Glasperlenspiel mit Dante-Netzwerktechnik auf Live-Tour

Fotos: Copyright Universal Music

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Die Elektro-Pop-Band „Glasperlenspiel“ aus Stockach – benannt nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Hesse - wurde 2003 gegründet. Neben Sängerin Carolin Niemczyk und Sänger und Keyboarder Daniel Grunenberg wird die Band auf der Bühne noch um Bene Neuner (Schlagzeug), Markus Vieweg (Bass/Keyboards) und Nico Schliemann (Gitarre/Keyboards) erweitert. Das Album „Grenzenlos“ wurde im Mai 2013 veröffentlicht. Man ging mit dem Repertoire natürlich auch auf Tour, wobei man dort auf Vernetzung setzte und Produkte der Focusrite RedNet-Serie Live einsetzte.

proaudio.de Redakteur Peter Kaminski hatte Gelegenheit, mit Daniel Grunenberg von Glasperlenspiel über den Einsatz der RedNet-Serie auf der Tour zu sprechen.  

Daniel

proaudio.de: Wie kam es denn dazu, dass Ihr die RedNet-Serie Live eingesetzt habt? Sicherlich denkt man bei RedNet ja als erstes an Studioanwendungen.

Daniel Grunenberg: Wir haben mit Ralf Kohlmeier von Focusrite schon seit längerem eine enge Zusammenarbeit. Wir versuchen bei unseren Live-Auftritten immer mehr uns auf der Bühne zu vernetzen. In einem sehr frühen Stadium sprach Ralf uns an, dass er da etwas Interessantes für uns hätte. Es war bis dahin noch nie Live auf der Bühne eingesetzt und wir waren dann so mutig, das dann direkt für die Tour einzuplanen. Von Beginn an haben wir uns überlegt, wie wir diese ganzen elektronischen Song-Einflüsse auf die Bühne bringen können. Da machen wir uns immer sehr viele Gedanken und treiben auch viel Aufwand. Gerade bei der Anzahl der Kanäle und beim Thema Redundanz und Betriebssicherheit  stießen wir mit den bisherigen Systemen und Interfaces aber schnell an Grenzen. Wir waren also schon immer auf der  Suche nach einer Lösung für diese Probleme und da kam uns die RedNet Serie ganz recht.

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Unser FOH-Techniker Uli Helm (s. Foto oben) - eigentlich so der sechsten Mann in der Band - machte uns dann auch auf die neue YAMAHA CL-Serie aufmerksam, die ja mit dem Dante-Netzwerk arbeitet und mit dem Focusrite RedNet war das System dann komplettiert. Wir haben dann die ersten Prototypen der Focusrite RedNet-Serie ausprobieren können und waren dann gleich megabegeistert, denn wir hatten plötzlich die Möglichkeiten, die wir für die Umsetzung unserer Ideen auf die Bühne brauchten.

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proaudio.de: Wie nutzt Ihr denn RedNet genau?

Daniel Grunenberg: Also unsere Live-Bühne ist quasi ein Computernetzwerk und Gitarre, Bass, Schlagzeug, egal was, kommt zunächst auf die RedNet-Interfaces und von dort aus geht es dann auf das Dante-Netzwerk. Dante wird ja als Netzwerkprotokoll bei der  RedNet-Serie verwendet. Wir haben dort für FOH- und Monitoring-Mischpulte, die ebenfalls dieses Protokoll verstehen. Nur dann macht das Ganze auch Sinn. Das Gute an Dante ist, dass man quasi unbegrenzte Kanalanzahl hat. Man hat also immer so viele Kanäle wie man braucht und hat dadurch sehr viele Möglichkeiten. Weiter kann man intern im Netzwerkverbund auch sehr flexibel und beliebig routen. Das macht sehr viel Sinn in Zusammenhang mit Zuspielern und Effekten sowie den Ableton Sample-Geschichten die wir einsetzen. Wir wollten zudem auch Plug-In-Effekte aus dem Studio auf die Bühne bringen und brauchten dafür auch entsprechende Kanäle. So können wir jetzt einen bestimmten Effekt, den wir in Pro Tools oder Ableton gut finden, ins System patchen und routen und Live über Controller steuern. Bei der Einbindung von Plug-Ins ist auch die superkurze Latenz, die RedNet mit Dante bietet, sehr wichtig.

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proaudio.de: Wie sieht denn die Struktur genau aus?

Daniel Grunenberg: Wir haben ein FOH- und Monitorplatz mit Yamaha-Mischpulten CL1 und CL5. Von denen gehen zwei CAT-7-Leitungen an die Yamaha Rio-Stageboxen (R Series I/O-Racks) auf der Bühne. Die zweite Leitung ist dabei lediglich als Redundanz gedacht. Meine Station für Keyboard und Samples sowie die beiden Stationen für Keyboard und Bass sowie für Keyboard und Gitarre gehen je direkt auf ein RedNet-Interface. Das Routing erfolgt über das Dante Control. Damit kann man dann z. B. definieren das Eingang 5 von der Gitarren-Station auf  Kanal 20 des Dante-Netzwerkes gehen soll etc. Das Patchen geht von jedem Standort aus, was sehr praktisch ist. Wir haben auch eine zeitsynchronisierte Videoshow, die von dem Click des Drummers aus gestartet, bzw. kontrolliert wird. Da sind Events auch auf einzelne Frames der Songs programmiert. Auch hier hilft Dante denn der entsprechende Rechner der das steuert, ist auch ins Netzwerk eingebunden.

