharmonika-Mikrofon

Autor: Steve Baker | Fotos: Peter Kaminski und Archiv (1)

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Das HB52 Harp Blaster Mikrofon ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen HOHNER und sE Electronics und wurde auf der NAMM im Januar 2020 vorgestellt. Es wurde konzipiert und entwickelt um die Mundharmonika über einen geeigneten Amp oder Amp-Simulator zu verstärken. Bislang haben Spieler hierfür meist Vintage-Mikrophone benutzt, mit all den Tücken und Qualitätsunterschiede, die solche Mikrofone aufweisen. Ziel der Entwicklung war es daher, den typischen, elektrischen Blues-Harp-Sound im Vintage-Stil mit einem modernen, zuverlässigen und ergonomisch durchdachten Mikropfn höchster Qualität zu reproduzieren.

Konzept und Technik

Das Harp Blaster wurde in enger Zusammenarbeit mit professionellen Spielern entwickelt, um Anregungen aus der Spielpraxis mit einfließen zu lassen. Dazu entwickelte sE Electronics ein Element, das den klanglichen Eigenschaften angesagter Vintage-Elemente möglichst nah kommt. Für mich erfreulich war, dass ich als langjähriger Hohner Berater selber an der Entwicklung beteiligt wurde und einige der Vorgaben mit definieren konnte.

Das HB52 ist ein hochohmiges dynamisches Mikrophon mit einer Impedanz von 45 Kiloohm. Die Schwingspule ist aus Kupfer mit Neodymium-Magneten. Der Übertragungsbereich geht von 22 Hz bis 16 kHz. Die Empfindlichkeit gibt sE Electronics mit 17.8 mV/Pa an. Der Kabelanschluss erfolgt über eine dreipolige XLR-Buchsemit vergoldeten Pins.

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Entscheidend bei solchen Mikrophone sind neben einem geeigneten Element in erster Linie die Form und die Handhabung. Mit 50 Millimeter ist der Durchmesser deutlich geringer als bei vielen gängigen Harp-Mikrofonen. Die Länge beträgt 78 Millimeter und das Mikro wiegt lediglich 205 Gramm, trotz seinem Massivguss-Metallgehäuse. Der Lautstärkeregler befindet sich hinten und ist mit einem geriffeltem Drehknopf ausgestattet. Verbaut wurde hier ein hochwertiges Bourns-Potentiometer. Sowohl der Lautstärkereglung wie auch die Verriegelung der XLR-Buchse können auf Wunsch deaktiviert werden.

Praxis

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Das HB52 sitzt perfekt in der Hand und kann dank dem geringen Durchmesser zusammen mit der Mundharmonika bequem umschlossen werden. Da die XLR-Buchse nach hinten angewinkelt ist, stört sie nicht beim Spielen. Der Kabelanschluss ist äußerst robust ausgeführt. Ein rechtwinkeliger Abschluss zwischen Gitter und Seiten erlaubt luftdichtes Einschließen vom Mikro und Instrument durch die Hände des Spielers. Der Lautstärkeregler kann beim Spielen leicht und akkurat justiert werden. Das relativ geringe Gewicht ermüdet auch beim längeren Spiel nicht.

Ich hatte die Gelegenheit das HB52 bei ca. 20 Auftritten in unterschiedlichsten Besetzungen einsetzen. Ich spielte es meist durch einen einfachen aber edlen kleinen Röhrenverstärker Marble Bluesonic, bzw. Marble Max ohne Effekte außer einem kurzen Delay mit Hohner Marine Band Harps. Lautstärke stellte ich auf „4“ und Tone auf „3“, was am besten zum Verstärker passte. So erzeugt das HB52 einen strahlenden Ton, der mich auf Anhieb begeisterte. Es klingt voll und fett, ohne übermäßig zu verzerren. Die Höhen sind definiert, die Bassfrequenzen sind voll aber dröhnen nicht und der Midrange-Bereich ist stabil ohne unangenehm zu drücken. Zusatzgeräte wie Vorverstärker, Impedanzwandler oder ähnliches sind nicht notwendig um einen tollen Sound zu bekommen - halt Vintage pur.

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Das Dynamikverhalten vom speziell entwickelten Mikrofonelement ist hervorragend. Es reagiert auch auf kleine Unterschiede in der Spiellautstärke und Haltung und erlaubt es dem geübten Spieler, auf dieser Weise den Sound von weich und rund bis hart und trompetenhaft zu gestalten. Der Lautstärkeregler erlaubt eine lineare, stufenlose Einstellung vom Klangvolumen, ohne plötzliche Sprünge, wie man sie von minderwertigen Potentiometer leider öfter erlebt.

Auch optisch ist das HB52 sehr gelungen. Die graue Hammerschlag-Lackierung passt gut zum stilvollen Design des verchromten Gitters und macht einen edlen Eindruck, während die äußerst robuste Konstruktion ohne Frage in der Lage ist, die Strapazen im täglichen Live-Einsatz unbeschadet zu überstehen. Laut sE Electronics kann man sogar damit Nägel einschlagen - muss man aber nicht. Plastikteile sucht man hier vergeblich.

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Im Sommer 2019 nahm ich Album „The Great Divide“ (Timezone Records TZ1884) mit meiner Band The LiveWires im Chefrock Studio von Produzent Peter Keller auf. Es erschien am 20. März 2020 und bietet ein breites Spektrum an Songs. Leider war während den Aufnahmen das HB52-Mikrophon noch nicht verfügbar, aber bei einer späteren Überspielung konnte ich ein Prototyp dann doch bei dem Song „Judgement Day“ einsetzen.

Link zur CD: https://TimezoneRecords.lnk.to/thegreatdivide
Künstlerseite: https://www.timezone-records.com/kuenstler/details/steve-baker-the-livewires/

Fazit

Auf so etwas wie das sE Electronics HB52 haben wir Mundharmonika-Spieler seit langem gewartet. Ich empfand schon beim ersten Anspielen das HB52 als ebenbürtig mit meinem geliebten Vintage Custom CR-Mikro. Nachdem ich es ausgiebig in der Praxis einsetzen konnte, hat sich dieser Eindruck absolut gefestigt. Aus meiner Sicht als Spieler stimmt hier alles: Außenmaße, Gewicht, Ergonomie und Klang sind für meine Bedürfnisse optimal. Für den Blues- oder Rock-Harp-Spieler, der mit einem handgehaltenem Mikrofon den klassischen elektrischen Chicago-Sound erzeugen möchte, ist das HB52 Harp Blaster von sE Electronics und Hohner ein bestens geeignetes Werkzeug.

Der Preis für das HB52 liegt übrigens laut Preisliste des deutschen sE Electronics-Vertrieb Mega Audio bei 220 Euro. Das ist ein absolut angemessener Preis.

www.megaaudio.de
www.seelectronics.com