PDF
|

Zoom F8n Mehrspur-Field-Recorder

Funktionelle Evolution von Hard- und Firmware

Autor: Peter Kaminski

DSC 7734

Auf das Produkt Zoom F8 wurde bei uns ja mittlerweile schon mehrfach eingegangen. So zum Beispiel in einem Test des Zoom F8 und in einem Test der Remote Control F-Control FRC-8. Aus diesem Grund möchten wir nicht auf jedes Detail wiederholt eingehen, denn der Zoom F8n, der Nachfolger des Zoom F8, ist in vieler Hinsicht identisch und wir möchten uns hier im Wesentlichen auf die Unterschiede und Neuerungen konzentrieren. Daher sind die beiden zuvor genannten Tests also auch für die Interessenten des Zoom F8n sehr lesenswert.

Firmware F8 / F8n

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Tests gab es bereits die Firmware-Version 1.2 für den Zoom F8n. Sehr erfreulich ist, dass Zoom den Vorgänger F8 mit der Firmware 5 auf den gleichen Software-Stand des F8n gebracht hat. Aktuell bei der Veröffentlichung dieses Tests ist die Firmware 5.1 für den Vorgänger Zoom F8 verfügbar. Das muss man auch nochmal lobend erwähnen, denn das ist heutzutage leider nicht mehr so selbstverständlich, dass man sich bemüht ausgelaufene Produkte weiter zu aktualisieren. Das heißt wiederum auch, dass die Unterschiede zwischen dem Zoom F8 und dem neuen Zoom F8n im Wesentlichen in der Hardware-Ausstattung und Funktionalität zu suchen sind.

Wir möchten uns nun einmal mit den Firmware-Neuerungen gegenüber unserem ersten Test des Zoom F8 (Firmware Version 2) beschäftigen. Auf die Firmware Version 3 sind wir schon in unserer Vorstellung der Remote Control F-Control eingegangen, denn die Nutzung der Remote setzt diese Firmware-Version voraus. Es gab aber auch viele weitere Änderungen in der Version 3, wie zum Beispiel das man die Darstellung des Bargrafen auf einen Normal-Pegel (Mitte - 12dBFS) oder einen  Low-Level (Mitte -20 dBFS) umstellen kann. Auch ein spezifisches Abhören von Eingangssignalen ohne Aufnahme ist hinzugekommen. Auch wurde der Hochpassfilter-Bereich von 80 bis 240 Hz auf 10 bis 240 Hz nach unten hin erweitert und die Front-Tasten-Shortcut wurden ergänzt.

Die Zoom F8 Firmware 4 betrifft im Wesentlichen die Integration von Ambisonic-3D-Audio-Aufnahmeformate. In einem neuen Menüpunkt lassen sich einmal das Aufzeichnungsformat festlegen und auch die Position des Mikrofons. Es werden dabei Mikrofonpositionen normal stehend (Up), umgekehrt (Upside Down) und quer (also horizontaler Betrieb - Endfire) unterstützt.

ambisonic

Als Ambisonic-Formate werden erfreulicherweise eine ganze Reihe, bzw. auch Kombinationen, unterstützt:

Diese Ambisonic-Format lassen sich nur bei Abtastraten von 96 kHz oder geringer nutzen.

ambisonic2

Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass man auf dem Kopfhörer ein re-kodiertes Stereosignal abhören und dieses Signal auch auf dem L/R-Track aufzeichnen kann. Das erfordert natürlich Rechenleistung und dürfte der Grund dafür sein, dass man bei Ambisonic nicht mit 192 kHz arbeiten kann, was aber wohl sowieso selten bis nie gemacht wird. Bei der Anwahl des Formats werden die Spuren auch entsprechend als Gruppen behandelt. Im Hauptbildschirm werden Spurbezeichnungen auch entsprechend je nach gewähltem Format benannt, bzw. angezeigt.

Mit der Firmware-Version 5 für den F8 gab es dann noch weitere Erweiterungen wie Limiter mit 1-Millisekunde Vorschauzeit (Advances Look-Ahead Limiter) und eine AutoMix-Funktion. Der Anwender kann im Input-Menü wählen, ob der den Standard-Limiter (Normal) oder den Limiter mit Vorschauzeit (Advanced) nutzen möchte. Beim Look-Ahead-Limiter werden viele Parameter automatisch eingestellt und sind daher dann bei Stellung Advanced ausgegraut und nicht veränderbar. Die Automix-Funktion lässt sich ebenso für jeden Aufnahmekanal ein- und ausschalten, wie auch der Limiter. Natürlich lassen sich auch Kanäle mit dem normalen und andere mit dem Advanced-Limiter aufnehmen. Auch hier noch der Hinweis auf eine Einschränkung, denn Advanced Limiter und Automix-Funktion sind nur bei Abtastraten von 96 kHz und kleiner anwendbar.