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proaudio.de: Welche RedNet-Interfaces habt Ihr eingesetzt?

Daniel Grunenberg: Bei mir und an dem Bass und der Gitarre haben wir je ein RedNet 4, da man vom DI-Signal oder Keyboard direkt in den XLR-Eingang der RedNet gehen kann. Der Drummer hat ein RedNet 2 im Einsatz. Der Vorteil an dem ganzen System das wir aufgebaut haben ist, dass wir durch die hohe Kanalanzahl auch entsprechende Redundanz haben und so Ausfälle kompensieren können. Selbst wenn eine RedNet komplett ausfallen würde geht die Show weiter. Dazu muss man aber sagen, dass wir 2013 an die 180 Shows gespielt haben und nie ist irgendetwas ausgefallen. Die RedNet-Interfaces und das gesamte Dante-Netzwerk haben sich in der Praxis als extrem robust und stabil herausgestellt und sehr bewährt.

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proaudio.de: Gab es noch besondere Hürden die zu nehmen waren?

Daniel Grunenberg: Ja wir standen noch vor einem Problem das gelöst werden musste. Für viele Live-TV-Shows müssen wir die Signale, z. B. für den Ü-Wagen, splitten, damit dort der Fernsehton gemischt werden kann.  Dafür haben wir dann noch weitere drei RedNet 2 eingesetzt, über die dann alle unsere Signale nochmals  als analoge Signale bereitgestellt werden. Das Patching hierfür erfolgt einfach über das Dante-Routing. Somit war auch dieses Problem gelöst.

proaudio.de:  Welche Vorteile ergeben sich denn sonst noch im Live-Betrieb?

Daniel Grunenberg: Da wir auch auf sehr vielen Festivals spielen, müssen wir da immer innerhalb von zehn Minuten aufgebaut haben und spielbereit sein. So war es uns auch wichtig, dass wir ein System haben, bei dem die Aufbauzeiten kurz sind. Lediglich das Schlagzeug braucht dann noch einen kurzen Soundcheck aber die anderen Sachen spielen wie immer. Auch das ist in der Praxis ein sehr großer Vorteil des Dante-Netzwerks. Auch ein Einpegeln der Quellen entfällt, bzw. reduziert sich gegenüber analoger Audiotechnik auf sehr wenige Variablen.  

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proaudio.de: Und  haben sich auch klangliche Vorteile ergeben?

Daniel Grunenberg: Ja total. Die Wandler der RedNet sind unglaublich gut. Ich setze ja auch sehr viel analoges Equipment ein und da muss ich einfach sagen, dass es sehr beeindruckend ist, was die RedNet-Interfaces da aus dem Equipment rausholen und transportieren. Wir spielen die Samples ja  in 24 Bit / 48 kHz aus und das ist klanglich auch schon insgesamt ein großer Schritt, den wir mit dem Einsatz von RedNet gemacht haben.

proaudio.de: Somit darf man davon ausgehen, dass der Live-Einsatz des RedNet nicht beendet ist.

Daniel Grunenberg: Auch 2014 werden wir wieder mit dem System auf Tour gehen. Wir werden wahrscheinlich noch etwas updaten und erweitern, um das Gesamtsystem noch zu optimieren.

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proaudio.de: Und was meinst Du? Macht RedNet auch bei kleineren Installationen Sinn?

Daniel Grunenberg: Ich glaube der Trend geht gerade im Live-Sektor mehr und mehr in Richtung Einsatz von Netzwerktechnik. Es lohnt sich also für jeden, mal darüber Gedanken zu machen, ob so ein System nicht für einen selber auch eine interessante Option darstellt. Man muss auch kein Netzwerkspezialist sein, um die RedNet-Serie zu nutzen. Es ist nicht erforderlich den Geräten IP-Adressen zuweisen und man muss sich damit also auch nicht mit auskennen. Sobald man ein RedNet-Interface an das Netzwerk einsteckt, tauchen es auf und ist nutzbar.

Übrigens nutze ich mittlerweile RedNet auch in meinem eigenen Studio. Ich arbeite dort sehr DAW-bezogen. Als Schlussinstanz setze ich aber immer noch ein Analog-Summieren ein. Auch hier hilft mir RedNet, in dem ich 32 Kanäle auf den Stereo-Summierer ausgeben und hole so noch den letzten Kick raus. Auch zum Aufnehmen ist das super, denn ich habe da nur ein Netzwerkkabel zu dem Raum, in dem ich das Schlagzeug aufnehme.  Alles ist mit den RedNet-Interfaces viel entspannter.

proaudio.de: Vielen Dank für das interessante Gespräch und Deine Zeit Daniel. Wer noch mehr über die RedNet-Serie erfahren möchte, der sollte sich den Videobeitrag Focusrite RedNet anschauen, den wir auf proaudio.tv erstellt haben. Dort stellen wir die Technik der RedNet-Serie im Detail vor.