Interview mit Audio-Legende Daniel Weiss

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Foto: Joschka Weiss

Hallo Daniel zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum "Technical Grammy Award". Die Auszeichnung unterstreicht ja, was Du alles in der Vergangenheit für entscheidende Produkte entwickelt hast, die stets innovativ waren. Das letzte was Du nun gemacht hast ist die Zusammenarbeit mit Softube. Dort ist ja eine Weiss Plug-In-Collection erschienen. Wie kam es überhaupt zu der Zusammenarbeit?

Daniel Weiss: Ich habe die Leute von Softube schon vor vielen Jahren kennen gelernt. Wir sprachen auch über die Möglichkeit Plug-Ins unserer Geräte zu entwickeln, aber wirklich Realität wurde diese Idee erst als mich Softube einiges später wieder kontaktierte und wir beschlossen den DS1-MK3 als Plug-In umzusetzen.

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Foto: Patrick Zuest

proaudio.de: Warum denn eigentlich überhaupt Plug-Ins? Möchtest Du keine Hardware mehr herstellen?

Daniel Weiss: Wir bauen unsere Hardware nach wie vor, allerdings wird die Beschaffung gewisser Bauteile immer schwieriger. Plug-ins haben zudem viele große Vorteile: Mehrere Instanzen, günstiger Preis, Abtastfrequenz bis 192kHz, automatisierbar usw. Das Schöne an der Hardware ist das Bedienung und Haptik. Eventuell sollten wir spezifische, mechanische Controller für die Plug-Ins entwickeln.

proaudio.de: Wie ist denn die Zusammenarbeit definiert?

Daniel Weiss: Softube hat sich durch unsere DSP-Codes und Host-Controller-Codes gearbeitet. Dies ist nicht so trivial wie es klingt.

proaudio.de: Gibt es denn Unterschiede zu den Hardware-Komponenten und wenn j a welche?

Daniel Weiss: Die Umsetzung ist nahezu eins zu eins. Die von uns verwendeten SHARC DSPs sind 32 Bit, bzw. an gewissen Stellen 40 Bit, Floating Point. Das heisst, mit einem 64-Bit-Floating-Point-Format in der Workstation kann das kleine Differenzen ergeben. Beim DS1-MK3 gibt es noch zwei zusätzlich Ausgangs-Limiter-Varianten im Plug-in. Das POW-R Dithering, welches in der Hardware geboten wird, haben wir in den Plug-Ins weggelassen, weil dies nicht viel Sinn machten würde. Die Bedienoberfläche orientiert sich an der Hardware mit den Drehgebern.

Weiss DS1 MK3 side

proaudio.de: Neben der Umsetzung der bestehenden Hardware-Geräte EQ1 und DS1 gibt es ja auch eine ganze Reihe anderer Plug-Ins in der Collection die aber nicht konkret Hardware-Emulationen darstellen. Was hat es damit auf sich?

Daniel Weiss: Diese basieren ebenfalls auf den DS1-MK3 / EQ1 Algorithmen. Das Besondere daran ist, dass gewisse Regler zur Bedienung mehrere Parameter im Hintergrund beeinflussen. Das heisst mit einem intelligenten Konzept lassen sich damit sehr wirkungsvolle und einfach zu bedienende Plug-Ins realisieren.

proaudio.de: Was sind denn eigentlich die Besonderheiten Deines EQ1 Filters und DS1 Dynamikprozessors gegenüber anderen EQs und Kompressoren.

Daniel Weiss: Nun, ich weiss nicht was genau andere Hersteller machen. Insofern kann ich nur vermuten, was unsere Geräte speziell macht, zum Beispiel die Filterarchitektur im EQ1, das Upsampling/Downsampling vor, bzw. nach der Bearbeitung bei gewissen Abtastfrequenzen, die spezielle Release-Architektur im DS1 und wahrscheinlich noch Weiteres. Zudem versuchen wir generell die Audioqualität in der ganzen Verarbeitungskette innerhalb eines Gerätes durchgehend hoch zu halten.

Weiss EQ1 side

proaudio.de: Man kann ja sagen, das Deine Prozessoren ja bei den weltweit bedeutendsten Mastering-Studio zur Standardausrüstung gehören. Was macht Deine Prozessoren so besonders beliebt in diesem Applikationsbereich?

Daniel Weiss: Unsere Hardware Geräte wurden speziell für Mastering Anwendungen gebaut. Das heisst die Latenz ist unwichtig, die Komplexität des Gerätes ist ebenfalls nicht so wichtig, die Anzahl Parameter darf gross sein. Aber natürlich lassen sie sich auch im Recording und in Live-Anwendungen einsetzen. Die Latenz ist oft das wesentliche Kriterium, ob man sie für eine Live-Anwendung verwenden kann. Das De-Esser Plug-In zum Beispiel hat einen Low-Latency-Mode, und dadurch lässt es sich auch in Live-Applikationen einsetzen.

proaudio.de: Wie war eigentlich die Entwicklung von der DS1-MK1 bis zu DS1-MK3 Version? Wo sind da eigentlich die Unterschiede zu finden?

Daniel Weiss: Da gibt es viele Unterschiede. Hier einmal die Wichtigsten: Abtastfrequenz bis 96 kHz (nicht nur 48 kHz), separate Parameter für L/R, M/S-Mode, Sidechain linked/unlinked, Bandsplit-Filter geht bis runter nach 20 Hz, parallel Compression-Mode, POW-R Dither, Peak/RMS level detection und ein zusätzlicher Ausgangslimiter.

proaudio.de: Wie kann man Deine Hardware eigentlich beziehen?

Daniel Weiss: Bei unseren pro-audio Distributoren: https://www.weiss.ch/suppliers


 Wir haben mittlerweile auch zwei Produkttests zu diesem Thema veröffentlicht ...