Steinberg Rupert Neve Design Portico Plug-Ins

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Der Name Rupert Neve ist in der Audiowelt legendär. Schon in 60er-Jahren belieferte er die damaligen Top-Studios in London mit seinem Equipment.1964 stellte er seine ersten halbleiterbasierenden Prozessoren vor. Die nächsten Aktivitäten widmete er der Moving Fader Automation mit VCAs. Seine Neve-Konsolen fanden Einzug in vielen Top-Studios. 1975 verkaufte er seine Firma und er nutzte nun die Zeit sich neue Entwicklungen zu kümmern. Seine alte Firma wurde von Siemens gekauft und später ging sie in AMS auf. Er selbst begann 1985 mit Focusrite eine neue Firma aufzubauen. Ab 1989 wurde die Firma von aber von anderen Investoren weitergeführt und sein Angagement mit Amek begann, die 1993 in die Serie 9098 Outboard Equipment und Kosolen fruchtete Er gründete 2005 Rupert Neve Design mit Sitz in den USA und stellte die Portico-Serie vor. 

2010 ging YAMAHA eine strategische Partnerschaft mit Rupert Neve Design ein, mit dem Ziel die beliebten Hardware-Prozessoren Neve Portico 5033 EQ und 5043 Compressor/Limiter mittels YAMAHAs Virtual Circuitry Modeling (VCM) zu simulieren. Diese Technik wurde von dem Entwicklerteam um Toshifumi Kunimoto entwickelt, der auch für die Synthesizer VL1 und VP1 verantwortlich war. VCM simuliert dabei die einzelnen diskreten Bauelemente einer elektronischen Schaltung, wie Widerstände, Transitoren etc. und berücksichtigt dabei besonders die für den Klang so wichtigen Parameter wie Verzerrungen und andere nichtlineare Übertragungseigenschaften. Die Technik kommt ja auch schon bei den YAMAHA Digitalkonsolen zum Einsatz.

VST Plug-Ins

YAMAHA ist ja Inhaber von Steinberg und so kommt auch Steinberg in den Genuß der Technologie und seit Juli 2011 gibt es nun die beiden Prozessoren 5033 und 5043 als VST-Plug-Ins. Unter Mac OS X ist Version 10.6 und ein VST-3- oder AU-Host Mindestvoraussetzung und bei Windows ist Windows 7 erforderlich wobei hier sowohl VST 2.4 als auch VST 3 unterstützt wird. Es lassen sich sowohl 32- als auch 64 Bit-Plug-Ins installieren. Bei der Installation beider Versionen muss man das Plug-In auch zweimal mit dem Installer installieren. Als Kopierschutz dient Steinbergs USB-eLicenser. Die Plug-Ins sind nach der Installation sowohl als Stereo- als auch als Mono-Plug-In verfügbar.

Portico 5033 Fünfband-Equalizer

5033

Der Portico 5033 ist ein Fünfband-Equalizer mit drei vollparametrischen Mitten-Bändern (50 ... 400 Hz, 330 ... 2.500 Hz und 1,8 ... 16 kHz) sowie einem High- (2,5 ... 25 kHz) und Low-Shelving-Filter (30 ... 300 Hz). Jedes parametrisches Band lässt sich individuell aktivieren und die LF/HF-Filter lassen sich gemeinsam ein- oder ausschalten. Die Anordnung der Bedienelemente und die Wertebereiche der Drehgeber sind exakt wie beim Original. Das Gain lässt sich im Bereich von +/- 12 dB einstellen und die Güte von 0,7 bis 5. Über den Trim-Regler kann der Eingangspegel um +/- 12 dB angepasst werden. Über den All Bypass Schalter lassen sich alle Bänder auf einmal auf Bypass schalten.

Neben der Einstellmöglichkeit über Regler bietet das Plug-In auch die Einstellung mit der Maus über die Grafik oberhalb der virtuellen Frontplatte. Hier lassen sich Frequenz und Gain einstellen und es werden die Kurven der einzelnen Filter als auch die Resultierende dargestellt.

Portico 5043 Kompressor

5043

Der Portico 5043 ist ein klassicher Kompressor/Limiter bei dem sich Schwellwert (-50 ... 0 dB), Komprimierungsverhältniss (1,1:1 bis unendlich: also Limiter-Betrieb), Anstiegszeit (20 bis 75 Millisekunden), Abfallzeit (0,1 bis 2,5 Sekunden) und Verstärkung (-6 bis 20 dB) einstellen lässt.

