SPL Auditor

Kopfhörerverstärker der Extraklasse

Autor und Fotos: Peter Kaminski

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Nach dem SPL Kopfhörerverstärker Phonitor gibt es mit dem Auditor seit Herbst 2010 ein zweiten Kopfhörerverstärker von SPL in 120-Volt-Technik. Wir sagen Ihnen ob es sich nur um ein Downgrade des großen Bruders handelt und für wen das Produkt gedacht ist. 

Technik und Konzept

Zunächst einmal einige Worte zur 120-Volt-Technik. Die mögliche maximale Ausgangsspannung eines Verstärkers wird bestimmt durch die Gleichspannungversorgung eines Audiogerätes. Auch der Dynamikbereich eines Produktes ist somit von der Versorgungsspannung abhängig. SPL hat sich dieser Problematik angenommen und von einigen Jahren eigene Operationsverstärker entwickelt, die mit höherer Betriebsspannung versorgt werden können. Daraus resuliert nicht nur ein höherer Dynamikbereich sondern auch ein geringeres Rauschen und ein besserer Klirrfaktor.

Gerade bei möglichst linearen Mischsystemen und Verstärkern sind diese Parameter von Bedeutung und ein Kopfhörerverstärker fällt ohne Frage genau in diese Kategorie. Was lag also näher als auch den Auditor in dieser Technik aufzubauen.

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Der Auditor besitzt zwei elektronsich symmetrierte, analoge Eingänge, die als XLR-Buchsen ausgeführt sind. Sehr praktisch auch, dass es auch zwei durchgeschliffene Ausgänge gibt, die z. B. zur Speisung eines Verstärkers oder aktiver Boxen dienen können. Auf Klinken- oder gar Chinch-Eingangsbuchsen hat man verzichtet. Bei einem Produkt mit dem speziellem Anwenderprofil sicherlich auch kein Problem. Auf der Front befindet sich eine 6,3-mm-Stereoklinke für den Anschluss des Kopfhörers.

Mit 95 * 210 * 315 mm und 2,65 kg Gewicht ist der Auditor eine auffällige Erscheinung auf dem Tisch. Für den Betrieb kann der Anwender übrigens zwei Plastikfüße umklappen, um ihn vorne hochzustellen. Die Betriebsspannung muss man manuell über einen Wahlschalter auf der Geräterückseite einstellen (115 V/60 Hz oder 230 V/ 50 Hz).

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Im Gegensatz zum Phonitor ist der Auditor von der Bedienung her sehr puristisch. Es gibt einen Monoschalter sowie einen Drehgeber für die Einstellung des Ausgangspegels. Eine blaue LED zeigt die Betriebsbereitschaft an. Das war es auch schon. Auch auf eine Pegelanzeige hat man verzichtet.

Dies hat aber auch Vorteile denn die im Phonitor nötigen Schalter müssen natürlich mit der Hauptplatine verbunden werden und um die geforderten technischen Daten zu garantieren, erfordert es einiges an Aufwand, besonders um Übersprechdämpfung und Störabstand einzuhalten.

Man sieht beim Blick in das Innere des Auditors, dass auch hier ein Ringkerntrafo und die selben 120-Volt-Operationsverstärker wie im Phonitor ihren Dienst tun. Der Verkabelungsaufwand ist eben durch die fehlenden Bedienelemente deutlich geringer ausgefallen. Alle Buchsen und Bedienelemente, ausgenommen die Netzbuchse, sind direkt auf die Platine aufgebracht und verlötet. Das saubere Platinenlayout mit den separierten Sektionen garantiert  u. a. auch die hohe Übersprechdämpfung.

Technische Daten

Wobei wir nun auch bei den technischen Daten wären. Der Frequenzgang gibt der Hersteller mit 5 Hz bis 20 kHz an. Das Übersprechen liegt beim Auditor bei -84 dB (@ 1 kHz) während er beim großen Phonitor bei -67 dB liegt. Also sogar besser als der große Bruder. Eben ein Tribut an die Bedienelemente und die damit verbundene Verkabelung. 

Das Rauschen (-97 dBu A-bewertet), die Gleichspannungsunterdrückung (-80 dBu @ 1 kHz, Gain = 1) ist beim Phonitor und beim Auditor identisch. Das gilt auch für den Dynamikumfang mit 129,5 dB beim Phonitor und angegebenben 129 dB beim Auditor. Der maximale Eingangspegel liegt bei +24 dBu. Auch identisch sind Eingangsimpedanz mit 20 kOhm (symm.), bzw. 10 kOhm (unsymm.) sowie 9 Ohm Anschlussimpedanz und maximale Ausgangsleistung von 1,7 W (@ 1 kHz) bei 600 Ohm Anschlussimpedanz. Bei 30 Ohm Anschlussimpedanz beträgt die Leistung noch 360 mW.

Praxis

Wir die Daten es zeigen, ist der Auditor beileibe kein Abklatsch oder Downgrade des Phonitors sonders eher die puristische Variante mit überwiegend identischen technische Daten. Bei der Übersprechdämpfung liegt er sogar noch weiter vorne.

Wer den Auditor und auch den Phonitor einmal getestet hat wird schnell feststellen, dass Kopfhörerverstärker nicht gleich Kopfhörerverstärker ist. Gerade bei den technischen Anforderungen eines Kopfhörerverstärkers macht sich die 120-Volt-Technik sehr positiv bemerkbar. Das Geschwisterpaar macht es möglich kleinste Nuancen auszumachen. Man entdeckt plötzlich Dinge, die einem beim Abhören von Lautsprechern verborgen bleiben und auch so mancher anderer Kopfhörerverstärker muss da passen.

Die Transparenz ist absolut überzeugend und durch seine robusten Ausgangsstufen ändert er seine Klangeigenschaften auch nicht bei Kopfhörern mit niedriger Impedanz. Der Ausgangspegel ist unter allen Bedienungen mehr als ausreichend. eine Übersteuerung ist mir persönlich noch nie gelungen. Wenn etwas zerrt ist es der angeschlossene Kopfhörer.

Fazit

Der Auditor gehört wie der Phonitor zu den besten Kopfhörerverstärkern am Markt. Bei dieser Qualität überzeugt der Auditor besonders über den Preis denn mit knapp über 700 Euro ist er nur halb so teuer wie ein Phonitor. Bezogen auf Qualität kann man das Preis/Leistungverhältnis nur mit überragend beschreiben - eine absolute Empfehlung.

Eines sollte einem aber klar sein: ein Kopfhörerverstärker sollte möglichst linear sein und sollte möglichst wenig Eigenklang entwickeln, wofür sowohl Phonitor als auch Auditor sorgen. Das Nadelöhr ist der Kopfhörer selbst denn hier sind klangliche Unterschiede, wie bei Schallwandlern eben üblich, doch immens. Wer in einen Kopfhörerverstärker dieser Klasse investiert sollte auch beim Kopfhörer die richtige Wahl treffen. Ich habe jahrelang im Mastering-Business gearbeitet und sehr viel und auch gerne mit Kopfhörer gearbeitet. Auch heute noch habe ich eine Sammlung von verschiedensten Kopfhörern und bei kritischem Material sollte man sich auch trauen temporär mal einen anderen Hörer einzusetzen.

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