Weitere Funktionen der F8-Firmware 5.1, bzw. F8n Firmware 1.2 sind eine verbesserte Timecode-Genauigkeit in bestimmten Situationen, eine Anhebung des maximalen Kopfhörerpegels, wählbare Lautstärkekurven für den Kopfhörerausgang, einen neuen Fader Mode View im Hauptbildschirm, eine Anhebung des maximalen Fader-Pegels von +12 auf +24 dB, eine gleichzeitige Nutzung der iOS App und der FRC-8 Hardware-Remote und auch das gleichzeitige Aufnahmen sowohl auf SD-Karte als auch USB-Audio-Interface-Recording.

Man sieht also, dass die Weiterentwicklung des F8 wirklich umfangreich war und natürlich alle diese Funktionen auch im neuen F8n zu finden sind. Nun also zu den Unterscheidungsmerkmalen zwischen F8 und dem Nachfolgemodell F8n.

Hardware F8n vs. F8

DSC 7681

Der erste Blick auf die Front zeigt, genau wie an den Seiten mit den Anschlussbuchsen und SD-Kartenslots, eigentlich erst mal gar keinen Unterschied. Die Bedienung zwischen dem F8 und F8n unterscheidet sich im Prinzip nicht. Bei genauerem Betrachten stellt man aber Unterschiede fest.

DSC 7694

Im Gegensatz zum F8 verfügt der F8n nicht über einen Batteriemagazin, das aufgefüllt und eingeschoben werden kann, sondern direkt über ein Batteriefach (Abb. oben, F8n linke Seite), in dem Batterien in AA-Größe direkt eingelegt werden können. Auch NiMH-Akkus mit größerer Kapazität, die meistens auch von den Abmessungen etwas größer sind als übliche AA-Batterien, passen in das Batteriefach, wie man auch im Bild sieht. Jetzt kann man auch ggf. darüber philosophieren ob das nun ein Vor- oder Nachteil ist. Der Batteriekasten hatte den Vorteil, dass man ein Ersatz-Pack vorbereiten und dann am Set schnell wechseln konnte. Häufig ist es aber sowieso der Fall, dass man irgendwo eine externe Spannungsversorgung zum Speisen des Recorders hat und die Akkus oder Batterien für Backup-Zwecke vorgehalten werden.

DSC 7698

Die Rückseite ist nun wegen der Änderung des Batteriefachs natürlich überarbeitet worden. Man sieht auch die andere, günstigere Ausrichtung des Steckers für die Zoom-Aufsteckmikrofone, die nun um 90 Grad gedreht ausgeführt ist. Daher muss man den Recorder beim Betrieb mit einem Zoom-Stereomikrofon nun nicht mehr hochkant aufstellen. Die Netzteilbuchse für die 12-Volt-Spannungversorgung befindet sich auch weiter auf der Rückseite. Bei der seitlichen Buchse für eine externe Spannungsversorgung wurde übrigens der Spannungsbereich von 9 bis 16 auf nun 9 bis 18 Volt erhöht.

Natürlich keine Vorteile ohne auch die eine oder andere Einschränkung. Die Laufzeit mit Batterien beträgt beim F8n (8 Aufnahmekanäle, 48-kHz-Abtastrate mit Kopfhörer-Monitoring) ca. dreieinhalb Stunden, also ca. eine Stunde weniger als beim Vorgänger F8.

DSC 7735

Weiterer Vorteil, ist, dass beim F8n sich die Remote FRC-8 nun vom F8n aus speisen lässt und man benötigt dafür also keine extra Spannungsversorgung oder eingelegte Batterien im FRC-8.

Bei den Audio-Ein- und Ausgängen gibt es ebenfalls wichtige Neuerungen. Bisher war es so, dass beim F8 die XLR-Beschaltung bei den Kombi-Eingangsbuchsen für Mikrofonsignale und die Klinkenbuchsen den Line-Signalen vorbehalten waren. Das ist nun beim F8n anders und dank zusätzlich eingebauter Relais lassen sich sowohl XLR- als auch Klinkeneingang auf Mikrofon oder +4 dBu Line-Pegel umschalten. Beim Main 1/2 Ausgang lässt sich weiter der Ausgangspegel nun auch zwischen +4 dBu und -10 dBV umschalten. Man ist also bei den Ein- und Ausgangspegeln nun flexibler. 