Der 5043 ist in der Hardware zweikanalig aufgebaut - auch was die Einstellung angeht. In der Stereoversion des Plug-Ins werden die Parameter praktischerweise gekoppelt für beide Kanäle gleichzeitig verändert. Es gibt neben den beiden (Stereoversion) Input-Bargraf-Pegelanzeigen auch noch die Anzeige der Gain Reduction, wie bei dem Hardware-Original. Die Anordnung der virtuellen Regler unterschiedet sich etwas vom Original, die Wertebereiche sind aber wieder identisch.

Über den virtuellen Butten IN kann man das Processing aktivieren und über FB kann der Anwender, wie beim Original, zwischen zwei Kompressions-Modi umschalten und zwar dem sogenannten Feed-Back- und dem Feed-Forward-Modus. Der Feed-Back-Mode gilt allgemein als musikalischer während der Feed-Forward-Mode als präziser definiert ist.

Praxis

Der Originale 5033 EQ lebt nicht nur von seinen speziellen Filterverhalten und Frequenzkurven sondern auch von dem Verhalten des Eingangsübertrager. Alle diese Dinge werden in der VCM Plug-In-Simulation exakt umgesetzt, so dass die klanglichen Typika sehr nah an das Original kommen. Die Entwickler haben da ganze Arbeit geleistet. Der 5033 ist ein sehr weich und musikalisch klingender Equalizer und auch größere Gain-Einstellungen sind nutzbar. 

Auch die Simulation des 5043 ist absolut gelungen und das Verhalten des VCAs und der Regelkomponenten sehr gut umgesetzt. Der 5043 Compressor im Feed-Back-Mode lässt sich der sehr gut für Einzelinstrumente einsetzen während der 5043 im Feed-Forward-Mode seine Stärken in der Summe oder z. B. bei der Post-Production ausspielt. Sehr beliebt ist der 5043 auch für Kompression von Drums und Percussion-Instrumente aber ihn darauf zu beschränken wäre eine Schande denn er ist ein universelles Werkzeug, welche sich auch hervorragend für Stimme und Gesang einsetzen lässt.

Probleme wie Abstürze etc. gab es im Testzeitraum keine. Getestet haben wir die Plug-Ins unter Windows 7 SP1 64 Bit auf einem SO-APC3 von Steller-Online. Was wir lediglich feststellen konnten war, dass beim Einsatz mit dem Video-Editor Sony Vegas Pro 10 beim Verändern von Parametern der Audioweg stummgeschaltet wird und zwar bei beiden Plug-Ins. Bei anderen Plug-Ins war dies unter Vegas Pro 10 nicht festzustellen. Dagegen liefen die Plug-Ins in Wavelab 7, Nuendo 5 als auch in Sound Forge Pro 10 einwandfrei.

Fazit

Die beiden Plug-Ins werden einzeln für deutlich unter 500 Euro, bzw. für ca. knapp unter 800 Euro als Bundle angeboten. Für zwei Plug-Ins sicherlich eine Menge Geld aber man darf nicht vergessen, dass man die Plug-Ins im Gegensatz zu den Hardware-Prozessoren ja mehrfach verwenden kann und ein Plug-In ist deutlich preiswerter als ein einzelner der beiden Hardware-Prozessoren, die mit einem Mehrfachen des Hardware-Prozessors zu Buche schlagen. 

Sicherlich wird es viele Anwender von analogen Outboard-Equipment geben, die gerne auf die A/D/A-Wandlung verzichten möchten um auch alle Klangnuancen unverfälscht nutzen zu können und weiterhin die Hardware einsetzen. Workstation-Anwender hingegen werden über die Verfügbarkeit dieser beiden Plug-Ins sehr dankbar sein denn sie bringen den typischen, unverkennbaren Neve Sound in ihre Produktionsumgebung und das für einen sehr attraktiven Preis. Beide Plug-Ins sind eine absolute Bereicherung und zwar für alle Anwendungsgebiete. Ich habe beide Plug-Ins von Post-Pro bis hin zu Klassik und natürlich im Mastering erfolgreich einsetzen können. Kurzes Fazit ist: für alle Workstation-Anwender absolut empfehlenswert.

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