Das Gewicht des F8n ist um ein paar Gramm höher und liegt jetzt bei 1.000 Gramm. Die TA3 auf XLR-Kabel sowie die Kameramontageplatte gehören jetzt nicht mehr zum Lieferumfang. Auf letzteres konnten die meisten Anwender sowieso gerne verzichten, denn in Verbindung mit einer DSLR kommen in der Regel doch andere Audiorecorder zum Einsatz, bzw. werden sie in der Größe nicht mit der Kamera zusammen am Stativ befestigt. Den Kameraadapter CMF-8 gibt es aber natürlich, wie auch das TXF-8 TA3 auf XLR-Kabel, weiterhin als optionales Zubehör. Auch gibt es für den F8n mit der PCF-8n auch noch eine praktische Schutztasche in der noch viel Zubehör passt, die gerade für den Einsatz im Bereich Location-Recording optimal ist. Es werden aber auch mittlerweile Taschen von Dritten Herstellern angeboten.  

Praxis

Die Klangqualität des F8 und des F8n ist identisch. Man muss aber auch sagen, dass hier kein Verbesserungspotential gegeben war denn die Klangqualität des F8 und F8n ist exzellent. Ich selber nutze den F8 nicht nur als Recorder für Videoaufnahmen sondern auch im Bereich anspruchsvolles Sound Recording, zum Beispiel für hochwertige Percussion-Samples mit 192-kHz-Recording-Abtastrate wo es auf eine präzise Transienten-Wiedergabe ankommt.

DSC 7741

Durch die neuen implementierten Ambisonic-Aufnahmebetriebsarten und Kopfhörermonitormöglichkeiten ist der F8n auch für das Sound Recording für 3D-Video und für Gaming-Sound äußerst interessant geworden. Hier gab es ja auch eine Zusammenarbeit mit der Firma Sennheiser. Wir haben übrigens das Sennheiser Ambeo VR Mic (siehe Abb. oben zusammen mit F8n) auch schon bei uns in einem Test vorgestellt.

Mit dem Look-Ahead-Limiter hat man sicherlich auch noch viele Kundenwünsche befriedigt, denn neben dem Dual-Recording hat man nun ein zweites Mittel um mit unvorhersehbaren Pegelspitzen klar zu kommen. Das ist gerade im Location Recording wichtig denn ich möchte mal den Tontechniker sehen, der dem Aufnahmeleiter erzählt, dass die Szene nochmal wegen Übersteuerung im Ton gedreht werden muss. Der Look-Ahead-Limiter funktioniert auch sehr zuverlässig und kann bedenkenlos angewendet werden. Die Vorschauzeit von einer Millisekunde ist von der Latenz im Filmbereich irrelevant. Die Kanal-Aussteuerungsreserve in den Spitzen liegt bei 10 bis bis zu 20 dB. Wer lieber den Limiter selber konfiguriert, dem stehen ja die Möglichkeiten des bisherigen Standard-Limiters weiterhin zur Verfügung.

Auch die AutoMix-Funktion ist eine Bereicherung gerade in Reportage-Interview-Situationen, wo man manchmal keine Zeit hat, eine optimale Aussteuerung manuell einzustellen. Für Sprache funktioniert diese ebenfalls sehr gut und lässt sich problemlos einsetzen. Wer die Zeit hat sollte natürlich eine manuelle Aussteuerung vorziehen, um Regelartefakten völlig aus dem Weg zu gehen.

Wenn man sich die ganzen Neuerungen und Erweiterungen beim F8n und in der Firmware des F8 anschaut und die Listen einmal durchgeht, dann stellt man fest, dass man offensichtlich den Anwendern zugehört hat und Anregungen erst nimmt, denn die Verbesserungen sind keine Spielereien sondern durchweg wirklich praktisch und sinnvoll.

Fazit

Die unverbindliche Preisempfehlung für den Zoom F8n Multitrack Field Recorder liegt laut Zoom-Vertrieb Sound Service bei ca. 1.400 Euro.

Der Name F8n - mit dem Zusatz "n" wie Next Generation - ist Programm denn mit dem F8n hat Zoom seinen bewährten Recorder den letzten Schliff gegeben und offene Wünsche der Anwender erfüllt und ein schon sehr gutes Produkt nochmals aufgewertet. Nun bleiben für die Anwender kaum noch Wünsche offen und das bei einem Preis der bei diesem Funktionsumfang als absolut angemessen bezeichnet werden kann.

Der Zoom F8n Multitrack Field Recorder ist ein enorm kompaktes Gerät mit umfangreichsten Funktionen für anspruchsvolle Profis aus dem Bereich Film- und Fernsehton, Live-Recording, 3D-Audio-Recording etc., das in diesem Preisbereich seinesgleichen sucht. Die iOS App und die FRC-8 Remote ergänzen die Haptik und man bekommt ein rundherum professionelles Aufnahmesystem für die Anwendung im Location Recording und anderen Applikationen.

www.sound-service.eu
www.zoom.co.jp